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Test: Ducati Multistrada V4 Rally

Ducati hat ein neues Multistrada-Flaggschiff gebaut. Der Name «Adventure» war schon vergeben, deshalb erhielt die neue Globetrotter-Multistrada V4 mit 30-Liter-Tank den Anhang Rally. Bei unserem Test auf Sardinien begeisterte die Abenteuer-Ducati trotz massig Gewicht mit beeindruckender Performance.

Die Fernreise-Ducati heisst Multistrada V4 Rally. Sie versteht es verblüffend gut, die vermeintlich beschwerliche Reise angenehm zu gestalten und für allerlei Überraschungen gewappnet zu sein.

 

Für die Ducati Multistrada V4 Rally endet das Abenteuer definitiv nicht mit dem Asphaltband.

 

Angefangen beim 30-Liter-Tank aus Aluminium, mit dem die teilweise beschränkten Reichweiten der durstigen Multistrada V4 der Vergangenheit angehören. Eindrücklich ist, dass die Kontur der Multistrada V4 trotz 8 Liter grösserem Tank fast unverändert blieb. Da die Abenteuerreise sich in der Regel nicht aufs Asphaltband beschränkt, wurden der Federwege des semiaktiven Marzocchi-Fahrwerks auf 200 mm vergrössert. Zudem erhielt die Rally fürs Gelände einen robusteren Alu-Motorschutz und Speichenräder.

 

 

Strassen-Performance gewahrt

Um die vielgerühmten Qualitäten der Multistrada V4 S auf Asphalt zu wahren, setzte Ducati bei den schlauchlosen Speichenrädern nicht auf die Offroad-Dimensionen 21/18 Zoll, sondern blieb beim 19-Zoll-Vorderrad und dem 17-Zoll-Hinterrad. Für zusätzlichen Reisekomfort erhielt die Rally eine höhere und breitere Windschutzscheibe und für ein grösseres Platzangebot rückten die Kofferaufnahmen weiter zurück und der Soziussitz kann weiter hinten positioniert werden.

 

Bei den schlauchlosen Speichenrädern wurde speziell mit einer leichteren Radnabe deutlich Gewicht gespart. Für unseren Test waren Pirelli Scorpion Rally STR aufgezogen. Serienmässig kommt die Ducati Multistrada V4 Rally aber auf Pirelli Scorpion Trail II

Elektronische Helfer

Die Multistrada V4 Rally ist das vollausgestattete Flaggschiff unter den Multistradas. Für maximale Sicherheit und besten Reisekomfort ist sie mit viel Elektronik bestückt: Neben dem semiaktiven Fahrwerk ist auch die Radar-Technik für einen adaptiver Abstandstempomat und den Toter-Winkel-Assistenten serienmässig an Bord.

Dazu gibt’s das Kurven-ABS, eine schräglagenabhängige Traktionskontrolle, die Wheelie Kontrolle, Kurvenlicht, Blipper, eine einstellbare Motorbremskontrolle und viele andere Helfer serienmässig.

 

 

Neben den Riding Modes Sport, Touring und Urban besitzt die Multistrada V4 Rally einen überarbeiteten Enduro-Modus, der die Leistung auf 114 PS begrenzt. Die Traktionskontrolle arbeitet mit niedrigerer Eingriffsstufe und die Wheeliekontrolle wird genauso wie die ABS-Regelung am Hinterrad deaktiviert. Dazu kommt natürlich die passende Fahrwerksabstimmung fürs Gelände.

Wie alle anderen Fahrmodi der Multistrada lässt sich jedoch auch der Enduro-Modus nach Belieben zusammenstellen.

Vollausgestattete Rally

Der neuen Multisrada V4 Rally konnten wir auf den begeisternden Kurvenstrassen und Schotterpisten Sardiniens bereits auf den Zahn fühlen.

 

Die Rally ist trocken mit 227 kg immerhin 12 kg schwerer als die V4 S. Vollgetankt kommt sie dann gar auf stolze 260 kg.

Für unseren Test hat Ducati die Multi nicht nur vollgetankt, sondern auch noch mit dem Travel-Paket inklusive den Alu-Seitenkoffern versehen – So wie sie von der Kundschaft wohl auch meistens bewegt wird. Ohne Koffer gibt’s die Multistrada V4 Rally ab Fr. 28’090.-, in der von uns gefahrenen Variante in mattschwarz mit gebürstetem Alu, Sturzbügel und den Zusatzscheinwerfern kommt die Highend-Multistrada in der Schweiz allerdings auf stolze 32’465.30 Franken.

