BMW R nineT Urban G/S
Die Version Urban G/S der BMW R nineT hat zwar einen Offroad-Look bekommen und taugt auch brav für unbefestigte Wege, aber für echten Enduro-Einsatz ist sie nicht gedacht. Dafür glänzt sie auf der Strasse mit guten Manieren und einem höchst ansehnlichen Look.
Alles da, was echt gebraucht wird
Wie bei der R nineT Scrambler soll das 19 Zoll grosse Vorderrad das Fahren abseits der asphaltierten Strassen erleichtern, genauso wie die Mixed-Reifen Metzeler Tourance Next. Die auf unserem Testtöff montierten, schönen Kreuzspeichenräder sind leider aufpreispflichtig (CHF 480.–). Doch ganz klar: Der Look begeistert. Aber auch die Ausrüstung ist eine reine Freude. Man hat alles, was man braucht, aber nicht mehr: einen runden Analog-Tacho, ein kleines Digital-Display mit Tripanzeigen Gesamtkilometerzähler, Uhr und Verbrauchsanzeige. Brems- und Kupplungs-Handhebel sind individuell einstellbar.
Reiten auf der Drehmoment-Woge
Der Sattel ist für längere Ausfahrten zu zweit etwas kurz geraten, dafür gibt es wie früher zwei Metallbuchsen, um das Gepäck festzuzurren. Der Boxer-Motor ist mit mächtig Drehmoment von unten bis oben vollgestopft. Man hat im Nu die in der Schweiz zulässigen Limiten erreicht, auf der Autobahn ist laufruhiges Cruisen kein Problem – abgesehen vom bescheidenen Windschutz hinter der kleinen Cockpitverkleidung. Der 17-l-Tank erlaubt Etappen von mehr als 300 km, aber der harte Sattel wird die meisten früher zu einer Pause zwingen. Der Enduro-Look lässt hohe Offroad-Qualitäten der Urban G/S erwarten, täuscht aber etwas. Neben den auf feuchtem Untergrund kaum Grip bietenden Reifen verhindert der tief und weit vorn montierte Lenker eine natürliche stehende Position. Offroad-Wandern auf Kieswegen ist aber absolut kein Problem.
Urban statt Gelände
Anständig, aber nicht top benimmt sich sie die BMW im städtischen Dschungel. Auf winkligen Strässchen ist die Urban G/S mit ihrem drehmomentstarken Boxer im Element. Die nur hinten einstellbaren Federelemente schlucken die Schläge zwar gut, von Komfort erster Klasse kann aber nicht die Rede sein. Der lange Radstand garantiert einen stabilen Geradeauslauf. Die Agilität hält sich in Grenzen, dafür lässt sich die Urban G/S flüssig und präzis durchs Kurvenlabyrinth schwenken. Beim heftigen Angasen und Runterschalten brabbelt’s wiederholt kräftig aus dem Schalldämpfer. Das passt zum Charakter und macht irgendwie süchtig.