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Zeeho AE8 S+ und AE6+ im Test

Zeeho AE8 S+ Test

Während der Elektro-Anteil bei den Motorrädern aktuell noch verschwindend klein ist, setzen bei den Rollern immer mehr Kunden und Hersteller auf Strom. So auch Zeeho, die Tochtermarke des chinesischen KTM-Partners CFMoto, deren erste Modelle für den europäischen Markt wir in Barcelona testen konnten.

Der Test der E-Roller Zeeho AE8 S+ und Zeeho AE6+ ist nicht nur für euch, liebe Leser, sondern auch für den Schreibenden mal etwas ziemlich anderes. Doch trotz etwas Skepsis und (zu) vielen Stadtkilometern ist nach dem ersten Kennenlernen in Barcelona klar, warum die Elektrifizierung bei den Rollern an einem ganz anderen Punkt steht als bei den Motorrädern.

 

Denn bei den Töff hat es die Elektrifizierung ganz und gar nicht leicht. Vielen eingefleischten Töfffans fehlen Sound und Vibrationen, während rationaler orientierte Zweiradfanatiker auf die Probleme bezüglich Reichweite, Gewicht und Preis aufmerksam machen.  Auch darum ist der Marktanteil der E-Töff auch 2024 noch verschwindend klein. Etwas anders sieht’s bei den kleineren Brüdern, den Rollern aus. Gerade im urbanen Bereich erfreuen sich E-Roller in den letzten Jahren grosser Beliebtheit.

 

Zeeho AE8 S+ Test

Für die Mobilität im urbanen Raum eignen sich E-Roller ausgezeichnet.

 

Und das macht durchaus Sinn. Wer primär von A nach B kommen muss, braucht nicht unbedingt Sound und Emotion in Form von Vibration. Auch ist beim Pendeln im urbanen Raum die Reichweite kaum je ein Thema und weil darum nicht so grosse Batterien verbaut werden müssen, halten sich bei den E-Rollern auch Preis und Gewicht im Rahmen. Das alles gilt auch für die neuen E-Roller von Zeeho, den Zeeho AE8 S+ und den Zeeho AE6+, die wir in Barcelona zum ersten Mal gefahren sind.

Vertrieb durch KTM-Gruppe

Zeeho ist dabei eine direkte Untermarke des chinesischen Motorrad- sowie Quad-Herstellers und KTM-Partners CFMoto. Was auch bedeutet, dass die Zeeho-Modelle in diversen europäischen Ländern inklusive DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) durch die KTM-Gruppe vertrieben werden. Die Österreicher arbeiten ja bereits seit 2013 mit CFMoto zusammen, als diese den KTM-Import für China übernahmen. Seit 2017 besteht ein Joint Venture unter welchem mittlerweile alle 790er-Modelle bei CFMoto gebaut werden und der entsprechende Motor auch in den 800er-Modellen von CFMoto zum Einsatz kommt.

 

So viel zu den Hintergründen, nun zu Zeeho. Mit Zeeho will CFMoto preislich interessante aber dennoch qualitativ hochwertige Elektro-Zweiräder für den Weltmarkt bereitstellen. Es handelt sich bei den Zeeho-E-Rollern also nicht um klassische «China-Roller» zum Baumarkt-Preis, sondern um ambitionierte E-Roller zu kompetitiven, aber marktüblichen Preisen.

 

Zeeho AE8 S+

Der Zeeho AE8 S+ ist der bislang grösste Zeeho-Roller.

 

So liegt der grössere der beiden getesteten E-Roller, der Zeeho AE8 S+, der mit einem 150er-Benziner verglichen werden kann, bei 4’990 Franken. Die Preise für den kleineren Bruder AE6+ sind noch nicht bekannt, dürften aber nochmal klar darunter liegen. Daneben gibt es auch noch die C!ty Sport, ein 45-km/h-E-Motorrad der Kategorie AM, das wir aber nur ganz kurz um einen Parcours treiben durften – Preis: 2’990 Franken.

Zeeho AE8 S+ – der «Grosse»

Beginnen wir beim grössten, stärksten und darum für Töfffahrer wohl auch interessantesten Zeeho-Zweirad für 2024, dem Zeeho AE8 S+. Reglementarisch gehört der trotz seiner 12,5 kW (17 PS) Spitzenleistung zu den 125ern, da für die Einordnung ja nicht die Spitzen- sondern die Dauerleistung massgebend ist.

