Suzuki GSX-S1000GT – erster Test
Mit der GSX-S1000GT lanciert Suzuki auf die kommende Saison hin einen Gran Turismo, bei dem der Sport gross geschrieben wird.
Die GSX-S1000GT sei mehr als nur eine Weiterentwicklung der GSX-S1000F, die 2015 vorgestellt wurde, sagen die Suzuki-Verantwortlichen. Wie die F basiert auch die GT auf der nackten Schwester, der aktuellen GSX-S1000. Sie verfügt über eine vom Wind schützende Front- und Seitenverkleidung. Allerdings wurde die GT tatsächlich noch weiterentwickelt und kann nun mit optionalen Seitenkoffern aufwarten. Dieses Zubehör, das im Touringbereich im Grunde obligatorisch ist, hatte es bei der F nicht gegeben. Komplettiert wird das neue Touring-Erlebnis durch das neue TFT-Farbdisplay mit integrierter Konnektivität. Dank der Kopplungsmöglichkeit mit dem Smartphone wird die Anzeige sogar zum Navi.
Test zwischen Mailand und Gardasee
Wir hatten kürzlich in Norditalien die Gelegenheit, die neue GSX-S1000GT an zwei Tagen zu testen. Los ging es am ersten Tag mit einer Fahrt von Mailand zum Lago d’Iseo bei Brescia. Dabei ging es vornehmlich über die Autobahn. Am zweiten Tag war dann Landstrassencruisen über die Hügel Richtung Gardasee angesagt.
Druckvoller Vierzylinder
Der konventionell gebaute und sehr fein laufende 1000er-Vierzylinder macht, wie auch in der nackten Schwester, eine gute Figur. Das drehfreudige Aggregat glänzt durch ordentliche Maximalleistung von 152 PS bei 11’000 Umdrehungen und ausreichendes Spitzendrehmoment von 106 Nm bei 9250/min. Bereits ab tiefen Drehzahlen liefert er sanften Schub, der ab etwa 4000 spürbar intensiver wird. Ständiges Hoch- und Runterschalten ist also nicht zwingend.
Serienmässiger Blipper
Für flüssige Schaltvorgänge sorgt zum einen die sehr leichtgängige Antihopping-Kupplung mit Assist-Funktion. Darüberhinaus gibt es einen serienmässigen bidirektionalen Schaltassitenten. Letzterer arbeitet ab 2000/min – beim Raufschalten perfekt, beim Runterschalten ist dagegen etwas Nachdruck nötig. Die Getriebeabstufung passt auch zur GT-Version der GSX-S1000 gut und ebenso dessen knackige Auslegung mit kurzen Schaltwegen.
Sportlich komfortabel
Was die Strassenlage betrifft, so verlässt sich die GT vorne auf eine volleinstellbare USD-Gabel von KYB, hinten auf ein in Federbasis und Zugstufe einstellbares Federbein. Das Grundsetup bietet ausreichende Straffheit für sportliche Speeds, doch bietet es auch Komfort. Insbesondere unser Landstrassentag führte über zahlreiche Strecken mit mäsissigem Asphalt und vielen Flicken sowie Bodenwellen. Durchaus eine Herausforderung, die die GT aber gut meistert. Harte Schläge kommen nie zum Fahrer durch. Dafür kann es bei schnell genommenen Bodenwellen durchaus mal sein, dass das Heck kurz nachwippt. Insgesamt aber ist das Gefühl dafür, was unter den Rädern passiert, immer gut.
Auch beim Bremsen erfreut die GT. Die doppelten Vierkolben-Monoblocks von Brembo an der Front beissen bei Bedarf kräftig und gut dosierbar zu. Dabei fällt der Intialbiss nicht zu giftig aus.
Reisetauglich
Auch, was den übrigen Komfort angeht, kann sich die GT sehen lassen. Die Sitzposition entspricht jener der nackten Schwester. Das heisst, der Kniewinkel ist durchaus sportlich, aber dennoch für längere Touren nicht zu eng. So zwickt es selbst nach mehreren Stunden im Sattel vom Rumpf abwärts nirgends. Der Oberkörper findet sich in einer entspannt-aktiven Position wieder. Der im Vergleich zur F leicht verbreiterte Lenker liegt gut zur Hand, bietet eine angenehme Breite, die sowohl im Kurvengewühl als auch auf der Autobahn passt.
