Motocross der Nationen: Starke Schweizer!
Vor 100’000 Zuschauern feierten die Franzosen beim Motocross der Nationen in Ernée einen Heimsieg. Die Schweizer traten mit einem starken Team an schlugen sich prächtig und verpassen ihr Bestresultat knapp.
Das wohl älteste und erfahrenste Team am den Motocross der Nationen in Ernée (F) stellte die Schweiz: Für Jeremy Seewer (29, Yamaha), war es die zehnte Teilnahme, für Arnaud Tonus (32, Yamaha) die elfte und Valentin Guillod (30, Honda) trat gar zum zwölften Mal an der Team-WM für die Schweiz an. Da sowohl Seewer als auch Guillod mit den Plätzen 3 und 9 in der MXGP-WM eine starke Saison hinlegten hatten, war klar, dass sie auch bei den Nations mit ihren 450ern in der MXGP bzw. der Open-Klasse antreten würden.
MX Open Schweizermeister Tonus musste also auf die 250er umsteigen. «Ich bin seit rund zehn Jahren nicht mehr 250er gefahren, doch es war für mich die logische Entscheidung. Seewer und Guillod werden vorne mitmischen und ich werde alles geben, auf der Kleinen nicht unterzugehen», beteuerte Tonus. «Die 250er ist hier klar im Nachteil, doch ich bin bereit zu leiden.»
Frankreich mit Heimvorteil?
Als Favorit ging das Heimteam mit Maxime Renaux, Romain Febvre und Tom Vialle ins Rennen. Frankreich hatte in Ernée bereits 2015 gewonnen. Ihre härtesten Konkurrenten waren klar die Australien mit den Überfliegern Jett und Hunter Lawrence, die in den USA alles abgeräumt hatten sowie Dean Ferris. Aber auch Deutschland trat mit beachtlichem Team an, denn erstmals seit 10 Jahren trat Ken Roczen wieder in Europa an, dazu die MX2-Cracks Simon Längenfelder und Tom Koch. Daneben gab es natürlich noch diverse sehr starke Teams wie Spanien mit Weltmeister Jorge Prado, Ruben Fernandez und Oliver Oriol, Belgien (Everts, Geerts, Coenen) oder die Titelverteidiger aus den USA (Plessinger, Hampshire, Craig).
Aber auch die Schweizer hatten sich hohe Ziele gesetzt: Die Egalisierung des bisher besten Schweizer Resultats, Rang 5 von 2015 ebenfalls in Ernée, damals mit Seewer, Guillod und Andy Baumgartner.
Guter Einstieg
Am Samstag bewiesen die Schweizer in Qualirennen ihr Potenzial: Rang 3 von Seewer hinter Prado und Jet Lawrence aber noch vor Roczen war ein starker Einstieg. Tonus fuhr im MX2-Quali in 37-köpfigen Feld auf Rang 13 und Guillod arbeitete sich im Open-Feld stark auf Rang 6 vor. Mit 9 Rangpunkten (ein Streichresultat) klassierte sich die Schweizer schon mal auf dem angestrebten fünften Rang. Die Schweizer konnten am Sonntag am eigentlichen Motocross der Nationen also jeweils als Fünfte ihre Startplätze aussuchen.
MXoN: Eigene Gesetzte
Das Motocross der Nationen hat eigene Gesetze, denn hier werden Rangpunkte gezählt, die Nation, die am Schluss am wenigsten Punkte hat, hat gewonnen. Fällt ein Fahrer in einem Rennen aus oder wird Letzter, kassiert das Team bis zu 40 Punkte. Die MX2 Piloten treten in gemischten Feldern gegen die MXGP und Open Fahrer an, können also kaum mit Topresultaten rechnen. Das schlechteste der sechs Laufresultate wird am Schluss gestrichen.
Seewer stark – Tonus kämpft angeschlagen
Im ersten Rennen traten die MXGP- und MX2-Fahrer an. Während sich Seewer auf Rang 2 hinter Prado einreihte, stieg Tonus als 22. ins Rennen. Febvre zog an Seewer vorbei und setzte sich im Spitzenduell gegen Prado durch. Seewer verlor durch einen Sturz Rang 3 an Roczen, konnte auf Rang 4 aber Aron Plessinger, Jett Lawrence und Tim Gajser hinter sich halten.
