Harley CVO Street und Road Glide: Die Details
Im Rahmen der Festivitäten zur 120-Jahre-Feier in Budapest hat Harley-Davidson weitere technische Details zu den neuen Spitzenmodellen CVO Street Glide und CVO Road Glide enthüllt. Wobei die Updates deutlich weitreichender ausfallen als erwartet.
Der Fall ist ziemlich klar: Nachdem Mitbewerber Indian in den letzten 10 Jahren Vollgas gegeben, fleissig Marktanteile gesammelt und viele seiner Modelle auf den anspruchsvollen europäischen Markt zugeschnitten hatte, musste Harley reagieren. Und zwar im grossen Stil, denn was die Erzrivalen aus Minnesota im vitalen «Tourer»-Segment etwa mit der Challenger oder der Pursuit auf die Räder gestellt haben, verdient auch speziell im Bereich der Fahrdynamik Respekt.
CVO als technischer Wegbereiter
Mit den voraussichtlich ab August erhältlichen, neuen CVO-Modellen zieht die Company nun unüblich viele Register und macht technisch einen grossen Schritt nach vorn. Die zwar teuren, aber exklusiven CVO-Spitzenmodelle sind insofern relevant, als die bei ihnen traditionsgemäss als Premiere eingeführten Updates später ihren Weg in die Grossserie finden.
Das neue VVT 121-Herzstück
Wie es anlässlich der statischen Pressevorstellung in Budapest hiess, standen bei den neuen CVO’s insbesondere die Biker aus dem EU-Raum bzw. deren Ansprüche im Fokus. Die Schlüsselspezifikationen des neuen Milwaukee-Eight VVT 121-Motors hatten wir bereits genannt, wobei VVT für «Variable Valve Technology» steht. Die variable Ventilsteuerung, die Ein- wie auslassseitig wirkt, kommt erstmal bei einem Big Twin zum Einsatz (zuvor freilich bereits beim Revolution Max-Antrieb). Der neue, wie es heisst sparsamere Big Twin leistet 115 PS (plus 9 %) und 183 Nm (plus 8 %). Komplett überarbeitet wurden Zylinder, Kolben und die Köpfe. Die neue Airbox arbeitet leiser und bietet dem Fahrer mehr Platz. Ebenfalls neu ist die Präzisions-Wasserkühlung, die insbesondere im Bereich der Auslassventile wirkt. Kommt hinzu, dass die Abwärme neu unter den Motor nach hinten geleitet wird.
Das Getriebe wurde dahingehend überarbeitet, dass der Neutrale einfacher zu finden ist, und für die Auspuffanlage gabs – via grösseren Rohrquerschnitten – mehr Volumen für eine optimierte Soundqualität.
Verbessertes Handling
Auch bei der Chassis-Fahrwerks-Komposition wurde in Milwaukee Hand angelegt. Vorn kommen neu 19 statt 21-Zoll-Räder zum Einsatz, was das Handling markant verbessern dürfte. Wobei die Räder an der Front neu von USD-Gabeln geführt werden. Weiter gab es mehr Federweg, die Vorspannung der Federbeine ist via Handrad regulierbar, und der Durchmesser der Bremsscheiben stieg von 300 auf 320 mm. Neu verbeissen sich hier radial angeordnete Brembo-Vierkolbensättel.
Design und Detailoptimierungen
Sehr gelungen, innovativ und doch traditionsbewusst wirkt das neue, sauberere Design. So fallen etwa die angeschraubten Blinker weg, zumal diese Funktion pfiffig ins LED-Tagfahrlicht integriert wurde. Generell soll in puncto Design viel im Windtunnel gearbeitet worden sein – das Gesamterscheinungbild wirkt stimmiger denn je; nichts fällt aus der Reihe.
Die Ergonomie wurde hinsichtlich eines besseren Fahrerkomforts optimiert. Man sitzt aufrechter, wobei der tiefer liegende und breitere Lenker (mehr Kontrolle) in seiner Neigung nach vorn und hinten über einen grösseren Bereich einstellbar wurde. Für die Koffer gab es 5 % mehr Stauvolumen und der Tankdeckel ist neu – sehr begrüssenswert – klappbar; bleibt beim Tanken also sicher am Töff.
Neue Zeitrechnung im Cockpit
Interessant ist das neue, gigantische TFT-Display, das die analogen Runduhren in den Ruhestand schickt. Gerade dieses Update brauchte viel Überwindung, geben die Verantwortlichen zu. Kundenbefragungen hätten jedoch ergeben, dass besagtes analoges Feature durchaus abkömmlich sei. Ein grosser Wunsch war sicher das neue Infotainment-System mit nochmals besseren und leistungsfähigeren 500-Watt-Lautsprechern. Ebenso neu ist das Carplay via Wifi.
Von fast allem mehr
Mit den neuen CVOs werden also mehr Leistung und Drehmoment, ein cleaneres Design, mehr Hightech, mehr Komfort sowie Benutzerfreundlichkeit eingeführt. Ein letztes grosses Plus dürfte in einem Minuspunkt liegen – beim Gewicht. Dieses wurde – etwa bei der Street Glide – um 14 Kilo reduziert.
Lieferbar voraussichtlich ab August 2023.
Info: www.harley-davidson.com