Windschutz ohne Verwirbelungen
Absolut gelungen ist der im Windkanal erprobte Windschutz durch Verkleidung und Scheibe. Wie auf den Testbildern aus dem Windkanal dargestellt, bleibt der Körper tatsächlich weitgehend vom Fahrtwind verschont. Wohl kommt Luft am Körper an, aber, was besonders hervorzuheben ist: Es gibt keine Verwirbelungen. Auch bei autobahntempo rüttelt der Kopf nicht hin und her und am Nacken zieht es ebenfalls nicht unangenehm. Und auch an den Beinen, Knien und Händen wird der Fahrtwind zum Grossteil vorbeigeleitet. Ein entscheidendes Plus für alle, welche die Saison gerne ausdehnen.
Erfreuliches Cockpit
Im Cockpit findet man sich auf Anhieb zurecht und alles macht einen – wie das ganze Motorrad – sehr wertigen Eindruck. Die mit leichter Oberflächenstruktur versehenen Knöpfe haben eine angenehme Haptik. Zudem sind sie logisch und übersichtlich angeordnet. Auf der linken Seite findet sich zur Bediednung des Menüs ein Vierwege-Knopf, der die Funktion eines Joysticks hat, sich aber mit Handschuhen, vor allem in Fahrt, einfacher bewegen lässt. Dazu kommt ein OK- und ein Zurück-Knopf. Nach kurzer Eingewöhnung und etwas Probieren findet man sich schnell zurecht. Vor allem auch beim Navigieren mit den Apps.
Navi und Audioplayer
Womit wir bei der Connectivity wären. Sie stellt eines der Highlights an der GSX-S1000GT dar. Mit der kostenlosen Suzuki „mySPIN“-App lässt sich der Inhalt einer Reihe von Apps auf das Display spiegeln. So wird es etwa zum Navi oder zur Multimediazentrale, mit der man auch Anrufe entgegennehmen oder Musik abspielen kann. Suzuki bereitete für unsere Testfahrt die Navigations-App namens Sygic vor. Und Musik aller Richtungen hielt die Dash-Radio-App bereit. Allerdings ist für diesen Musikgenuss eine zuverlässige Internetverbindung (via Smartphone) Voraussetzung. Freilich braucht man auch ein taugliches Headset. Für den Test stand uns ein Cardo Packtalk zur Verfügung.
Wenn Internet vorhanden ist, funktionieren diese App-Lösungen einwandfrei. Allerdings: Nach jedem Ausschalten der Zündung muss das Telefon mit dem Bike neu gekoppelt werden. Und diesen Befehl muss man am Handy geben. Das bedeutet, dass man das Handy jedes Mal aus der Tasche nehmen muss. Je nach Handschuh, muss man auch diesen dafür noch ausziehen. Wir hoffen hier auf ein baldiges Update, nach welchem das Bike das zuvor angemeldete Handy automatisch wiedererkennt. Abgesehen davon gibt es für das neue, gut ablesbare und sich gut ins Gesamtdesign einfügende TFT mit allen wichtigen Infos ein „Daumen hoch“.
Umfassendes Zubehörangebot
Ein umfassendes Zubehörprogramm von 36 Artikeln rundet die neue GSX-S1000GT als Gesamtangebot ab. Darin finden sich etwa die unverzichtbaren Seitenkoffer (je 36 Liter Volumen), die je einen Integralhelm fassen, eine Griffheizung, eine höhere Touring-Scheibe, ein Tankrucksack und vieles mehr.
Der Basispreis des neuen, voraussichtlich im Januar 2022 erhältlichen Sport-GT-Modells liegt bei 16’495 Franken.
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Link: Suzuki Motorrad Schweiz
Mitbewerber in diesem Segment: Kawasaki Ninja1000SX