Test: Yamaha R9

Yamaha hat mit der R9 einen zugänglichen Dreizylinder-Supersportler auf Basis der MT-09 gebaut. An der Präsentation hat der preiswerte Alltagsrennen absolut begeistert. Doch es gibt noch Vorbehalte!
Als mehrheitstauglicher Alltags-Supersportler sollte sich die Yamaha R9 beweisen. Wir sind zum Pressetest nach Spanien gereist, um das neue Dreizylinder-Supersport-Bike auf der Rennstrecke und der Strasse zu testen. Schafft die R9 den Spagat?
Im Supersport-Segment wird es immer schwieriger, die Anforderungen für den Rennstreckeneinsatz und den Alltag unter einen Hut zu bekommen. Dies einerseits wegen der strengen Homologationsvorschriften, andererseits aber auch weil die Supersportler als Basis für den Rennsport immer radikaler und kompromissloser werden.
Yamaha bietet ihr Superbike R1 deshalb nur noch für die Piste an. Dasselbe gilt für das Supersport-Bike R6. Nun hat Yamaha aber auf der Plattform der MT-09 einen neuen, zugänglicheren und preiswerten Strassen-Supersportler gebaut: die Yamaha R9.

Yamaha R9: sportliches Outfit mit Winglets und Scheinwerferlinse im zentralen Luftschacht.
Sie kommt mit dem vielgelobten 890 cm³ grossen Dreizylinder CP3, den wir bereits aus dem Naked Bike MT-09, dem Tourer Tracer 9 oder der XSR900 bestens kennen. Der drehmomentstarke CP3 mit knapp 120 PS kann im Gegensatz zu Reihenvierzylindern auch sehr tieftourig und damit schaltfaul gefahren werden. Er ist für Yamahas Mission geradezu prädestiniert.
Verschärfte Basis
Für den Supersportler Yamaha R9 wurde die MT-09-Basis deutlich verschärft: Etwa mit angepasstem, steiferem Rahmen und steilerem Lenkkopf, dazu wurde die Yamaha R9 mit den neusten, hochwertigeren KYB-Federelementen und erstklassigen Brembo-Bremsen für die Rennstrecke fit gemacht. Gegenüber der R6 bietet sie eine deutlich gemässigtere Sitzposition mit höheren Lenkerstummeln und in zwei Positionen montierbaren Fussrasten. Zudem sitzt man auch näher am Lenker.
- Volleinstellbare KYB-Gabel
- Brembo Stylema Vierkolben-Monoblocs
So gerüstet soll die R9 gleichzeitig für die Piste passen, zugänglicher sein, aber auch für die engagierte Töfftour, ja gar den Alltag taugen. Und auch ihr Preis ist heiss: Mit Fr. 13 990.- wird die neue Yamaha R9 in der Preisliste geführt.
Spannung beim Test der Yamaha R9
Entsprechend gespannt waren wir auf den Test in Südspanien, wo die Yamaha R9 ihre breit gefächerten Fähigkeiten unter Beweis zu stellen hatte. Die Lage um Jerez (E) war aber nicht nur deshalb sehr angespannt. Vor unserem Test sind Unwetter über die Region gezogen, haben die MotoGP-Strecke von Jerez verwüstet, aber auch die Landstrassen im Umfeld beschädigt. Zudem wurden weitere Regenschauer angekündigt. Deshalb haben die Verantwortlichen bei Yamaha kurzfristig umdisponiert und den Test auf den neuen Circuit von Sevilla verlegt. Dort konnten wir die neue R9 wenigstens auf der Rennstrecke fahren, der Road-Test fiel ins Wasser.

In Sevilla konnten wir uns von der Rennstreckenperformance der schnittigen Yamaha R9 überzeugen.
Zugängliche Yamaha R9
Leider war es zunächst jedoch auch in Sevilla regnerisch. Mit Regenreifen war die Strecke wenigstens befahrbar. Dabei bewies die Yamaha R9 ihre unproblematische Zugänglichkeit. Zielsicher und mit ausgesprochen neutralem Handling drohte sie nie in Schräglage zu fallen, sträubte sich aber auch nicht mit unangenehmem Aufstellmoment gegen Kurven. Dies erleichterte mir das Kennenlernen der nicht ganz einfachen Piste ungemein.

Zentral und schwerpunktgünstig unter dem Motor positionierter Schalldämpfer. Nummernträger inkl. Beleuchtung sind einfach zu demontieren, gleiches gilt für die Rückspiegel mit integrierten Blinkern.
Natürlich war ich in der ersten Session hauptsächlich mit der Piste beschäftigt. Doch die R9 hat mich beim Erlernen der Streckenführung insofern unterstützt, als sie sich absolut unproblematisch zeigte. Sie wartete nicht mit Tücken auf, schenkte viel Vertrauen und glänzte mit einfach und sehr präzise dosierbaren Bremsen. Die stachen so positiv hervor, dass selbst der Entscheid der Verantwortlichen, beim Test das ABS zu deaktivieren, nicht weiter beunruhigte.
Auch der CP3-Motor passt super für die Rennstrecke. Mit dem satten Drehmoment auch aus tiefen Drehzahlen war ich nie im falschen Gang und konnte stets kraftvoll beschleunigen.
Uneingeschränkter Spass
Nach einem weiteren Regenschauer trocknete die Piste schnell ab, sodass wir am Nachmittag mit den serienmässigen Bridgestones Battlax RS11-Reifen ausrücken konnten. Jetzt war der Spass perfekt.

Mit klarem Feedback und viel Vertrauen liess uns die Yamaha R9 das Tempo erhöhen.
Sicher konnte ich mich so ans Limit herantasten und die Rundenzeiten deutlich verkürzen, was die Anzeige über die kostenlose Y-Trac-App mit GPS-Unterstützung (z.B. übers Smartphone) im 5-Zoll-TFT belegte.

Rundenzeiten bzw. deren Verbesserung erschienen über die Y-Trac App jeweils direkt im 5-Zoll-TFT-Farbdispaly.
Auch bei beherztem Angasen überzeugt die R9 absolut – vom Fahrwerk, über das klare Feedback, das leichtfüssige, präzise Handling bis zu den hervorragenden Bremsen. Sie macht richtig Spass und unterstützt so auch auf der Zeitenjagd. So ist sie definitiv einfacher zu fahren als eine R1 oder R6 – wirklich ausgesprochen zugänglich. Der Fahrspass ist mit dieser R9 definitiv garantiert. Ich bin begeistert.
Noch Fragezeichen
Auf der Rennstrecke hat die R9 also definitiv überzeugt. Dort ist sie leistungsmässig zwar kein Ersatz für die R1, für die R6 aber sehr wohl. Als Rennsportbasis hat sie mit dem Sieg des Saisonauftakt-Rennens zur Supersport-WM ihr Potenzial schon bewiesen.
Die Frage, ob die Yamaha R9 nun der ultimative Allround-Supersporter ist, können wir allerdings noch nicht beantworten. Die Prüfung auf der Piste hat sie mit Bravour bestanden. Ob sie auch auf der Strasse den hohen Erwartungen gerecht wird, werden wir baldmöglichst in einem Vergleichstest mit der neuen Ducati Panigale V2 klären. Stay tuned!

Die Yamaha R9 gibt es ab Mai 2025 für 13 990 Franken in Blau oder Schwarz.
Weitere Infos: hier.