 

Die Ducati Multistrada V4 Rally gibts in Rot oder in Schwarz mit gebürstetem Alu-Tank.

 

Elektronische Hilfe

Durch die längeren Federwege stieg auch die Sitzhöhe um 30 mm an. Da sie bei der V4S noch moderat ausfiel, liegt die Sitzhöhe bei der Rally nun auf 870 – 890 mm. Mit meinen 176 cm reicht es nicht mehr ganz, um mit beiden Fersen den Boden zu erreichen. Doch die «Minimal Preload» Funktion bietet die Möglichkeit die Multistrada um 2-3 cm abzusenken, damit sie im Stand besser in der Balance gehalten werden kann. So erreiche auch ich mit beiden Fersen den Boden. Das ist besonders im Stadtverkehr oder beim Rangieren sehr praktisch. Die vorgewählte Federvorspannung am Heck wir durch einen weiteren Knopfdruck vom Stellmotoren oder bei Tempi über 90 km/h automatisch wieder hergestellt. Reicht die Heckabsenkung nicht für einen sichern Stand, hat Ducati noch niedrigere Sitzbänke und einen Tieferlegungskit im Angebot.

Kurvenfieber auf Sardinien

Ich machte mich auf einen schweren Brocken gefasst. Doch die 260 kg schwere Mutistrada V4 Rally hat mich positiv überrascht. Zwar schien mir zunächst die Abstimmung etwas schwammig. Ich dachte das sei die logische Folge des stolzen Gewichts. Doch nachdem ich im Sport-Modus statt der Fahrwerks-Abstimmung „Medium“ auf „Hard“ umgestellt hatte, glänzte auch die Rally mit satter Strassenlage und klarem Feedback.

 

Mit entsprechender Fahrwerksabstimmung liefert die Ducati Multistrada V4 Rally trotz ihres Gewichts ein klares Feedback sportliches Potenzial.

 

Dies obwohl auf dem Testmotorrad nicht die serienmässigen, strassenorientierten Pirelli Scorpion Trail II sondern die vielgelobten offroadorientierteren Scorpion Rally STR montiert waren. Speziell am Nachmittag, als wir bei höheren Temperaturen ein verschärftes Tempo ansetzten, wurde die Rally STR Reifen mit der weicheren Karkasse allerdings schon etwas schwammig. Da wäre die Strassenperformance mit der Originalbereifung wohl besser gewesen.

Der V4 mit seinen 170 PS, seiner gutmütigen Leistungsentfaltung und bei Bedarf brachialem Vortrieb ist immer wieder ein Erlebnis. Die Rally taugt bestens zum gemütlichen Touren, kann aber auch richtig sportlich durchs Kurvenlabyrinth gejagt werden.

Sardinien Rally

Doch wie schlägt sich der vollgetankt 260 kg schwere Powerbrocken im Gelände? Nach der guten Performance auf Asphalt überraschte mich die Rally auch im Gelände. Natürlich ist sie nicht fürs schwere Gelände prädestiniert, zeigte aber auch hier eine tolle Performance. Auf den Schotterstrassen bereitete sie mir sogar  richtig Spass.

 

Auch hier versteckt sie ihr Gewicht gekonnt. Mit den montierten Rally STR Reifen konnte man es sogar richtig zügig angehen lassen. Natürlich war das bei diesem Gewicht mit Arbeit verbunden, dennoch war es nie mühsam oder erschreckend. Das Offroad-ABS und die Traktionskontrolle schenkten das nötige Vertrauen, ohne zu bevormunden. Die Rally begeisterte auch im Gelände! Dies obwohl sie ein reiseorientiertes Abenteuer-Motorrad und nicht in erster Linie ein Offroader ist. Wer mit einer Ducati regelmässig ins Gelände will, wird sich wohl besser für die Ducati DesertX entscheiden.

 

Dennoch Ducati hier ein veritables Flaggschiff gebaut, an dem alles verbaut ist, was es derzeit zu ordern gibt. Ein absoluter Highend-Abenteurer, der überraschend einfach zu fahren ist aber auch seinen Preis hat.

 

Wenn das Abenteuer ruft hat Ducati eine Antwort.

 

Weitere Infos und Preise gibts hier.

Überblick über die Überprüfung
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