 

Angetrieben wird der 8er von einem Mittelmotor, welcher die Leistung mittels Riemenantrieb ans von zwei in der Vorspannung einstellbaren Stossdämpfern gefederte Hinterrad überträgt. Mit den 12,5 kW Spitzenleistung sind beim AE8 S+ knapp über 100 km/h Spitzenleistung drin, je nach Wind und Steigung sogar gegen 110 km/h (nach Tacho), wie wir in Barcelona kurz selbst erfahren konnten.

Entnehmbare Batterien

Gespiesen wird der E-Motor von zwei entnehmbaren Batterien mit insgesamt 27 Ah bei 69 Volt, was rund 1,8 kWh entspricht. Das soll für eine Reichweite von – je nach Fahrweise und Terrain – über 100 Kilometer reichen. Ein Versprechen, das wir in Barcelona leider nicht überprüfen konnten, da die Bikes immer wieder gewechselt und am Mittag nachgeladen wurden.

 

Zeeho AE8 S+ Batterien

Da Batterien können mit wenigen Handgriffen ausgebaut werden.

 

Bezüglich Batterien ist indes positiv zu vermerken, wie einfach diese ein- und ausgebaut werden können und wie leicht sie im Verhältnis sind – viel mehr als 10 bis 12 Kilo dürften die Stromspeicher nicht auf die Waage bringen. Dafür müssen beim AE8 S+ zum Fahren immer beide Batterien installiert sein. Ist nur eine drin, lässt sich der Roller zwar immernoch starten, fährt aber aufgrund der zu niedrigen Spannung nicht mehr.

Brembo-Zange und ABS

Dass der AE8 das Zeeho-Flaggschiff ist, bemerkt der geneigte Töfffahrer auch an den Bremsen. Vorne kommt hier nämlich eine Brembo-Zange zum Einsatz, die sich auch entsprechend schön dosieren lässt, und mit durchaus sportlicher Verzögerung aufwartet. Zudem gibt’s beim 8er sowohl vorne als auch hinten ein ABS.

 

Zeeho AE8 S+

Der 8er verfügt vorne und hinten über ABS.

 

Fahrwerkstechnisch ist dabei Roller-typisch nicht viel einstellbar. Immerhin können die Federbeine hinten in der Vorspannung eingestellt werden, um sie an den Gepäck- oder Zweipersonen-Betrieb anzupassen.

 

Mit dabei sind dafür drei Fahrmodi – Eco, Street und Sport – sowie Connectivity inklusive Navigationsmöglichkeit. Das alles wird angezeigt im schönen und gut ablesbaren Farb-TFT-Display. Und ist das Handy über die entsprechende App mit dem Roller verbunden, kann es zusätzlich als Keyless-Schlüssel verwendet werden.

 

Display

Das grosse TFT-Display gibt’s nur beim AE8.

 

Punkto Schlüssel: der besteht bei den Zeeho-Rollern aus eben genanntem Handy oder einer NFC-Karte, die zum Starten nur ans Cockpit gehalten werden muss. Das ist zwar ein cooles Gimmick, in der Realität aber eher mühsam, weil die Karte – anders als ein Schlüssel – nach dem Aktivieren ja auch wieder irgendwo verstaut werden muss. Da ist die Keyless-Option via Bluetooth und Handy deutlich angenehmer.

Zeeho AE8 S+ im Test – sprintstark und flink

So viel zur Technik, kommen wir nun zur Fahrdynamik. Wir sind dabei praktisch ausschliesslich in der Stadt Barcelona unterwegs. Das mag zwar ein realitätsnahes Einsatzgebiet für einen Elektro-Roller sein, bedeutet aber auch, dass wir nicht wirklich viele Kurven oder schnelle Abschnitte fahren können.

 

Im Stadtverkehr überzeugt der 8er vor allem im Sport-Modus jedoch durch seinen starken Antritt. Von 0 auf 50 soll er es in lediglich 2,6 Sekunden schaffen. Und auch in der Realität hat an der Ampel kaum einer eine Chance gegen den E-Flitzer. Das hilft beim Einfädeln, macht aber auch einfach viel Spass. Vor allem weil auch die Bremsen echt gut funktionieren, was dem Sicherheitsgefühl durchaus zuträglich ist.

 

Roller

 

Auch gibt sich der AE8 sehr flink – kurzer Radstand (1380 mm), kleine 12-Zoll-Räder und die geringen bewegten Massen im Motor sind hier sicher die Hauptgründe. Die flinke Art hilft beim Durchwuseln und lässt in den wenigen Kurven sogar etwas Sportfeeling aufkommen. Dafür wird’s bei höheren Geschwindigkeiten aber auch relativ schnell eher unruhig.

