KTM-Motohall: 4,5 Millionen Euro rechtswidrig kassiert?
Umstrittener Fall der Millionen-Förderung für die KTM-Motohall aus Steuergeldern: Die vom Land Oberösterreich als Kulturförderungen gewährten Beihilfen sind laut einem Gutachten EU-wettbewerbswidrig
«Motohall»: KTM setzt sich ein Denkmal
KTM hat 2019 nach zweijähriger Bau- und Vorbereitungszeit in Mattighofen seine sogenannte «Motohall» eröffnet (TÖFF berichtete). Konzeptionell als Mischung aus Museum, Event-Zentrum, Showroom und Live-Werkstatt angelegt, soll die KTM Motohall im Zentrum von Mattighofen alle Aspekte der Marke KTM erlebbar machen.
Die Kulturförderungen der KTM Motohall in Mattighofen (Bezirk Braunau) sind jedoch laut einem Gutachten der Wiener Rechtsanwaltskanzlei Peter Thyri im Auftrag der Kulturplattform Oberösterreich (KUPF) rechtswidrig. Das Gutachten wird nun an die EU-Kommission und den Landesrechnungshof übermittelt (Link).
Für das 35-Millionen-Euro-Projekt hatte KTM 2015 eine Subventionszusage von insgesamt 4,5 Millionen Euro an Steuergeld für den Bau der erhalten. 1,8 Millionen Euro davon stammen aus dem Kulturbudget. Das ist mehr als alle Künstler und Kulturvereine in Oberösterreich zusammen aus dem Subventionstopf erwarten können. Und genau diese Kulturförderung des Landes Oberösterreich für die KTM Motohall wird heftig kritisiert. Dabei wird auf den sonstigen Sparkurs in Sachen Kultur in Österreich verwiesen.
Immer wieder genannt wird auch, dass KTM-Chef Stefan Pierer im Wahljahr 2017 mehr als 430000 Euro an die ÖVP (Österreichische Volkspartei) gespendet hat. Deshalb stiess diese gewaltige finanzielle Unterstützung für ein saturiertes Unternehmen nicht nur der Kulturszene sauer auf: Auch in der grossen Politik stellte man in Österreich die Frage, warum gerade ein Grossspender der ÖVP von einem schwarz-blau-regierten Land dermassen hohe Kulturförderungen erhält – besonders dann, wenn überall anders gespart werden muss.
„Museum ist für mich Vielfalt, das hier ist Einfalt“
Mit einer Ankettungsaktion vor der KTM-Motohall in Mattighofen und einem Protestsong („Künstler nagen am Hungertuch, Milliardäre bauen sich Schauräume“, lautet eine Textzeile aus dem Protestsong) hatte das österreichische Künstlerkollektiv die öffentlichen Fördermittel für das Werksmuseum zurückverlangt und damit internationale Aufmerksamkeit erregt.
Auch der Präsident des Museumsverbandes Österreich äusserte sich: Als Museum könne man die KTM-Motohall in keiner Hinsicht bezeichnen, auch als Firmenmuseum nicht, da jedwede historische Einbettung und Zusammenhänge zu technischen Entwicklungen abseits der Marke KTM fehlen. „Museum ist für mich Vielfalt, das hier ist Einfalt“, lautet sein Urteil.