Casa / Notizie sulla moto  / Hardalpitour Extreme

Hardalpitour Extreme

Mit dem Entscheid, erneut an der Hardalpitour Extreme teilzunehmen, haben wir uns bewusst auf ein echtes Abenteuer eingelassen…

Die Hardalpitour bedeutet Action, „Extreme“ bedeutet echtes Abenteuer! Wir, das KTM Nighthawk Team, sind bekennende Wiederholungstäter. Nach 2015 und 2017 zog es uns in diesem Jahr (2020) wieder an den Start der Hardalpitour. In einer von Covid-19 geprägten Motorrad-Saison sind für uns bereits Touren ins Friaul und in die Vogesen dem Virus zum Opfer gefallen. Umso glücklicher schätzen wir uns, bei herrlichem Herbstwetter eine Tour durch den westlichen Alpenbogen, mit der Teilnahme an der Hardalpitour als Höhepunkt, in Angriff nehmen zu können.

 Discovery, Classic und Extreme

Die Hardalpitour ist eine Orientierungsfahrt nach GPS-Tracks durch die alpine Bergwelt des südwestlichen Piemonts und Ligurien. Je nach Variante gilt es unterschiedliche Distanzen zurückzulegen. Zudem unterscheiden sich die Varianten im Offroadanteil. 430 km mit 40% Offroad-Anteil sind es bei der Discovery, 550 km mit 60% Offroad-Anteil bei der Classic und 900 km mit 80% Offroad-Anteil bei der Extreme.

 

Die Extreme startet am Freitagabend um 23.00 Uhr in Sanremo an der Mittelmeerküste und endet rund 42 Stunden später am Sonntagnachmittag im 2035 Meter hoch gelegenen Wintersportort Sestriere. Dazwischen liegen zwei lange Nächte und ein ganzer Tag Motorradfahren über alpine, teilweise sehr raue Schotterstrecken und eine nicht enden wollende Serie von Kurven, Kehren, Pässen und Kammstrassen. Gestartet wird grundsätzlich in Teams von mindestens drei Fahrern, GPS-Daten der Strecke gehen wenige Tage vor dem Event per Mail an die Teilnehmer.

Basislager am Fuss des Mont Chaberton

Das Reglement schreibt ein Mindestgewicht von 150 kg fürs Motorrad vor, was eine Reiseenduro zur naheliegenden Wahl macht. Wir gehen mit unseren 690er KTMs an den Start und reisen auf Achse nach Sanremo. Wer aus der Schweiz eine Route an die ligurische Mittelmeerküste plant, hat die Qual der Wahl. Es steht eine Vielzahl von genialen Alpenpässen zur Auswahl, da findet jeder eine Kombination nach seinem Geschmack. Wir haben Cesana Torinese, einen kleinen Touristenort am Fuss des Mont Chaberton, zu unserem Basislager erkoren.

 

Der 3131 Meter hohe Mont Chaberton, mit seinem bis in die späten 90er-Jahre anfahrbaren Gipfelfort, war in der Enduro-Szene von damals ein Kultberg. Für meinen Freund Markus und mich hat der Chaberton eine spezielle Bedeutung, haben wir uns doch vor rund 25 Jahren an eben diesem Berg kennengelernt und sind seither mit unseren Enduros viele, viele tausend Kilometer gemeinsam unterwegs gewesen. Cesana Torinese zum Basislager zu machen, hat nebst nostalgischen, auch praktische und kulinarische Hintergründe. Zum einen die Nähe zu Sestriere, dem Zielort der Hardalpitour, welche es uns ermöglicht das «grosse» Gepäck hierzulassen und nur mit Isomatte, Zahnbürste und Werkzeug loszuziehen. Und zum anderen die Osteria Italia, deren charismatischer Inhaber eine eindrückliche Auswahl an sehr leckeren Biersorten bereithält.

