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Quo vadis MXGP of Switzerland?

Wegen eines regierungsrätlichen Beschlusses stehen zukünftige Motocross-WM-Rennen in Frauenfeld-Gachnang auf der Kippe.

Dem Veranstalter bleiben nach dem dritten Grossanlass in Frauenfeld in Folge noch drei Monate Zeit für eine Lösung.

Die Zukunft steht in den Sternen, trotz eines «rundherum gelungenen Anlasses». So resümiert ein zufriedener OK-Präsident Willy Läderach die dritte Durchführung von Motocross-WM-Rennen rund um den Motocross-Grand-Prix (MXGP) of Switzerland. Zum dritten Mal in Folge rangelten die weltbesten Motocross-Fahrer auf der provisorischen Anlage «Schweizer Zucker» in Frauenfeld-Gachnang um begehrte WM-Punkte sowie Ruhm und Ehre, und das vor addiert 30000 Besucherinnen und Besucher entlang der Strecke – viel Begeisterung und teils frenetische Jubelstimmung inklusive. Selbst die Kantonspolizei Thurgau attestiert dem MXGP-Veranstalter «einen reibungslosen Ablauf» ohne grössere Zwischenfälle. Die Kunstflugstaffel Patrouille Suisse sowie eine Gruppe Fallschirmaufklärer mit Schweizer und Thurgauer Flagge im Schlepptau trugen ihren Teil zum zweitgrössten Anlass im Kanton hinter dem Open Air Frauenfeld bei.

Standort als Fluch und Segen gleichzeitig
Zwar sind die Sterne, die den zukünftigen Weg für den MXGP in Frauenfeld-Gachnang zeigen, sichtbar. Ob sie schliesslich vom Himmel geholt werden können, ist eine ganz andere Frage. Obwohl der grösste Schweizer Motorsportanlass mit internationaler Strahlkraft weiterhin zum Wunschkandidaten des Weltmotorradverbandes FIM und des Vermarkters Youthstream gehört und eine Verlängerung des nach drei Jahren auslaufenden Vertrages unterschriftbereit ist, liegt das letzte Wort bei den Behörden. Letztere jedoch geben sich zuletzt wortkarg. «Ein Baugesuch liegt in der Federführung des Gesuchstellers», heisst es etwa beim zuständigen Departement Bau und Umwelt vom Kanton. Vor drei Jahren vor dem ersten MXGP in Frauenfeld-Gachnang war es die Gemeinde Gachnang, die eine Baubewilligung für Tribünenbauten und Sprünge für den Motocross-Parcours auf Empfehlung unter anderem des kantonalen Amtes für Umwelt bachab schickte. Denn die Anlage «Schweizer Zucker», die einen 1,7 Kilometer langen Parcours sowie das Fahrerlager namens Paddock beinhaltet, bedeutet für den Veranstalter Fluch und Segen zugleich.

Einerseits bietet das Land in der Industriezone der Schweizer Zucker AG eine Infrastruktur mit Strom, fliessendem Wasser und befestigtem Untergrund. Andererseits liegt der Grossteil des Parcours mit seinen Sprüngen auf Landwirtschaftsland der Gemeinde Gachnang. Aber ohnehin liegt beim Kanton die Bewilligungsinstanz für temporäre Bauten, worauf das Baugesuch des Veranstalters vor drei Jahren fusste. Vor allem wegen Erdbewegungen in Höhe von rund 4000 Kubikmeter mit schweren Maschinen auf Landwirtschaftsland ausserhalb der Bauzone wehte dem Veranstalter seit der Bekanntgabe der Pläne für MXGP-Rennen in Frauenfeld-Gachnang ein teils rauer Wind entgegen.

Dank drei polizeilicher Veranstaltungsbewilligungen des Departements für Justiz und Sicherheit erhielt der Veranstalter – mal etwas früher im Kalenderjahr, mal etwas später – doch grünes Licht für die Durchführung der WM-Rennen. Der Haken für das OK, ein Handbuch mit über 30 Auflagen unter anderem für Bodenschutz, gegen Lärm sowie die Pflicht, dass der Parcours nach den Rennen jeweils für rund eine Viertelmillion Franken wieder kostspielig zurückgebaut werden muss. Ergo weist die private Organisation MXGP Suisse AG seither defizitäre Finanzabschlüsse aus, obwohl deren Präsident Willy Läderach sagt, dass das Ziel eine schwarze Null sei. Ob der Veranstalter heuer bei einem Gesamtbudget von 1,6 Millionen Franken dank eines grossen Zuschaueraufmarschs erstmals schwarze Zahlen schreibt, weiss er noch nicht. Zahlen zu Umsatz, Ergebnis oder TV- Einschaltquoten würden in den nächsten Tagen und Wochen vorliegen.

Verwaltungsgericht mit grünem Licht für 2018
Spätestens seitdem der Regierungsrat im Frühling publizierte, dass für WM-Rennen ab 2019 keine polizeilichen Ausnahmebewilligungen, sondern für temporäre Bauten wie Tribünen oder Sprünge in der Landwirtschaftszone ein ordentliches Baubewilligungsverfahren vonnöten und ein entsprechendes Gesuch gutgeheissen werden muss, haben die oppositionellen Umweltverbände VCS Sektion Thurgau, Pro Natura Thurgau und WWF ihr Geschütz zurückgefahren. Gegenwehr von privaten Klägern wie einzelnen Anwohnern in unmittelbarer Distanz zum Parcours «Schweizer Zucker» erstickte das Urteil des kantonalen Verwaltungsgerichts im Keim, nachdem dieses Ende Mai zum Schluss kam, dass der Privatkläger nicht klageberechtigt und so auch ein Weiterzug bis vor Bundesgericht hinfällig ist.

Dass der Veranstalter gewillt ist, in Frauenfeld-Gachnang auch in Zukunft weiterhin Motocross- Rennen auf höchstem Niveau zu organisieren und auszutragen, hat er längst bekundet. Ob er schliesslich auch mit den Behörden einen Weg für weitere Durchführungen sucht, macht er nun vom finanziellen Ergebnis des vergangenen MXGP abhängig. Klar ist, dass dem Veranstalter trotz seines Status Wunschkandidat von FIM und Youthstream nur noch rund drei Monate bis Ende November bleiben. Anfangs Dezember entscheiden diese am FIM-Kongress in Andorra definitiv über den WM-Kalender für 2019. «Wenn wir bis dahin keine Lösung haben, kann man sagen: Das wars!», meinte der Veranstalter an der Pressekonferenz zwei Wochen vor dem diesjährigen Anlass. Im provisorischen Kalender für 2019 jedenfalls ist Frauenfeld/Gachnang aufgeführt. Unsicherheit herrscht aber auch andernorts, etwa in Italien oder Argentinien.

Auf die Frage, was der Veranstalter bei einem allfällig neuem Baugesuch anders machen würde, antwortet OK-Präsident Willy Läderach: «Alles, dank der Erfahrungen von den drei Jahren.» Derzeit stünden der Rückbau der provisorischen Anlage, Debriefings, Schlussberichte sowie der Finanzabschluss im Zentrum. Gleichzeitig läuft aber auch die Gnadenfrist. Andernfalls geht der MXGP 2018 als Dernière in die Annalen der Schweizer Motorsportgeschichte ein.

Quelle: Tagblatt

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