Töff-Ferien mit Gepäck
Nachdem im Frühjahr die ersten Kilometer absolviert worden sind, steht für viele Motorradfahrer nun die Sommer- und Urlaubssaison an. Ob in der Gruppe oder auch solo, die besonderen Fahrten „mit Sack und Pack“ erfordern auch einen besonderen Umgang mit der Maschine. Grundsätzlich gilt auch hier erst einmal: die Maschine muss in einem einwandfreien Zustand sein. Wer nur den geringsten Zweifel daran hat, dass sein Motorrad hundert Prozent in Ordnung ist, sollte den Urlaubs-Check von der Fachwerkstatt erledigen lassen, rät das Institut für Zweiradsicherheit (IfZ) in Essen (D).Gepäck verändert die FahrphysikZusätzliches Gepäck verändert wegen des Gewichts die Fahrphysik. Dieser Effekt kann durch schlechte Verteilung noch verstärkt werden. Masse, Schwerpunkt, Lenkkräfte, Kipp-, Nick- und Giermomente, all das wird beeinflusst und kann zu unerwarteten Fahrzeugreaktionen führen. Wichtig ist, den Schwerpunkt des Motorrades möglichst tief zu halten. Schwere Gepäckstücke gehören möglichst tief deponiert und leichte darüber.Zudem sollte man darauf achten, die Verteilung auf beide Räder nicht zu sehr zu verändern und das Gewicht gleichmässig zu verteilen. Da beim Beladen folgenschwere Fehler begangen werden können, sollte man dies nicht „auf den letzten Drücker“ unter Zeitdruck erledigen, warnt das IfZ. Daher lieber ein paar Tage vor der Abfahrt beginnen, um noch Zeit für Korrekturen zu haben und „unter Last“ eine Proberunde auf der Hausstrecke zu fahren.Maximale ZuladungIm Blick behalten werden muss die maximal erlaubte Zuladung des Fahrzeugs. Sie sollte keinesfalls überschritten werden. Hierbei sind die Herstellerangaben unbedingt zu berücksichtigen. Wer das Handbuch nicht bei sich hat, kann auch im Fahrzeugausweis nachsehen. Dort ist auf Position 33 das maximal zulässige Gesamtgewicht des Fahrzeugs angegeben. Zum Beispiel 425 kg (siehe Bild rechts). Davon gilt es das Leergewicht (Position 30) abzuziehen und man erhält die Nutz-/Sattellast bzw. die mögliche Zuladung. Im genannten Beispiel also 425-300 = 125 kg.Zu beachten ist hier, dass in Schweizer Papieren das Leergewicht immer schon ein theoretisches Fahrergewicht von 75 kg einschliesst. Ausserdem sind im Leergewicht alle Flüssigkeiten wie Öl, Kühlwasser oder Benzin enthalten. Wer also die exakte Zuladung ausrechnen will (also inkl. Fahrer), sollte entsprechend vom Leergewicht zuerst noch die 75 kg des „Norm-Fahrers“ subtrahieren und dann erst diesen Wert vom Gesamtgewicht abziehen (im Beispiel also 300-75 = 225 kg. –> 425-225 = 200 kg). Wiegt in diesem Fall also der Fahrer – und immer schön die Ausrüstung mitrechnen (!) – z. B. 82 kg und seine Sozia 67 kg bleiben noch 51 kg fürs Gepäck, wobei natürlich wiederum das Eigengewicht der Koffer nicht vergessen werden darf…Längere BremswegeAufgepasst auch bei der Höchstgeschwindigkeit, insbesondere mit Koffern. Hier sind die Grenzen schnell erreicht. Bei der Probefahrt kann man sich auch gleich mit den veränderten Fahreigenschaften des Motorrads vertraut machen. Beladen wird so manches Motorrad deutlich träger, was die Beschleunigung betrifft. Somit verlängern sich auch Überholvorgänge, die aus diesem Grund besonders vorsichtig angegangen werden sollten. Zudem führt die Beladung zu längeren Bremswegen.Je nach Fahrerkonstitution und Wetterlage sollte sich niemand überschätzen. Die Experten vom IfZ empfehlen pro Tag nicht mehr als 400 Kilometer auf gut ausgebauten Landstraßen. Werden die Strecken sehr kurvenreich, sollte die Tagesdosis bei 200 bis 300 Kilometern liegen. Auf der Autobahn können es bei günstigen Witterungsverhältnissen auch mal 600 bis 800 Kilometer sein. Jeder Tankstopp und jede Pause sollten genutzt werden, um sich ein wenig die Beine zu vertreten und natürlich auseichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um das Konzentrationsvermögen aufrecht zu halten.In Gruppen unterwegsWenn es in der Gruppe in den Urlaub geht, sollten vor Fahrtbeginn klare Regeln besprochen werden, die jeder einhält. Alle sollten sich einig darüber sein, dass kein Wettbewerb untereinander herrscht. Also nicht gegenseitig zu längeren oder schnelleren Etappen hochschaukeln, sondern versetzt mit genügendem Abstand zueinander und ohne gegenseitiges Überholen fahren. Auch beim Überholen Dritter gilt: Jeder mit Abstand und Augenmass für sich, statt dem Vordermann blind zu folgen. Jeder fährt trotz Teamgeist – unter Beachtung der besprochenen Gruppenregeln und vor allem der Strassenverkehrsordnung – für sich selbst verantwortlich, betont das Institut für Zweiradsicherheit.Gesetze und Recht in anderen LändernEs empfiehlt sich, auf unbekannten Strecken ein paar Sicherheitsreserven ins Kalkül zu ziehen, da man sich nicht auf bekannte Fahrbahnzustände und Kurvenverläufe verlassen kann. Auch ein Blick in die rechtlichen Bestimmungen der Reiseländer gehört dazu. So sind in einigen Ländern zum Beispiel auch auf dem Bike Verbandkasten, Warndreieck und ähnliches mitzuführen.In der IfZ-App „MOTO“ finden Motorradfahrer auch eine Urlaubs-Checkliste, die auf dem Smartphone abgehakt werden kann.Web-Links:Institut für ZweiradsicherheitVerkehrsregeln im Ausland (ADAC)