Sanremo und die ligurische Küste im Visier

Check-in in Sanremo ist zwischen 12.00 und 19.00 Uhr, gestartet wird in der Reihenfolge der Einschreibung. Um nicht eine allzu hohe Startnummer zu «kassieren», ziehen wir am Freitagmorgen zeitig los. Bis Sanremo liegen über fünf Stunden kurviger Bergstrassen vor uns. Mit einem Frühstück à la Corona im Bauch – der Teller wird gemäss Bestellung vom Personal am Buffet bestückt und an den Tisch gebracht – starten wir über den Col de Montgenèvre in den Tag. Wir ziehen die Berge der schnelleren Route über die Po-Ebene vor und kurven über den Col de Vars, den Colle della Maddalena und den Col de Tende in Richtung Mittelmeer.

 

Über die rund 50 Kehren der Tende Südrampe beginnt uns die vom stahlblauen Himmel scheinende Sonne einzuheizen. Mit jedem Kilometer, den wir uns der Küste nähern, wird die Vegetation mediterraner und die Temperaturen steigen auf über 30°C. Als wir in Sanremo unsere vollgetankten Enduros parken, ist es bereits nach 14.00 Uhr. Das für die Teilnehmer der Hardalpitour Extreme reservierte Zeitfenster haben wir verpasst und stellen uns mit dem nötigen Abstand in die Warteschlange. Die Organisation rund um Corrado Capra, Corrado ist der geistige Vater des Hardalpi-Konzeptes und treibende Kraft, hat auch dieses Mal ganze Arbeit geleistet. Trotz konsequentem Schutzkonzept, es sind maximal zwei Teams gleichzeitig im Anmeldeprozedere erlaubt, hält sich die Wartezeit in Grenzen. Die Stimmung ist kollegial, das Organisationsteam freundlich und die Anmeldung effizient.

Schlaf tanken vor dem Start

Wir haben die Startnummer 41 und werden sicher nicht vor Mitternacht loskommen. Aus Erfahrung wissen wir, dass ein Nickerchen im Schatten einer Palme keine nachhaltige Erholung bringt und gönnen uns deshalb den Luxus eines Hotelzimmers. Keine 300 Meter vom Start entfernt, beziehen wir im Hotel Marinella unser reserviertes Zimmer und hauen uns für einige Stunden aufs Ohr. Etwas schlaftrunken, aber gut erholt, checken wir am späteren Abend wieder aus und schlendern vor dem Briefing noch übers Startgelände. Nebst den Ständen von Enduristan, Garmin, Klim und Co. sind vor allem die Motorräder der anderen Teilnehmer interessant. Von professionellen Rallye-Umbauten, über seriennahe Grossenduros bis hin zu Einzylindern aus den 80er Jahren ist alles vertreten.

Null Uhr zehn – endlich gehts los!

Kurz nach Mitternacht rollen wir dann endlich von der Startrampe. Die Warterei vor dem Start ist immer etwas nervig und wir sind froh, Sanremo in Richtung Berge hinter uns zu lassen. Ausserhalb der Stadt führt das Roadbook über schmale Teersträsschen und durch kleine Dörfer. Wir gewinnen stetig an Höhe und haben nach einer guten halben Stunde endlich Schotter unter den Stollen. Es dauert seine Zeit, bis sich die Teams auf der Strecke verteilen. Mal überholen wir, mal werden wir überholt, jedes Team sucht seinen eigenen Rhythmus. Fokussiert auf das vom Scheinwerferlicht begrenzte Sichtfeld geht es erstaunlich flott durch die noch junge Nacht.

 

Kaum warmgefahren, führt uns das Roadbook über einen genialen Singletrail. Ein steiniger, rauer Pfad führt uns in engen Kurven über mehrere Kilometer einem steilen Berghang entlang durchs Unterholz. Anspruchsvoll, abwechslungsreich und etwas abenteuerlich, ein Auftakt ganz nach unserem Geschmack.

