Prova della BMW F 800 GS
Unauffällig ist nicht zwingend unspassig. Der auf dieses Jahr hin überarbeitete Mittelklasse-Adventure-Tourer BMW F 800 GS ist dafür der lebende Beweis.
Im Rahmen der nach Garmisch-Partenkirchen zurückverlegten BMW Motorrad Days haben wir die neben ihrer Offroad-Schwester F 900 GS eher unbeachtete Strassenablegerin F 800 GS ausgefasst und ausgiebig auf kurvigen Landstrassen getestet. Und dies mit durchaus überraschendem Erkenntnisgewinn! Doch beginnen wir zunächst mit den technischen Neuerungen, welche die auch als A2-Variante angebotene Bayerin erfahren hat.
BMW F 800 GS: Üppiges Update und Optionen
Die 800 im Modellnamen mag dabei verwirren, denn unsere Testkandidatin trägt den gleichen Zweizylinder-Reihenmotor in ihrem Stahlbrückenrahmen wie die F-900-Modelle. Auch hier stehen demnach 895 ccm Hubraum zur Verfügung, aus denen – bei fülligerer Drehmomentkurve (max. 91 Nm) – bei der F 800 GS allerdings 87 statt 105 PS generiert werden.
Serienmässig werden die beiden Fahrmodi «Rain» und «Road» geliefert. Zudem sind die dynamische Traktionskontrolle DTC, das kurvenoptimierte ABS Pro sowie das dynamische Bremslicht serienmässig an Bord. Ebenfalls Serie sind bei der F 800 GS das LED-Licht, Heizgriffe und das bekannte 6,5 Zoll-TFT-Farbdisplay.
Als Sonderausstattung waren an unserer Testmaschine das «Dynamik Paket» (Fahrmodi Pro, Dynamic ESA, Schaltassistent Pro; Fr. 970.– Aufpreis) sowie das «Komfort Paket» mit an Bord. Letzteres umfasst Temporegelung, Keyless Ride, die Navigationsvorbereitung, die wartungsfreie M-Endurance-Kette sowie die Gepäckbrücke; Fr. 1000.– Aufpreis. Mit einem Basispreis ab 11’370 Franken bringt es unsere Test-F 800 GS so auf einen Preis von 13’340 Franken.
Souveränität zum Toppreis
Ergonomisch ist im Sattel der BMW F 800 GS auf 815 mm Sitzhöhe schon einmal alles absolut entspannt. Mit 174 cm Körpergrösse habe ich die fahrfertig 227 Kilo schwere F am breiten, ergonomisch clever geformten Lenker sauber unter Kontrolle. Die leichtgängige Kupplung lässt sich mit zwei Fingern präzise dosieren, und ab 2000/min schnurrt der Vierventiler entspannt und ohne Ruckeln sauber vor sich hin. Ich spanne den Gaszug – der Vortrieb nimmt absolut linear zu, ist bärig, aber doch problemlos zu handhaben.
Ein wahres Gedicht ist der bidirektionale Quickshifter, der sich butterweich, aber dennoch mit ausgezeichnetem Einrast-Feedback bedienen lässt und dabei sehr präzise arbeitet. Wir wagen an dieser Stelle sogar die Behauptung, dass dieser Quickshifter unter seinesgleichen nicht nur in der Mittelklasse unerreicht ist.
Eher von der zurückhaltenden, deswegen aber keineswegs langweiligen Sorte, gibt sich die Klangkulisse des Twin, und die von ihm ausgehenden Vibes sind durchs Band nur von der angenehmen Sorte.
Willig ins und durchs Eck mit der F 800 GS
Jetzt geht’s in die Kurven nördlich von Garmisch. Das Fahrwerk ist schon eindeutig auf Komfort getrimmt, selbst auf der «Dynamic»-Stufe des ESA (nur am Federbein vorhanden) federn die konventionelle 41-mm-Gabel beim Bremsen und das ZF-Federbein beim Beschleunigen grosszügig ein. Was nicht heisst, dass die Komponenten keine Klasse hätten. Im Gegenteil dämpfen sie überraschend gut und verrichten auch bei starker Belastung einen guten Job.
Handling und Stabilität stehen in einem süffigen Verhältnis zueinander. Und so lässt es sich durch enge Kehren genauso wie auch rassig gefahrene, weite Bögen höchst spassbringend und mit viel Vertrauen herumkurven – auch dank klarem Feedback. Ein kurzer Abstecher auf die deutsche Autobahn bringt zutage, dass die F 800 GS auch Tempi jenseits von 160 km/h ungestresst mitmacht. Der Wind- und Wetterschutz ist dabei überraschend gut. Für längere Autobahnetappen ist es allerdings schon sinnvoll, sich das höhere Windschild und die Handschützer aus dem Zubehörprogramm zu gönnen. Apropos: BMW hält für die F 800 GS als Option selbstverständlich auch Seitenkoffer sowie ein Topcase aus schwarzem Kunststoff bereit.
Bleiben die Bremsen, bei denen es weder vorn noch hinten etwas zu maulen gibt. Der Druckpunkt ist sauber definiert, die Dosierbarkeit pipettenfein und die Verzögerungskraft in jedem Fall ausreichend. Auch das ABS ist nie negativ aufgefallen.
BMW F 800 GS – das Fazit
Die BMW F 800 GS dürfte zu den am meisten unterschätzten Touring-Bikes der Mittelklasse zählen. Sie meistert von Pendeln über sportliches Kurvenwetzen bis hin zum Touren bzw. Reisen jede Disziplin mit sehr guten Noten und ist dabei preiswert. Für touristisch-orientierte Vielfahrer, aber auch für Einsteiger auf der Suche nach einem gutmütigen Alleskönner-A2-Bike ein echter Geheimtipp.
Info: www.bmw-motorrad.ch