Suzuki Katana: Erster Test
Suzuki Katana. Nicht nur bei den Kennern des Kult-Bikes aus den frühen 1980ern ist diese Wortkombination Musik in den Ohren. Wir durften die Neuauflage des japanischen „Langschwerts auf zwei Rädern“ in Japan testen.
Wer sich für die Suzuki Katana interessiert, weiss entweder bereits bestens über den im Jahr 1981 lancierten Avantgarde-Töff, der von den Japanern aus Hamamatsu für 2019 komplett neu aufgelegt wurde, Bescheid oder er/sie sollte mindestens folgende historische Fakten über das damals wie heute polarisierende Kultbike kennen:
Suzuki hatte 1979 mit der GSX 750 E und der GSX 1100 E zwei bahnbrechende Vierventiler vorgestellt, die jedoch nicht sonderlich hübsch waren. Der Überredungskunst des damaligen deutschen Suzuki-Importeurs war es zu verdanken, dass die Japaner einem Design mit „mehr gestalterischem Mut für das neue Jahrzehnt“ einwilligten, das dann von einem deutschen Designer-Team umgesetzt wurde. Im Frühjahr 1981 kamen dann die GSX 750 und GSX 1100 Katana auf den Markt. Die Ur-Katanas blieben bis 1984 in Produktion, wobei einzelne Design-Elemente bis Mitte der 1990er-Jahre eine Vielzahl an Suzuki-Modellen weiter zierten. Während die Katana in Europa wegen ihres gewagten Designs zeitlebens polarisierte, wurde sie in Japan zur Legende.
Design von damals, Technik von heute
Zurück in die Neuzeit. Wir sind in Japan – konkret, in einem malerischen Park westlich von Kyoto. Und hier steht sie nun, die ab Mai in Silber und Schwarz für 15‘495 Franken erhältliche Neo-Katana mit dem Beinamen GSX1100S, der viel über die technische Basis verrät. Tatsächlich baut die neue Katana weitgehend auf dem Naked-Bike GSX-S 1000 auf – die Bezeichnung 1100 ist dabei schlicht eine Reminiszenz an das Original. Denn auch hier kommt der inzwischen fast schon legendäre, 150 PS starke Reihenvierzylinder mit 999 ccm des Supersportlers GSX-R 1000 von 2005 zum Einsatz. Die weiteren Unterschiede zur GSX-S 1000 sind bis auf die softere Fahrwerksabstimmung, die Reifen und die Motorabstimmung einzig und allein beim Design und der Ergonomie zu finden.
Sitzprobe: Streetfighter durch und durch
Wir nehmen Platz. Die Ergonomie gibt sich ausgewogen und natürlich. Nichts stört. Der Lenker baut nicht übertrieben breit und gefällt dank angenehmer Kröpfung. Der Oberkörper nimmt eine leicht nach vorn geneigte und entsprechend aktive Haltung ein – die Handgelenke stecken die Belastung gut weg. Erwartungsgemäss ist die Übersicht perfekt, der Wind- und Wetterschutz dagegen praktisch inexistent. Gut zu „handeln“ sind auch die 825 mm der durchaus einen gewissen Komfort bietenden Sitzbank. Lange Rede, kurzer Sinn: ergonomisch entspricht die Katana einem Streetfighter.
Motor: ein alter Bekannter
Keine Frage, das ist der gute „alte“ K5-Gixxer-Sechzehnventiler – mit all seinen Sonnen- und Schattenseiten. Mit 150 PS bietet er in allen Lebenslagen ausreichend Power und wird mit den 215 Kilo (fahrfertig) der Katana spielend fertig. Er schiebt schon aus tiefen Drehzahlen druckvoll an, bietet eine potente Mitte und geht im oberen Sektor explosiv ab! Dies, bei vorbildlicher Linearität, beflügelnder Drehfreude sowie richtig schön urchig-unrasiertem Screamer-Sound.
Der einzige Kritikpunkt dieses ansonsten wirklich prächtigen Antriebs mit effizienter Traktionskontrolle bleibt aber die speziell bei hohen Drehzahlen nach wie vor rabiate Ansprache. Da brauchts beim Übergang vom Schiebe- in den Lastbetrieb ab zirka 6000/min dann schon ein sehr feines Händchen, wenn es nicht mit einem Tritt und auf einer ungeplanten Linie aus dem Eck gehen soll. Dafür arbeitet die Traktionskontrolle sehr gut.
Fahrwerk: Scharfe Rasur
Überzeugt hat uns die Performance des regulierbaren Fahrwerks. Der Mix aus Handlichkeit und Stabilität wurde hier wirklich sehr gut getroffen. Leichtes, nicht zu verspieltes Einlenken, überzeugende Präzision und eine solide Linientreue. Hinzu kommen ein gutes Dämpfungsvermögen sowie ein klares Feedback.
Ganz grosses Kino ist schliesslich die Bremsanlage von Brembo. Da passt einfach alles: saubere, nicht zu giftige Ansprache, hervorragende Dosierbarkeit, zähnefletschende Verzögerung.
Conclusione
Dass man sich mit diesem runden Gesamtpaket, das technisch wie fahrdynamisch klar einem Streetfighter entspricht, magistral der Disziplin Kurvenbrennen hingeben kann, ist im Falle der Katana Fakt. Insofern passt die Modellbezeichnung beängstigend gut zu diesem genuinen Kurven-Tranchiergerät. Und die Kultoptik einer Legende des Zweiradbaus gibt’s quasi gratis dazu.
Mehr Info auch zum Zubehör gibt’s qui.