Navigation leichtgemacht

Die perfekt ausgekundschafteten Tracks werden vom Veranstalter als GPX-Daten für alle trackingfähigen GPS-Geräte und als TRB-Daten für Tripy-Geräte zur Verfügung gestellt. Wir setzen auch dieses Mal auf unsere Tripys, die nebst satellitengestützten Positionsdaten auch grafische Roadbook- Symbole zum Streckenverlauf anzeigen. Navigation wird so fast schon zur Nebensache und wir können uns voll auf die Herausforderungen und die landschaftlichen Reize der Strecke konzentrieren. Verschiedene Abschnitte des Roadbooks sind normalerweise nicht legal befahrbar und werden nur durch die Absprachen der Hardalpi-Organisation mit Gemeinden und Privatpersonen temporär und in festgelegten Zeitfenstern zur Befahrung freigegeben.

 

Die Uhr zeigt 4.30 als wir am Ristoro Melosa, dem ersten Verpflegungsposten eintreffen. Hier liegen für die Teilnehmer Sandwiches bereit und den Espresso dazu gibt’s mit den Gutscheinen des Veranstalters an der Bar. Nebst der Stärkung wollen wir hier auch eine erste grössere Pause einlegen. Hierzu suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen mit wenig Streulicht, rollen die Isomatten aus, stellen einen Wecker und dann Ohrstöpsel rein, Augen zu und zwei Stunden Schlaf reinziehen – so zumindest der Plan. Als Markus mich wachrüttelt, glaube ich kaum, die Augen geschlossen zu haben. Erst beim zweiten Mal Auf-die-Uhr-Schauen, begreife ich, dass meine beiden Mitstreiter nicht so gut schlafen können und deshalb eine frühzeitige Weiterfahrt angesagt ist.

Ligurische Grenzkammstrasse vor 17 Uhr

Die Stimmung bei Sonnenaufgang hat es mir besonders angetan, wenn die ersten wärmenden Sonnenstrahlen die Feuchtigkeit der Nacht in kleinen Nebelschwaden aufsteigen lässt und die Müdigkeit der Nacht langsam von einem abfällt. Das Roadbook führt parallel zur Küste in einer weiten Schlaufe erst nach Westen, um dann in Richtung Col de Tende zum Alpen Hauptkamm zurückzukehren.

 

Als wir am frühen Nachmittag in Garessio, dem nächsten Verpflegungsposten, eintreffen, haben wir noch mehr als die Hälfte dieser Hardalpitour Extreme vor uns. Zur Stärkung ziehen wir uns eine grosse Portion Pasta rein und zum Dessert gibt es im Schatten der Bäume eine Mütze voll Schlaf. Im Roadbook steht beim Einstieg in die Ligurische Grenzkammstrasse «Attenzione: Strada chiuso dopo le 17:00», was uns eine knappe Stunde zum Schlafen lässt, sonst verpassen wir das Zeitfenster.

Darf es auch etwas „härter“ sein?

Die Ligurische Grenzkammstrasse im sanften Licht der frühen Abendsonne unter die Räder zu nehmen, ist landschaftlich und fahrtechnisch ein wahrer Genuss. Wir haben einen zügigen Rhythmus gefunden und nutzen das bereits schwindende Tageslicht, um noch ordentlich Kilometer zu machen. Stunden später arbeiten wir uns einen steinigen, mit losem Geröll übersäten Hang hinauf und ich denke noch, «hätte ich bloss die Vliesjacke nicht angezogen». Im Roadbook ist der Abschnitt als «hard» markiert, was ich nicht registriert habe. Auch das «very hard», einige Kilometer weiter, sehe ich erst als wir mitten drinstecken. Zu dritt und mit viel Muskelkraft wuchten wir eine vor uns querstehende Grossenduro aus dem Steilhang. Die groben Felsabsätze und das lose Geröll sind bei trockener Witterung anspruchsvoll, bei Nässe wird dieser Abschnitt wahrscheinlich sehr selektiv.