Tonus war im Feld mit 20 MXGP-Piloten in der Schlussphase bis auf Rang 27 zurückgefallen. Das beutete nach dem ersten Rennen hatten die Schweizer total 31 Rangpunkte und lagen Position 9. Tonus: «Ich wurde über Nacht krank, das hat mir sicher nicht geholfen, so war es körperlich noch härter!»
Mit dem Sieg von Febvre und Rang 8 von Vialle übernahmen die Franzosen klar die Führung.
Holeshot für Guillod
In Rennen 2 (Open und MX2) schoss Guillod optimal vom Start weg, wurde aber schon bald von der Spitze verdrängt und kam nach einem kleineren Sturz auf Rang 7 aus Runde 1 zurück.
Nach halber Renndistanz übernahm Renaux vor dem sensationell fahrenden Landsmann Vialle die Führung. Mit dem Doppelsieg setzte Frankreich den Grundstein für den Heimsieg.
Guillod war zwischenzeitlich wieder auf Rang 5 vorgefahren, musste sich schliesslich aber hinter Everts, dem italienischen MX2-Weltmeister Andrea Adamo und Huter Lawrence mit Rang 6 begnügen.
Tonus hatte einmalmehr hartes Brot zu essen, war als 26. aus der ersten Runde zurückgekommen, verbesserte sich auf Rang 20, erreichte das Ziel nach Stürzen aber auf Rang 24 – Zwischenrang 8 für die Schweiz
Frankreich räumt ab
Rennen 3 mit Seewer und Guillod, dominierte zunächst Roczen. Der Deutsche musste sich dann aber dem Australier Jett Lawrence geschlagen geben. Renaux konnte mit Rang 3 vor 100000 Fans den Sieg von Frankreich im Nationencross feiern.
Gleichstand mit den Fünftplatzierten
Seewer hatte keinen optimalen Start, reihte sich um Rang 10 ein, machte aber bald Plätze gut. Seewer: «Mein Start war nicht gut. Ich hatte den Speed für die Spitze, doch die war schon weg, bis ich in Position war.» So wurde es für den künftigen Kawasaki-Piloten ein sechster Platz.
Guillod war als 17 aus der ersten Runde gekommen und verbesserte sich kurzfristig auf den 13. Rang. «Physisch war ich etwas knapp und hatte nicht mehr die Kraft, nochmals in die Top 10 zu fahren», erklärte der Romand, der in der Folge wieder auf Rang 16 zurückfiel. In der letzten Runde verbesserte er sich aber noch auf Rang 15, womit die Schweiz nach Abzug des Streichresultats (Rang 27 von Tonus in Rennen 1) auf 55 Rangpunkte kam – gleichviel wie die fünftplatzierten Belgien. Da die Schweiz das höhere Streichresultat hatte, reichte es nur zu Rang 6, was aber dennoch ein sensationelles Resultat ist.
Team Manager Daniel Zollinger resümiert: «Unsere Mindestanforderung war die Top 10, das haben wir geschafft. Rang 5 wäre möglich gewesen, doch das haben wir punktgleich mit Belgien leider verpasst. Dafür haben wir den Titelverteidiger, die USA, geschlagen. Damit können wir gut leben.»
Resultate
Nationen-Wertung:
1. Frankreich, 14 Rangpunkte (Renaux, Febvre, Vialle)
2. Australien, 34 (Lawrence, Lawrence, Ferris)
3. Italien, 43 (Adamo, Bonacorsi, Forato)
4. Deutschland, 47 (Roczen, Längenfelder, Koch)
5. Belgien, 55 (Everts, Geerts, Coenen)
6. Schweiz, 55 (Seewer, Guillod, Tonus)
7. Spanien, 59 (Prado, Fernandez, Oliver)
8. USA, 65(Plessinger, Hampshire, Craig)
9. Slowenien, 85 (Gajser, Pancar, Bubnic)
10. Grossbritannien, 89 (Watson, Gilbert, Mewse)