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Test CFMoto 800NK – mit Video

CFMoto 800NK

Mit der 800NK bringt CFMoto das zweite Produkt aus dem Joint Venture mit KTM auf den Markt. Heisser Ritt des preislich aggressiv positionierten chinesischen Mittelklasse-Nakeds auf den heissen Kurven Südfrankreichs.

Auf 120 Kurvenkilometern testen wir heute das Mittelklasse-Naked-Bike 800NK. Wie ihre Adventure-Schwester 800MT wurde auch sie bei Modena40 in Riccione (I) entwickelt und designt – hat also durchaus einen Bezug zu Europa.

 

Motorseitig kommt eins zu eins der Reihenzwei­zylinder der KTM 790 Duke zum Einsatz. Aus 799 ccm Hubraum werden hier ebenfalls A2-taugliche 95 PS generiert. Das maximale Drehmoment von allerdings 79 Nm (8 Nm weniger) pendelt sich bei 8000/min ein. Die Elektronik, also die Kalibrierung des Ride-by-Wire-Systems und der Riding Modes Rain, Street und Sport, wurde bei CFMoto in Eigenregie entwickelt.

 

CFMoto 800NK

Die Sportbremse ist auch für Einsteiger nicht überfordernd.

 

Auch beim Chassis wurde auf Synergien zurückgegriffen: Der Brückenrahmen entstammt im Wesentlichen dem KTM-Schnittmuster, die einstellbaren Federelemente stammen von KYB. Gebremst wird vorn mit radialer Vierkolben-Hardware und 320er-Scheiben von J.Juan – die Komponenten hinten mit Doppelkolben-Schwimmsattel stammen von selben Hersteller.

 

CFMoto 800NK: Die beiden Versionen

Die 800NK wird in zwei Varianten angeboten. Als Basismodell – «Sport» genannt – ab aggressiv kalkulierten 7390 Franken und als «Advanced», wobei bereits beim Basismodell das hohe Ausstattungsniveau erstaunt. Von einstellbaren Hand- und Fusshebeln über die Aluschwinge, Rundum-LED, dem einstellbaren Fahrwerk, abgewinkelten Ventilen, dem Tempomaten bis hin zum TFT-Display wird, gemessen am Preis, echt viel geboten.

 

CFMoto 800NK

Beide Modelle, die Basis (hinten) und die Advanced, werden in Schwarz und Weiss-Schwarz verfügbar sein. Preis Basis: Fr. 7390.–.

 

Apropos TFT-Display: Die Advanced kommt mit einem 8-Zoll-Touchscreen, der hoch statt quer steht. Er ist CarPlay-fähig und dürfte gefühlt etwa so gross sein wie ein iPad Mini. Weitere Exklusivitäten der Advanced sind der bidirektionale Quickshifter, der Lenkungsdämpfer und das Bluetooth-Keyless. Die Advanced ist denn auch drei Kilo schwerer als das fahrfertig 186 Kilo wiegende Basismodell. Apropos: Der Preis der Advanced wurde noch nicht kalkuliert, er dürfte sich allerdings – so unsere Vermutung – im Bereich zwischen 7800 und 8800 Franken bewegen.

 

Sich einrichten auf der 800NK

Vorweg: Auch wenn sie sich den Motor und die Chassis-Grundkonstruktion teilen, sind die KTM 790 Duke und die CFMoto 800NK doch sehr verschiedene Motorräder. Tatsächlich ist die CFMoto (bewusst) weit weniger «Ready to Race» ausgelegt. Was nicht heisst, dass sie keinen heissen Strich ziehen kann, doch dazu später mehr.

 

Beim Aufsitzen fällt schon mal positiv auf, dass ich – 174 cm – beidseits mit flachen Stiefelsohlen abstehen kann. Die Sitzhöhe beträgt denn auch lediglich 795 statt 825 mm. Allerdings ist das Sitzkissen schon straff gepolstert und es fällt nach vorn leicht ab, sodass man immer wieder zum 15-Liter-Tank hinabrutscht.

 

 

Lenker, Hebel und Armaturen liegen super zur Hand, der Kniewinkel der kompakt bauenden Chinesin ist sportlich eng, aber nicht angestrengt. Die Rutschkupplung lässt sich völlig stressfrei und sehr präzis mit nur zwei Fingern bedienen, das Getriebe fällt knackig aus und arbeitet mit kurzen Schaltwegen.

