Yamaha MT-09 Y-AMT: il cambio a pedale era ieri, o forse no?
Die Fingerschaltung der neuen Yamaha MT-09 Y-AMT funktioniert top. Schalten mit dem Fuss war gestern – oder?
Die MT-09 Y-AMT ist Yamahas erstes Modell, das über das neue automatisierte Schaltsystem Y-AMT verfügt. In der Schweiz ist eine erste Lieferung ab Ende September 2024 erhältlich, die zweite Lieferung folgt dann im Frühling 2025. Dann ist ebenfalls eine 35-kW-Version erhältlich. Der Preis der MT-09 Y-AMT beträgt 11’990 Franken, womit sie Fr. 700.– mehr kostet als die Standard-Version.
Manuell oder vollautomatisch
Y-AMT steht für Yamaha Automated Manual Transmission. Gerne unterstreichen wir an dieser Stelle nochmals: Das System kann vollautomatisch schalten, aber es kann genauso manuell betätigt werden, ohne dass man als Fahrer bevormundet wird. Ganz so, wie bei einem konventionellen Getriebe. Mit dem einzigen, aber grossen Unterschied, dass die MT-09 Y-AMT weder einen Kupplungshebel noch einen Fussschalthebel besitzt.
Schaltwippe
Richtig: Manuell schaltet man ausschliesslich über eine Schaltwippe an der linken Lenkerarmatur. Bereits bei der Schaltwippe haben sich die Ingenieure viel überlegt. Sie ist ziemlich perfekt ergonomisch designt, was aber bei einer Lösung wie dieser auch erwartet werden darf. Die Wippe besteht aus zwei verbundenen Hebeln, die so positioniert sind, dass der Zeigefinger und der Daumen sie problemlos erreichen. Und zwar ohne Verrenken, Strecken oder gar loslassen des Griffs.
Alles mit dem Zeigefinger möglich
Zum Einlegen des ersten Gangs und zum Hochschalten zieht man mit dem Zeigefinger das vordere Hebelchen nach hinten. Zum Runterschalten gibt es zwei Möglichkeiten. Die erste ist es, mit dem Daumen den hinteren Hebel nach vorn zu drücken. Die zweite: mit der Oberseite des Zeigefingers das vordere Hebelchen nach vorn zu drücken. Beide Varianten funktionieren aufgrund der ergonomisch einwandfreien Auslegung sehr gut. Es lohnt sich, anfangs beide Möglichkeiten zu testen, um so die bevorzugte Variante für sich zu finden.
1/10 Sekunde
Sind die Gangwechsel einmal eingeleitet, benötigt Y-AMT für die Umsetzung lediglich eine Zehntelsekunde. Und das System führt sie nach dem Betätigen der Schaltwippe ohne jegliche Verzögerung aus. Eine „Bedenksekunde“ gibt es nicht. Insofern bestätigt sich die Absicht bzw. das Versprechen der Japaner, dass Y-AMT das Fahren tatsächlich einfacher und fokussierter machen kann. Denn selbst mit einem Quickshifter muss jeweils noch der linke Fuss auf der Raste bewegt werden. Für Routiniers ist das Lupfen des Schalthebels bzw. das Runterdrücken zwar auch ein einfacher Automatismus.
Weniger Bewegung durch Fahrer
Doch die notwendige Bewegung ist eindeutig grösser als sie es ist, wenn nur der Zeigefinger leicht bewegt werden muss. Insofern ist das Potenzial für Unruhe, die man als Fahrer ins Fahrzeug bringt – weil man bei der Fussschaltung den Fuss vielleicht erst unter den Schalthebel bringen muss – mit der Fingerschaltung deutlich kleiner.
Absolut sporttauglich!
Und damit gleich zu einer der wichtigsten Feststellungen: Ja, Y-AMT ist absolut sporttauglich! Wer das System mit dem rechten Zeigefinger am spezifischen Hebelchen in den manuellen Modus setzt, hat das gewohnte MT-09-Getriebe, das sich nun einfach mit einem bzw. zwei Fingern schalten lässt.
Unser erster Test
Unseren ersten Kontakt mit dem neuen Y-AMT bzw. der damit ausgerüsteten MT-09 hatten wir an der offiziellen Pressevorstellung in den Vorpyrenäen in Spanien. Hier hatten wir Gelegenheit, das System auf insgesamt 300 Kilometern zu testen. Und zwar auf Strassen aller Art. Gemächlich ging es durch Ortschaften mit vielen Kreisverkehren, entspannt über Autobahnabschnitte und engagiert über Landstrassen mit Kurven aller Radien.
