Seewer-Interview Teil 2: Technische Einblicke
Jeremy Seewer arbeitet mit dem Ducati-Werksteam intensiv an seiner neuen Desmo450 MX. Im Interview gibt er erstaunliche Einblike und erklärt, wo er von der Erfahrung von Ducati Corse im Strassenrennsport profitiert.
Nel prima parte della nostra intervista hat uns Jeremy Seewer von den erfreulichen Fortschritten bei der Entwicklung der Ducati Desmo450 MX erzählt und von dem familiären Verhältnis im Team geschwärmt. In Interview-Teil 2 gibt Seewer technische Einblicke.
moto.ch: Ihr arbeitet intensiv. Kannst du uns erzählen, womit ihr euch gerade beschäftigt?
Jeremy Seewer: Ja, die Tage werden immer länger als geplant. Wir beschäftigen uns gerade intensiv mit dem Rahmen, dem Fahrwerk und der Kupplung. Aber da sind auch viele andere Themen dabei: Zum Beispiel, nach wie vielen Stunden ein Rahmen ersetzt werden muss. Denn nach 30 Fahrstunden auf unserem Niveau ist er nicht mehr gleich wie ein neuer Rahmen.
Wie verändert sich der Rahmen durch die Beanspruchung?
Er wird weicher, aber nach tausenden Sprüngen auch länger. Dann ist die Geometrie nicht mehr dieselbe. Da versuchen wir herauszufinden, wann er ausgewechselt werden soll.
Bei der Kupplung geht es wohl in erster Linie um die Starts. Arbeitet ihr da auch mit speziellen Mappings?
Der Start wird nun immer mehr ein Thema. Da willst du so viel Leistung wie möglich, gerade so viel, dass man sie noch auf den Boden bringt. Für den Rest des Rennens braucht man zwar auch viel Leistung, wichtiger ist dann aber, dass sie einfach einsetzbar ist. Wir arbeiten mit einem separaten Start-Mapping. Mit Mappings kann man viel machen. Wichtig ist aber die mechanische Power, sie macht den Unterschied. Da haben wir mit der desmodromischen Ventilsteuerung sehr viele Möglichkeiten. Weil die Ventilschliessung auch gesteuert wird, kann extrem präzise angepasst werden, sodass wir oben viel Leistung haben und der Motor dennoch gut fahrbar bleibt.
Profitierst du da auch direkt vom Know-how von Ducati im Strassenrennsport?
Von der Motorabstimmung nicht direkt, aber das Benzin habe ich extrem gemerkt. Wir haben bisher einfach mit 100-Oktan-Benzin von der Tankstelle getestet. Nun verwenden wir ein Spezialbenzin von Shell, das Ducati in der Superbike-WM einsetzt. Wir haben es getestet und den Motor darauf abgestimmt. Das sind Welten, riesige Unterschiede! Ich kannte das bisher nicht. Zudem soll das Spezialbenzin in der Hitze den Motor auch noch besser kühlen.