 

Viel Potenzial, aber…

So weit, so gut. Doch schon kurz nach dem Losfahren von der Hotelvorfahrt macht sich bei Innerortstempi im Teillastbereich um 3000/min ein Konstantfahrruckeln bemerkbar. Die 800NK wirkt in diesem Bereich etwas ungehobelt – nicht ausgereift. Und dies nicht nur bei kaltem Motor. Geschuldet ist diese Charaktereigenschaft primär der elektronischen Abstimmung, denn wir wissen, dass es dieser Motor auch anders kann. Bei diesen Punkten sollte CFMoto also nochmals über die Bücher.

 

 

Umso mehr erfreut die unabhängig vom vorgewählten Modus und der induzierten Last stets sehr feine Ansprache des Achtventilers. Ab 5000/min fühlt er sich pudelwohl und drückt richtig energisch und mit viel Schnauf ab, wobei die Arme ab dieser Marke bis in den Begrenzer nachhaltig lang gezogen werden. Dies bei rabiater, aber doch linearer Leistungsentfaltung. Wobei der Sound, dieses voluminöse Donnern, keinerlei Wünsche offenlässt. Inklusive köstlichem Geballere aus dem hochgezogenen Dämpfer im Schiebebetrieb aus hohen Drehzahlen. Ebenso schmackhaft sind die Salven, welche die 800NK beim Hochschalten via Quickshifter teilweise abgibt.

 

Die Sache mit der letzten Rille

Handlichkeit und Stabilität stehen bei der 800NK sehr harmonisch zueinander, wobei sie eher auf der luftigen Seite des Spektrums angesiedelt ist. Einlenken geht demnach (auch bei höheren Tempi) ohne jeglichen bzw. mit überschaubarem Krafteinsatz über die Bühne. Bei Kurvendurchfahrten ist unabhängig vom Radius weder Unter- noch Übersteuern zu beklagen – so haben wir es gern. Sportliches Kurvenräubern macht die NK auf jeden Fall willig und motiviert mit. Und sie ist dabei auch einfach, zugänglich und unkompliziert zu dirigieren. Sie animiert auch ganz klar zum heissen Strich. Doch wenn’s richtig rassig zu- und hergehen soll, stösst sie an ihre Grenzen, was primär auf die Maxxis-Reifen des Typs Supermaxx ST zurückzuführen ist. Da will sich auf der sprichtwörtlichen letzten Rille einfach nicht das notwendige Vertrauen aufbauen. Nichts, das sich mit einem Premium-Gummi und einem gepflegten Reifenwechsel nicht aus der Welt schaffen liesse. Denn das KYB-Fahrwerk hat durchaus Potenzial, wenngleich die Gabel im ersten Viertel des Federwegs etwas indifferent dämpft und beim Anlegen der Bremsbeläge erst mal einsackt.

 

 

Die Bremsen passen gut zur Zielgruppe der NK, die durchaus auch Einsteiger umfasst. Eher zurückhaltend – gar etwas stumpf – bei der Ansprache, aber top bei Dosierbarkeit und Verzögerungswerten.

 

CFMoto 800NK: Was sonst noch aufgefallen ist

Das gigantische 8-Zoll-Display der Advanced ist zwar hübsch, der Bereich, in dem die fahrrelevanten Informationen angezeigt werden, ist aber nicht viel grösser als beim «kleinen» Pendant der Basis. Kommt hinzu, dass letzteres einen besseren Kontrast bietet, mehr relevante Werte anzeigt und steiler montiert ist als das ziemlich flach liegende Advanced-Touchpad, das so stärker spiegelt.

 

Der Lenkungsdämpfer des Spitzenmodells ist zwar hübsch, es braucht ihn aber eigentlich nicht, denn in den Bereich, in dem er zum Tragen kommen würde, kommt man mit den Maxxis-Gummis eher nicht. Der Quickshifter der Advanced funktioniert aber in beide Richtungen auch bei tiefen Tempi hervorragend.

 

Fazit CFMoto 800NK

Auch wenn sich die 800MT Kernbaugruppen wie Motor und den überwiegenden Teil des Chassis mit der KTM 790 Duke teilt, liegen in puncto Wesen schon zwei unterschiedliche Motorräder vor. Die Chinesin dürfte dabei eine grössere und heterogenere Zielgruppe ansprechen, denn sie ist prinzipiell zugänglicher und teils massiv preiswerter als das direkte Konkurrenzumfeld (Fr. 2605.– gegenüber der Suzuki GSX-8S, Fr. 900.– gegenüber der Honda Hornet und Fr. 1600.– gegenüber der 790 Duke). Insofern relativieren sich die oben genannten Defizite bei Elektronik und Reifen schon auch.

 

Info: https://cfmoto-motorcycle.eu/de/de

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