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Generationenwechsel im Schweizer Töffhandel

Zeit für Neues – Ende der 1980er-Jahre – der Töff-Markt boomte – wurden in der Schweiz etliche neue Händlerbetriebe eröffnet. Heute, über 30 Jahre später, steht bei vielen Stützpunkten der sich oftmals schwierig gestaltende Generationenwechsel an.

Moto Mader, Moto Strahm AG, Egli Racing, Stucki 2 Rad Center, Schnyder bzw. neu Selinder Corse, Arrigoni Sport GmbH, Peter Sommer 2 Rad Sport AG. All diesen und vielen weiteren namhaften Schweizer Motorradhändlerbetrieben ist gemein, dass der Generationenwechsel vom langjährigen «Gründer-Patron» zum neuen, jungen Geschäftsführer demnächst ansteht, gerade läuft oder seit Kurzem abgeschlossen ist.Wieso finden gerade jetzt im Schweizer Motorradhandel so viele Regiewechsel statt? Und wieso gestaltet sich die Suche nach einem Nachfolger oft schwierig? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, haben wir mit Peter Sommer jemanden besucht, der die Thematik gleich in mehrfacher Hinsicht bestens kennt. Denn der Honda-Exklusivhändler, dessen Betrieb seit 1992 an der Seestrasse im zürcherischen Au seine Präsenz markiert, steht nicht nur selber kurz vor der Übergabe seines Geschäfts an seinen Werkstattchef Michael Bruggmann; in seiner Funktion als Präsident des Dachverbandes des schweizerischen Zweiradgewerbes unterhält er sich zudem regelmässig mit Berufskollegen und kennt daher die mit dem Generationenwechsel einhergehenden Hersausforderungen bestens.«Ende der 1980er-Jahre herrschte Hochkonjunktur, es war die perfekte Zeit, um sich in unserem Gewerbe selbstständig zu machen. Von den Banken war selbst als junger 30-Jähriger gut Geld zu bekommen. Und so haben viele aus meiner Generation in einer Zeitspanne von etwa fünf bis sieben Jahren ihre Betriebe eröffnet. Das Geschäft lief gut in dieser Zeit», erinnert sich Peter Sommer, der in den Achtzigern fast das ganze Jahrzehnt als Profi-Rennfahrer aktiv war; u.a. in der 125er-Weltmeisterschaft.Inzwischen sind 30 Jahre ins Land gegangen, und bei Peters Generation bahnt sich langsam, aber sicher der Ruhestand an, wobei entsprechend vielerorts die Nachfolgeregelung zum brennenden Thema wird. Bei der Frage, warum sich die Nachfolgeregelung heute so schwierig gestaltet, nennt Peter Sommer drei zentrale Gründe: «Zum einen sind es strukturelle Faktoren: In meiner Generation waren wir keine Unternehmer, sondern primär Mechaniker mit Leib und Seele. Das Betriebswirtschaftliche haben wir uns auf dem zweiten Bildungsweg angeeignet. Heute muss man als Händler in erster Linie Unternehmer sein und dann das Feuer für Töff entdecken. Dann hat sich vor dem Hintergrund des rasant wachsenden Internet-Angebots der Preisdruck für uns Händler massiv verschärft und zwar nicht nur bei der Bekleidung, sondern durchs Band, also auch bei Ersatzteilen, Zubehör und sogar Neufahrzeugen. Aus meiner Sicht ist das Internet für den Motorradhandel heute klar die grösste Herausforderung. Denn die Digitalisierung des Angebots führt dazu, dass sich der Markenschutz, den wir Händler jahrzehntelang geniessen durften, langsam, aber sicher auflöst. Weitere erschwerende Faktoren sind der Margenzerfall, die Konzentrationstendenz bei den Händlerbetrieben hin zu immer weniger, dafür grösseren Betrieben sowie der wachsende Erwartungsdruck, der von den Importeuren ausgeht. Heute muss man schon sehr viel Geld in die Hand nehmen, um die Richtlinien der Importeure bzw. Hersteller in Bezug auf Shopgestaltung, CI etc. erfüllen zu können. Und abschliessend herrscht auch eine gewisse Unsicherheit gegenüber des hinsichtlich Ausmass und Zeitpunkt nur schwer abschätzbaren Paradigmenwechsels hin zur Elektromobilität.»So viel zum strukturellen Wandel innerhalb des Motorradmarktes. Sommer benennt zweitens aber auch konkrete Gründe: «Das Hauptproblem bei einer potenziellen Geschäftsübernahme ist heute die Finanzierung. Während wir seinerzeit mit einem kleinen Mietlokal und drei Töff loslegen konnten, ist an eine Neugründung heute praktisch nicht mehr zu denken. Ergo muss man einen Betrieb übernehmen. Und hierfür braucht es Geld, an das man heute aber nur noch schwer herankommt. Sprich, die Finanzinstitute verlangen Sicherheiten, die ein 30-Jähriger heute kaum noch garantieren kann.»Zu nennen seien aber auch gesellschaftliche Implikationen: «Bei vielen Jungen vermisse ich den Willen, wirklich alles für den Betrieb zu geben. Nicht selten scheitert es am Lebenspartner: Meine Frau Susanna stand all diese Jahre voll hinter mir und kümmerte sich um die Administration und unsere Kinder, sodass ich das Geschäft voranbringen konnte. Wir waren also bereit, Opfer zu bringen, was heute – in einer Zeit, in der man von der Familie über das Ferienhaus und den exotischen Urlaub bis hin zum schmucken Auto auf nichts verzichten will – immer seltener wird.» Abschliessend wollen wir wissen, was Peter Händlern empfiehlt, deren Ruhestand sich nähert: «Ich würde versuchen, bestehendes Personal aufzubauen. Und wichtig: die Nachfolgeregelung nicht erst kurz vor dem Pensionsalter, sondern bereits ab etwa 55 in Angriff nehmen.»

 

Zur Person: Peter SommerPeter Sommer (60) ist eidg. dipl. Motorradmechanikermeister. Nach seiner Profi-Rennfahrerkarriere – seinen ersten Grand Prix in der 125er-WM bestritt er 1982 und wurde im gleichen Jahr 125er-Europameister – eröffnete er zusammen mit seiner Ehefrau Susanna 1992 sein Geschäft in Au bei Zürich. Aus der Ehe gingen die Töchter Tamara und Natascha hervor. Daneben ist Peter seit knapp 20 Jahren im Schweizerischen Verband des Zweirad-Fachhandels aktiv, den er seit knapp 10 Jahren präsidiert. In all diesen Jahren wurde er daheim und im Betrieb tatkräftig von Gattin und Geschäftspartnerin Su­sanna unterstützt. Peter: «Sie war immer für mich da, jetzt ist es Zeit, etwas zurückzugeben. Susanna wollte schon immer am Meer leben, also werden wir für unseren Ruhestand in den Süden ziehen. Ich werde Michael Bruggmann aber auch künftig beratend zur Seite stehen.»

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