Anlassen mit Bremse
Wichtig: Zum Anlassen des Motors muss wie etwa bei Rollern die Bremse betätigt werden, sonst passirt beim Druck auf den Startknopf nichts. Das ist auch dann der Fall, wenn der Neutral eingelegt ist. Wichtig ausserdem: Zum Parken gibt es an diesem Bike keine feststellbremse, da eine solche nicht benötigt wird. Wie an Töff mit konventioneller Schaltung, sichert man die MT-09 Y-AMT gegen das Wegrollen durch das Einlegen des ersten Gangs. Schaltet man nämlich den Motor mit eingelegtem ersten Gang ab, bleibt dieser eingelegt. Genauso ist es aber möglich, den Motor im Neutralen auszuschalten, dann bleibt dieser drin.
Spass mit der Automatik?
Unsere erste Testfahrt starte ich zunächst im sparsameren Automatikmodus „D“, welcher so ausgelegt ist, dass die Gänge möglichst früh gewechselt werden, um so eine grosse Effizienz zu erreichen. Optimal für (zurückhaltendes) Commuting durch Ortschaften und über die Autobahn. Runtergeschaltet wird erst, wenn die Drehzahl weit nach unten fällt oder wenn man den Gasgriff schlagartig aufreisst, etwa, wenn man überholen möchte.
Als wir die Autobahn verlassen, ist es Zeit für den spassigeren Automatikmodus „D+“. Hier ist das Drehzahlniveau grundsätzlich höher, die Gänge werden länger ausgefahren. In den noch kühlen Morgenstunden sind wir in den Kurven durchaus flott, aber noch nicht sehr sportlich unterwegs. Hier macht der D+-Modus ziemlich gut mit und hält meist den gewünschten Gang bereit. Oder anders gesagt: Der eingelegte Gang bietet dank dem bewährten CP3-Dreizylindermotor (890 ccm, 119 PS/87,5 kW, 93 Nm) immer genügend Druck, um bei voll geöffnetem Gas den Anschluss nicht zu verlieren.
Jederzeit manuell eingreifen
Hervorragend haben es die Ingenieure gelöst, dass man als Fahrer jederzeit mit der Schaltwippe die Automatik übersteuern kann. Will ich also vor der Kurve lieber noch einen Gang runterschalten – etwa auch, um die Motorbremse stärker zu nutzen – kann ich ganz einfach einen Gang (oder auch zwei) durch entsprechendes Drücken der Schaltwippe runterschalten. Dasselbe ist natürlich auch am Kurvenausgang möglich, wenn ich feststelle, dass mir die Kollegen doch davonziehen.
Anfahren und anhalten immer automatisch
Spätestens, wenn man merkt, dass man doch öfter dazwischenfunkt, lohnt es sich, in den manuellen Modus zu wechseln. Und ab diesem Moment geht alles wie auf einem konventionellen Töff, der über einen Blipper verfügt – einfach per Finger anstatt per Finger und Fuss. Wie im Automatikmodus erfolgt das Einkuppeln beim Anfahren (und das Auskuppeln beim Anhalten) auch im manuellen Modus absolut automatisch. Das Durchmogeln in der Rushhour haben wir zwar ausgelassen, doch das eine oder andere Wendemanöver beim Fotoshooting gab es dennoch. Hier zeigte sich: Das automatische Einkuppeln erfolgt stets gleich und mindestens so fein wie es ein geübter Motorradfahrer per Kupplungshebel tut.
Kurzer Dosierweg
Es zeigte sich aber auch, dass auch für den Stellmotor der extrem kurze Dosierweg derselben Mehrscheibenkupplung im Ölbad (mit Assist- und Slipperfunktion) eine gewisse Herausforderung darstellt. Zwar kommt es hier beim Anfahren nie zu einem unbeabsichtigten Hochdrehen des Motors (was bei manueller Kupplungsbetätigung schon mal der Fall sein kann) und das Anfahren bzw. Schritttempofahren ist einfach und reproduzierbar möglich. Doch das effektive Greifen des Gangs erfolgt immer mit einem kleinen, spürbaren „Klack“. Wir haben das im Vergleichstest der Standard-MT-09 mit der Ducati Monster+ und der KTM 990 Duke (Rivista MOTO.CH 08/24 bzw. Video auf unserem YouTube-Kanal) als „An-/Aus-Stellung“ bezeichnet.
Besser als mit Blipper?
Einmal losgedüst, schaltet sich das Getriebe per Zeigefinger bzw. Zeigefinger und Daumen tadellos. Die Gangwechsel erfolgen gefühlt auch schneller als über den Fussschalthebel – selbst im Vergleich zur MT-09-Version mit Standardschaltung und Blipper. Das Durchschalten der Gänge beim Beschleunigen erfolgt fast nahtlos. Das Runterschalten im Schiebebetrieb ebenso. Im Heizermodus funktioniert das Y-AMT genauso wie beim Cruising. Wobei das Runterschalten unter Zug härter ausfällt. Etwa dann, wenn man zum Überholen ansetzen will und feststellt, dass der nächstkleinere Gang doch von Vorteil wäre.
