Ducati Multistrada 950 S – jetzt auch im Testvideo!
Ducati hat für 2019 seine „kleine“ Multistrada neu aufgelegt. Und zum ersten Mal gibt es sie nun auch als üppig ausgestattete S-Version. Genau dieser haben wir in Spanien auf den Zahn gefühlt.
Im Testvideo erläutert TÖFF-Chefredaktor Daniele Carrozza was er von der neuen Ducati Multistrada 950 S hält. Alle weiteren Infos findet Ihr unten im Testbericht.
Mit der ersten wassergekühlten Multistrada hat Ducati vor knapp 10 Jahren im grossen Stil Neuland betreten. Und die Reiseenduro mit scharfem Design hat sich seither nicht nur prima verkauft – inzwischen bilden die Multis faktisch die Bestseller-Baureihe der Roten -, mit ihr begann die sonst kompromisslos sportlich orientierte Marke vermehrt auch mit Attributen wie Versatilität und Standfestigkeit in Verbindung gebracht zu werden.
Das grosse Elektronik-Plus
Das Geschäft läuft, die Familie wächst. Wobei 2017 die „kleine“ Multistrada mit dem 950er-Testastretta 11 Gradi zur Familie stiess. Nicht wenige behaupten seither, die 950er sei unter dem Strich die bessere Multistrada. Umso gespannter sind wir jetzt auf das erste umfassende Update der 950er, die erstmals auch als S-Variante angeboten wird (ab März ab 17‘390 Franken).
Zunächst zu den Neuerungen, die sowohl die Basis (ab März ab 15‘190 Franken) wie auch die S betreffen: Die neue Sechsachsen-IMU von Bosch ermöglichte die Implementierung eines Kurven-ABS, der Berganfahrhilfe, der effizienteren Traktionskontrolle und der Blinker mit automatischer Abschaltfunktion. Neu sind auch die wartungsfreundlichere hydraulische Nasskupplung, mit der sich der Neutrale besser auffinden lassen soll, die leichtere Schwinge und die neu gezeichneten Gussräder, welche die Multi ebenfalls ein halbes Kilo leichter machen (230 Kilo fahrfertig).
Besitzer der S-Variante dürfen sich zudem über folgende Features freuen:
- Adaptives Fahrwerk Skyhook Suspension EVO
- Bidirektionaler Quickshifter (für die Basis nachrüstbar)
- Funkschlüssel
- Voll-LED-Scheinwerfer mit Kurvenlicht
- Fünfzoll-TFT-Display aus den 1260er-Schwestern mit neuer Benutzerschnittstelle (Basis-Modell: LCD)
- Freisprecheinrichtung
- Tempomat
- Umleuchtete Lenkerarmaturen
Wir testen heute die S-Modellvariante „Touring Pack“ mit Seitenkoffern (31 bzw. 26 l), Griffheizung und Zentralständer (ab 18‘650 Franken). Ducati hat unsere Testbikes zudem mit den Stahlspeichenrädern (1920 Franken, plus 5 Kilo) ausgestattet. Auf uns warten 320 Kurvenkilometer im Hinterland von Valencia – los gehts!
Power: nicht zu viel, nicht zu wenig
Hoch zu Ross (840 mm Sitzhöhe) finden die Hände instinktiv ihren Weg zum breiten Lenker, der Torso nimmt eine aufrecht-entspannte aber aktive Haltung ein. Der Kniewinkel fällt verhältnismässig eng aus, dafür wird die Schräglagenfreiheit heute nie zum Thema werden. Nichts zu meckern gibt‘s beim komfortablen Sitz und beim einhändig über einen Bereich von 60 mm einstellbaren, effizienten Windschutz.
Ab 2200/min dreht der V2 mit 937 ccm, 113 PS und einem Drehmoment von 96 Nm ohne zu stottern rund vor sich hin. Zwischen 3500 und 9000/min stehen konstant mindestens 80 Prozent des maximalen Drehmoments bereit, was sich in einem sehr breiten nutzbaren Drehzahlband und – als willkommene Konsequenz – in wenig Schaltarbeit äussert.
Neben der luftigen Drehfreude passt auch die unabhängig von Drehzahl und vorgewähltem Leistungsmodus (Sport, Touring, Urban und Enduro) immerzu sehr sanften Ansprache. Die Power überfordert nie, langweilt aber auch nicht. Denn es ist jederzeit genügend Dampf im Kessel, um Fahrer und Bike mit Nachdruck aus der Szenerie zu katapultieren.
Während die neue Kupplung in der Praxis einen echten Gewinn darstellt, ist der Quickshifter leider nicht über alle Zweifel erhaben. Speziell beim Runterschalten fühlt er sich etwas hölzern an. Und beim Hochschalten dürften die Gangstufen im Teillastbereich etwas nahtloser flutschen. Unter Zug funktioniert der Shifter jedoch prächtig. Die leichten Vibrationen im Gesässbereich sind so weit problemlos zu verkraften. Zu begrüssen wäre jedoch, wenn Ducati die nach wie vor etwas umständliche Prozedur zum Wechsel zwischen den Leistungsmodi überdenken würde.
Fahrwerk mit Flow-Garantie
Es ist fast schon unverschämt, wie gut diese Multistrada ausbalanciert ist. Speziell in engen Wechselkurven, wo die mit Touring Pack und Stahlspeichen doch stattliche 247 Kilo wiegende Multi von Vollschräglage zu Vollschräglage geworfen wird, begeistert das ausbleibende Kippen und Nachwippen. Und auch in schnellen Bögen beflügelt der nahezu perfekt getroffene Mix aus Handling und Stabilität! Ebenfalls top sind Präzision und Feedback. Unter dem Strich liegt damit ein unkompliziert-süffiges Chassis-Fahrwerk-Paket vor, das viel Vertrauen schenkt, die Hirnkapazitäten schont und damit keine Wünsche offen lässt. Bravo!
Bei den Bremsen schliesslich, können wir den Ingenieuren aus Bologna wiederum nur gratulieren. Die Brembo-Garnituren sind vorne wie hinten ein Traum.
Fazit Ducati Multistrada 950 S
Ist nun die grosse oder die kleine Multistrada die bessere? Sagen wir‘s so: Die kleine S ist sicher nicht die schlechtere der beiden. Sie ist hervorragend ausbalanciert, verfügt über einen versierten und druckvollen V2, weiss jetzt auch elektronisch zu überzeugen – die Leistungsmodi sind übrigens gut getroffen – und ist in der Summe ganz einfach zugänglicher als ihre grossen Schwestern; fordert weniger Konzentration, ist deswegen aber kein Bisschen langweilig.
Weitere Info auf www.ducati.ch
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