Galleria del Seguret – Tunnel zur Unterwelt

Schon beim Sichten der GPS-Daten auf dem Computer ist mir die Routenführung der diesjährigen Hardalpitour Extreme über den Monte Jafferau aufgefallen, insbesondere die Befahrung des rund 900 m langen, unbeleuchteten Tunnels in der Ost-Anfahrt, welcher viele Jahre selbst für Fussgänger komplett gesperrt war. Die Befahrung der Galleria del Seguret lässt Gedanken an die Unterwelt, wie man sie aus Fantasy Filmen wie «Der Herr der Ringe» kennt, aufkommen. Schmal, kalt und stockdunkel, scheint einem der Tunnel schon nach wenigen Metern verschluckt zu haben.

 

Keine Geräusche von aussen, nur das polternde Echo der Motoren in den Ohren, holpern wir durch die mit Pfützen übersäte Felsröhre. Das Gipfel-Fort des 2805 Meter hohen Monte Jafferau steht nicht im Roadbook, doch bei so strahlendem Wetter können wir nicht widerstehen. Die halbstündige Extra-Tour belohnt uns mit einer begeisternden Rundumsicht. Am gegenüberliegenden Bergzug sind bereits die Liftanlagen von Sestriere zu erkennen, das Ziel naht …

Infos zur Hardalpitour (Extreme)

Event
Hardalpitour Extreme – Originalton Veranstalter: «Sehr lange Strecke, Offroad-Fahren bei Nacht, geeignet für erfahrene Motorradfahrer, keine Übernachtung!» Die Hardalpitour ist kein Rennen. Gefahren wird in Dreierteams, die bereits bei der Anmeldung genannt werden müssen. Mindestgewicht für die Motorräder: 150 kg, min. ein für Track-Navigation geeignetes GPS-Gerät pro Team. Jedes Team muss einen vom Veranstalter gestellten GPS-Tracker (Kaution) mitführen.

 

Sprache
Italienisch oder Englisch

 

Kosten/Distanz/Dauer
HAT Discovery: € 240.–, 430 km, ca. 40% offroad, ca. 16 Std.;
HAT Classic: € 310.–, 550 km, ca. 60% offroad, ca. 24 Std.;
HAT Extreme: € 430.–, 900 km, ca. 80% offroad, ca. 42 Std.
Gepäcktransport Sanremo–Sestriere: € 15.– (optional)

 

Social Media
Hardalpitour 2020 auf Facebook, Instagram und YouTube (@hatseries). Offizielle Hashtags: #HATseries #HATexperience #hardalpitour2020

 

Website
hatseries.com

 

Karten
Piemont-Aostatal (Michelin 351), 1:200 000, ISBN 9782067127135, CHF 9.90
Ligurien (Michelin 352), 1:200 000, ISBN 9782067126510, CHF 10.05
Aostatal, Piemont u. Ligurien (Michelin 561), 1:400 000, ISBN 9782067228450, CHF 13.60

 

Unterkunft
Hotel Avancher***, Avenue du Prariond, 73150 Val d’Isère (FR), Tel. (+33) 4 79 06 02 00, www.avancher.com, Übernachtung mit Frühstück im Doppelzimmer € 60.–/Pers.; Gutes Preis-/Leistungsverhältnis, Motorradgarage.

Hotel Casa Cesana**, Viale sen. Bouvier, 10054 Cesana Torinese (IT), Tel. (+39) 0 12 28 94 62, www.hotelcasacesana.com/en, Übernachtung mit Frühstück im Dreibett- Zimmer € 52.–/Pers.

Hotel Marinella***, Via G. Ruffini, 21 – C.so Raimondo, 143, 18038 Sanremo (IT), Tel. (+39) 0184 50 59 00, www.hotelmarinella.it, Übernachtung mit Frühstück im Dreibett-Zimmer € 44.–/Pers.; Keine 300 m vom Start der Hardalpitour entfernt.

Hotel Le Malgovert***, 33 Rue Celestin Freppaz, 73700 Séez (FR) Tel. (+33) 04 79 41 00 41, www.lemalgovert.fr; Übernachtung mit Frühstück im Einzelzimmer € 85.–, sogar mit Motorradgarage.

 

Text: Chris Pergher
Bilder: Markus Marschallek / Fotografica / Chris Pergher

 

 

Offizielles Video zur Hardalpitour 2022

Panoramica della recensione
it_ITIT