 

Insgesamt überzeugt der Zeeho AE8 S+ im Test aber durchaus. Er ist zugänglich, einfach zu bedienen, bietet einen satten Antritt und kommt – für die Klasse – mit hochwertigen Komponenten. Für Pendler im urbanen Raum, die auf der Anfahrt auch mal auf einer 80er-Strecke unterwegs sind, ist er mit unter 5000 Franken Anschaffungspreis sicher eine spannende Option.

Zeeho AE6+ – aufs Wesentliche reduziert

Auch der kleinere Bruder, der Zeeho AE6+ gehört zur 125er-Kategorie A1, leistet maximal jedoch nur 5,5 kW (7,5 PS) und fährt damit in der Spitze auch maximal rund 80 km/h. In der Stadt und ohne Steigung lässt er dabei jedoch nie Leistung vermissen. Erst wenn’s aus der Ortschaft raus und im schlimmsten Fall bergauf geht, fällt das Leistungsmanko ins Gewicht, so dass in der Steigung dann noch maximal knapp 70 km/h drin sind.

 

Zeeho AE6+ (1)

Der AE6+ wirkt deutlich schlanker als sein grösserer Bruder.

 

Der AE6+ ist jedoch auch klar für den Einsatz im urbanen Raum konzipiert und dürfte so in der Schweiz primär in den grossen Zentren Zürich, Genf und allenfalls Bern interessant sein. Er bezieht seinen Strom aus den gleichen Batterien wie der grosse Bruder. Beim 6er ist dabei jedoch immer nur eine Batterie gleichzeitig angeschlossen, während eine zweite im Staufach mitgeführt werden kann. Mit den beiden Batterien sind dann auch wieder Reichweiten von über 100 km möglich.

 

Der Motor sitzt beim AE6+ übrigens nicht in der Mitte, sondern inklusive Getriebe direkt auf der Radnabe. Auch das trägt zum geringen Gewicht von lediglich 96 kg bei. Wenn’s sein muss, kann der 6er somit auch mal auf ein Trottoir oder ähnliches gehievt werden.

CBS statt ABS

Auch gibt’s beim günstigeren 6er kein schönes TFT- sondern «nur» ein einfarbiges LC-Display. Auch das ist jedoch sogar bei direkter Sonneneinstrahlung gut ablesbar und zeigt alle nötigen Informationen an.

 

Zeeho AE6+ (1)

Das LC-Display ist gut ablesbar, als Schlüssel dient auch beim AE6+ eine Karte oder das Smartphone.

 

Etwas problematischer ist da schon das fehlende ABS, an dessen stelle ein Kombibremssystem (CBS) zum Einsatz kommt. Dieses verteilt die Bremskraft, wenn mit der Hinterradbremse am linken Handhebel gebremst wird, auf Vorder- und Hinterrad. Dabei wird die Kraft so verteilt, dass im Zweifel zuerst das Hinter- und erst danach das Vorderrad blockiert, quasi ein ABS auf Sparflamme.

Zugänglicher Begleiter

In der Praxis gibt sich der Zeeho AE6+ extrem zugänglich. Er ist deutlich schmaler als sein grösserer Bruder und erlaubt so auch im Sitzen immer guten Bodenkontakt. Durch die geringere Power muss bei ihm auch niemand Angst vor der fehlenden Traktionskontrolle haben und die Bremsen lassen sich trotz fehlendem ABS problemlos dosieren.

 

Zeeho AE6+

 

Natürlich lässt sich auch der 6er sehr flink durch den Grossstadtdschungel dirigieren, und ist dabei mit seinen kompakteren Massen vielleicht sogar etwas im Vorteil. Dass er bei höheren Geschwindigkeiten nicht so stabil ist, spielt aufgrund der geringen Leistung indes eine untergeordnete Rolle.

C!ty Sport – Spass für die Jugend

Die dritte Zeeho für Europa ist einem Motorrad deutlich näher als einem Roller. Die C!ty Sport ist dabei ein 45-km/h-Motorrad in der AM-Klasse und dürfte damit in der Schweiz ein Nischenprodukt bleiben. Als Spitzenleistung stehen hier 3,5 kW an, während die Dauerleistung bei 1,8 kW liegt. Die Maximalgeschwindigkeit ist auf 45 km/h beschränkt, die Reichweite soll hingegen rund 80 Kilometer betragen. Der Preis liegt bei 2’990 Franken.

 

Zeeho C!ty Sport

Die C!ty Sport fällt in die Kategorie AM (bis 45 km/h).

 

Mehr Infos zu Zeeho gibt’s auch auf zeehoeu.com

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