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Kove 800X Pro im Test

Die Kove 800X Pro leistet 95 PS, wiegt vollgetankt 190 kg, ist sportlich, verspricht mit langen Federwegen gute Offroadtauglichkeit, ist ordentlich bestückt und kostet weniger als 10’000 Franken. Zu schön, um wahr zu sein?

Abenteuerenduros bieten gegenüber den vollausgestatteten Reiseenduro-Flaggschiffen eine deutlich bessere Offroadtauglichkeit. Deshalb rücken Faktoren wie Fahrwerk und Federwege, Radgrössen und Gewicht ins Zentrum, aber auch Motorschutz, Sturzbügel und für die Reise ausreichend Leistung sind von Vorteil. Yamaha Ténéré 700 und Aprilia Tuareg 660 sind mit Feder­wegen von 210 bzw. 240 mm sowie nur gerade 202 kg vollgetankt für knapp 12’000 Franken quasi die Platzhirsche.

 

Die Kove 800X Pro sieht vielversprechend aus. Abgesehen von den Handschützern ist quasi alles dran, was sich der Endurofahrer wünscht.

 

Doch nun kommt Kove mit der 800X Pro. Sie wiegt vollgetankt nur 190 kg, verfügt über ein volleinstellbares Fahrwerk (KYB) mit 240 mm Federweg sowie schlauchlose Kreuzspeichenräder in den Offroad­dimensionen 21/18-Zoll – bestückt mit den bewährten ­Pirelli Scorpion Rally STR. Eine Aluplatte schützt den A2-tauglichen 799er-Zweizylinder mit 95 PS, Stürzbügel halten die Schäden bei Unfällen in Grenzen. Und das alles gibt es bereits für 9790 Franken!

Starke Offensive aus China

Ein bestechendes Angebot, denn die Kove 800X stellt damit sowohl Ténéré als auch Tuareg gewichts- und leistungsmässig in den Schatten. Zudem tritt die Chinesin mit radial angeschlagenen Vierkolbenzangen von Taisko (baugleich mit Nissin), Lenkungsdämpfer, solider Gepäckbrücke und 5-Zoll-TFT-Display mit Connectivity für die Kartennavigation an. Ein optionales Alu-Kofferset folgt demnächst. Kann sie so bestückt gar in der Adventure-Mittelklasse mitmischen?

 

Optisch macht die Kove einen guten Eindruck. Ihr Reihenzweizylinder sieht dem ebenfalls in China bei CFMoto gebauten LC8c von KTM zum Verwechseln ähnlich. Selbst das Bohrungs/Hubverhälnis stimmt mit 88 × 65,7 mm überein. Die Navigation im übersichtlichen TFT-Display über die linke Lenkerarmatur ist selbsterklärend. ­Zwischen den Fahrmodi Sport und Eco waren am Testmotorrad abgesehen von der Displayfarbe keine Unterschiede festzustellen. Im Display gibt es zwar keine Aussentemperaturanzeige, dafür sind Reifendruck und Reifentemperatur vorn und hinten ab­rufbar. Im Cockpit sind zudem zwei USB-Steckdosen (USB-A und USB-C) vorhanden. Die Federvorspannung hinten kann per Handrad angepasst werden.

Flinker Reisetöff

Die Ergonomie auf der 800X passt mit meinen 175 cm Körpergrösse perfekt. Dank taillierter Sitzbank erreiche ich mit beiden Füssen gut den Boden. Hinter dem breiten Lenker sitzt man aufrecht in angenehmer und fahraktiver Haltung. Der Knieschluss am Tank fällt trotz 20 Liter Fassungsvermögen eng aus. Die Ausbuchtungen für die Knie reichen für Fahrer über 180 cm jedoch zu wenig weit nach vorn. Innerorts fallen Lastwechsel, also die harte Gasannahme und eine ausgeprägte Motorbremse, auf, was das Halten einer konstanten Geschwindigkeit erschwert.

Im Kurvenrevier kann man es mit der Kove 800X auch zügig angehen. Die Gasannahme in Kurven dürfte aber feiner ausfallen.

Im Kurvenrevier gibt sich die Kove flink, begeistert mit neutralem Handling und liegt satt auf dem Asphalt. Die ausgewachsene Bremsanlage mit radialem Bremszylinder ist sehr präzise dosierbar und verzögert bei Bedarf kräftig. Das ABS greift dabei nicht voreilig ein und schenkt viel Vertrauen. Auf der dynamischen Fahrt unterbrich hingegen die Traktionskontrolle bereits bei ansatzweisem Abheben des Vorderrads den Vortrieb. Um das Potenzial des kräftigen Twins ausschöpfen zu können, verzichte ich fortan auf dieses «Assistenzsystem».
Zum gemütlichen Fahren empfiehlt sich ein grosser Gang, da ansonsten die Lastwechsel stören – ab gut 2000/min nimmt der Reihen-Twin willig Gas an.

 

Leichter Offroader

Im Gelände spielt die Kove ihren Gewichtsvorteil voll aus und lässt sich sehr leichtfüssig bewegen. Mit ihren grossen Fahrwerksreserven können auch höhere Tempi angeschlagen werden. Die Ergonomie passt mit enger Taille gut. Für Fahrer ab 180 cm ist der Lenker jedoch zu niedrig. Das ABS kann voll oder nur hinten deaktiviert werden. Im zweiten Fall bleibt die Einstellung auch nach einem Neustart. Gleiches gilt auf Wunsch übrigens auch für die Deaktivierung der Traktionskontrolle.

 

Offroad zeigt die Chinesin also eine starke Performance! Störend sind hier nur die ausgeprägten Lastwechselreaktionen, speziell bei gemütlichem Endurowandern in den Rasten stehend, wobei sie den Fahrer zuweilen gar aus dem Gleichgewicht zu werfen drohen.
Dennoch bietet die 800X mehr, als man für ihren Preis erwarten konnte und positioniert sich nicht nur preislich ausserhalb der bisher bekannten Adventure-Kategorien.

 

Fazit

Die Kove sticht aus der Menge und ist mit anständigem Windschutz und hochwertiger Ausstattung auch für die offroadlastige Reise gewappnet. Sie macht einen fast durchwegs guten Eindruck. Bei der Motorelektronik muss Kove allerdings dringen nachbessern. Ansonsten hat Newcomer Kove in diesem Segment einen beachtlichen Einstand zu einem verführerischen Preis gegeben.

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