Seewer: "La Ducati è una grande opportunità".
Jeremy Seewer wechselt nach einem schwierigen Jahr auf der Kawasaki zu Ducati. Die Desmo450 MX ist für ihn eine grosse Herausforderung, aber auch eine Riesenchance.
Jeremy Seewer steht ab November für die nächsten zwei Jahre im Dienste von Ducati. Es hatte sich bereits früh gezeigt, dass er sich auf der Kawasaki nicht voll entfalten konnte. Bis zuletzt bereitete dem 30-Jährigen die Abstimmung seiner Rennmaschine Mühe. Dennoch schloss er die MXGP Saison 2024 aber doch als «Best of the Rest» auf Rang 4 ab. Doch bei Kawasaki konnte er sich nicht voll entfalten, sosehr, dass er aus dem finanziell interessanten Zweijahresvertrag mit den Japanern frühzeitig ausstieg und sich stattdessen mit Ducati auf Neuland begibt. Im moto.ch-Interview erzählt Seewer von seinen Problemen im 2024, erklärt, wie es zum Angebot von Ducati kam und weshalb er sich für die Roten aus Bologna entschied. So viel vorweg: Entgegen den Schlagzeilen auf anderen Portalen wäre ein Verbleib bei Kawasaki lukrativer gewesen.
Moto.ch: Dein Jahr bei Kawasaki war nicht vom erhofften Erfolg gekrönt. Wie blickst du auf die vergangene Saison zurück?
Jeremy Seewer: Sie war durchwachsen. Speziell mental war sie schwierig. Es hatte bereits im Winter begonnen, als ich gemerkt hatte, dass das Material gar nicht passt, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich konnte 2024 aber viel lernen und gab nie auf, obwohl bis zuletzt noch etwas fehlte, um dahin zu kommen, wo ich sein könnte. Dass ich Yamaha verlassen hatte, bereute ich dennoch nie. Dort hatte ich im Werksteam in fünf Jahren dreimal WM-Silber und einmal -Bronze geholt. Man sagte mir quasi, dass ich schon noch ein Jahr bleiben könne, wenn ich wolle. Finanziell boten sie mir aber nicht mehr, was ich bisher hatte. Ich war offenbar nicht mehr erwünscht.
Die Kawasaki auf deine Bedürfnisse abzustimmen, gestaltete sich schwierig. War es ein zusätzliches Problem, dass Romain Febvre damit gute Resultate einfährt?
Nein, Febvre fährt ganz anders Motorrad als alle im Paddock. Seinen Töff zu ändern, war nicht einfach. Mit dem Team hatte ich mich gut verstanden, aber mit der Mentalität in Japan war es schwierig, etwas zu bewegen.
Hatte sich ein Wechsel schon früh abgezeichnet?
Anfangs versuchte ich, die Situation zu retten und sie optimistisch zu betrachten. Ab Mitte der Saison musste ich aber einsehen, dass es wohl nicht klappen wird.
Wie kam es zum Kontakt mit Ducati?
Ducati hatte 2023 bereits angefragt, was ich 2025 machen werde. Dadurch, dass ich sehr früh gemerkt hatte, dass es mit der Kawasaki nicht klappen wird, konnte ich auf das Angebot zurückgreifen. Ich wusste, dass ich bei Ducati von Anfang an ganz oben auf der Wunschliste stand. Sie kennen und schätzen meine Fähigkeiten.
Was reizt dich an dem Projekt besonders?
Ducati war für mich von Anfang an die interessanteste Option. Hinter Ducati steckt viel mehr Passion als bei allen anderen Marken. Ein neues Motorrad zu entwickeln, ist eine Herausforderung, aber auch eine Riesenchance, denn ich kann den Töff von Anfang an so abstimmen, dass er für mich passt. Zudem kenne ich das neue Team; da hat Ducati wirklich gute Leute engagiert, um das Projekt in Angriff zu nehmen. Es war bereits zu lesen, dass ich mit dem Wechsel das Geld dem Erfolg vorgezogen hätte. Doch das ist definitiv nicht so. Ich bin freiwillig aus dem Kawasaki-Vertrag ausgestiegen, um für weniger Geld zu Ducati zu gehen. Nicht das Geld, sondern das Material war die Motivation.
Bist du sie schon gefahren?
Ja, das ist aber schon länger her und passierte hinter den Kulissen. Mein Eindruck war sehr positiv. Grundsätzlich kann man jeden Töff so einstellen, dass er für einen Fahrer passt. Bei Kawasaki hatte es nicht am Töff gelegen. Es war die Distanz zu Japan, die zu gross war. Da war man zu Träge und vertraglich an Komponenten gebunden, die für mich nicht passten.
Was erwartest du von der Saison 2025?
Das kann ich noch nicht sagen, doch ich denke, ich verbrenne mir nicht die Finger, wenn ich sage, dass ich das, was ich dieses Jahr geschafft habe, auch erreichen sollte. Wenn wir Mitte Saison noch nicht vorne mitmischen können, habe ich Verständnis. Denn ich weiss, dass ich in etwas Grosses eingespannt bin, das Spass macht. Dieses Jahr war die Situation doch eher frustrierend.
Die Saison ist zu Ende. Wie geht es jetzt weiter?
Ab November läuft der Vertrag mit Ducati an und dann geht es mit den Tests los. Ich werde im Winter wohl hauptsächlich in Italien sein. Im Sommer sind wir wieder in Belgien, da hier mit dem Sand und dem Wetter perfekte Bedingungen herrschen.