Kritik?
Die MT-09 Y-AMT ist Yamahas erstes Modell mit dem neuen Schaltsystem. Weitere werden folgen, was wir sehr begrüssen. Denn das System arbeitet bereits jetzt schon in allen möglichen Situationen auf der Strasse sehr gut. Es hat aber auch noch Potenzial, besonders im Automatikmodus. Für uns wie auch andere Tester, die an der Pressevorstellung in den spanischen Vorpyrenäen dabei waren, war es etwa nicht nachvollziehbar, warum das System nicht mit der verbauten IMU (Trägheits-Messeinheit) gekoppelt wurde. Diese registriert, ob das Motorrad zum Beispiel gerade beschleunigt, bremst oder sich in Schräglage befindet. Die verbauten Assistenzsysteme ABS, Traktionskontrolle und Wheeliekontrolle nutzen diese Daten (Stichwort: Kurven-ABS).
Da das Y-AMT nicht mit der IMU gekoppelt ist, kann es vorkommen, dass im Automatikmodus auch in Kurvenfahrt Gänge h0chgeschaltet werden, so, als befände man sich in bummeliger Geradeausfahrt. Unter Berücksichtigung der bestehenden Schräglage würde das System aufs Schalten in diesem Moment verzichten und den weiteren Verlauf nach Verlassen der Kurve abwarten. Insbesondere vom sportlicheren Modus „D+“ würde man eine derartige Auslegung erwarten.
Conclusione
Die MT-09 Y-AMT ist ein tolles Motorrad, das zu einem fairen Aufpreis von aktuell 700 Schweizer Franken eine neue Welt des Fahrens eröffnet und zwar für Routiniers wie für Anfänger. Im manuellen Modus steht es einem Töff mit Blipper in nichts nach, macht Schaltvorgänge sogar noch einfacher und ggf. auch schneller. Zudem bietet Y-AMT bei einem minimalen Mehrgewicht von nur 2,8 Kilogramm (Gesamtgewicht fahrfertig: 196 kg) einen vollwertigen Schaltautomaten, der zwar (noch) nicht auf Supersport getrimmt ist, bei flotter Fahrweise aber durchaus ebenso für gute Laune sorgt.
Auch abgesehen vom neuen Y-AMT hat uns die MT-09 auf dieser Testfahrt gut gefallen. Ihre auf 2024 erneuerte Ergonomie mit stärkerer Vorderradorientierung hat gepasst. Der verkleinerte Kniewinkel hat sich erst in der zweiten Tageshälfte bemerkbar gemacht. Und das Fahrwerk macht wie im Standardmodell einen guten Dienst. Nur auf sehr holprigen Abschnitten wünschte ich mir für den engagierten Ritt eine etwas stärker dämpfende Hinterhand.
Mehr zu den Qualitäten der MT-09, die sich nicht auf das neue Y-AMT beziehen, gibt es in diesem MOTO.CH-Fahrbericht sowie in diesem MOTO.CH-Vergleichstest-Video auf YouTube.
Individuelle Antwort
War Fussschaltung nun gestern? Die Antwort auf diese Frage ist wohl eine höchst individuelle. Generell aber lässt sich sicher sagen, dass Yamaha keinen Fehler macht, das System, das seine Anfänge im automatisierten Schaltgetriebe des grossen Tourers FJR 1300 AS hat, in die heutige Zeit und in beliebte, massentaugliche Modelle zu übertragen. Dass die Nachfrage künftig steigen wird, ist sehr wahrscheinlich. Zum einen bei Routiniers, die mit dem System durchaus noch auf der letzten Rille fahren, es nach Lust und Laune aber auch mal entspannt angehen können und das Schalten dabei vollkommen der Automatik überlassen können. Zum anderen wohl auch bei jungen Töfffahrern oder auch nicht mehr ganz jungen, die erst gerade einsteigen, und die automatisierte Getriebe vielleicht schon vom Auto her kennen und als selbstverständlich erachten…
Für Menschen mit Handicap
Automatische bzw. automatisierte Schaltgetriebe, wie sie etwa auch Honda mit dem DCT, der ebenfalls neuen E-Clutch oder BMW mit der Kupplungs- und Schaltautomatik ASA anbieten, bringen nicht nur zusätzlichen Komfort, sondern können u. U. für Menschen mit einem Handicap das Motorradfahren gar erst ermöglichen. Das ist zwar bereits jetzt teilweise möglich, ist aber oft mit aufwändigen Umbauten verbunden.
Mehr Yamaha in der Schweiz: yamaha.ch