Aegerter in Estoril: Eine Klasse für sich
Weltmeister Dominique Aegerter war in Estoril (P) klar der Schnellste, liess sich nie aus der Ruhe bringen, fuhr zwei weitere Siege ein und setzte sich in der WM deutlich ab.
Dominique Aegerter war in Bestform als klarer Favorit nach Estoril gereist: Nachdem der Supersport-Weltmeister beim Saisonauftakt in Aragon (E) mit dem Sieg in Rennen 2 die Meisterschaftsführung übernommen hatte, bescherte er seinem Ten-Kate-Racing-Yamaha-Team beim Heimrennen in Assen (NL) gleich zwei Siege. Dann übernahm er beim MotoE-Intermezzo mit einem Sieg auch die Führung im Elektro-Weltcup, um eine Woche später wieder in Bestform auf dem 600er-Vierzylinder den Ton anzugeben.
Aegerter schreibt Rekorde
Der 31-jährige Aegerter knöpfte Verfolger Lorenzo Baldassari (Yamaha) in Estoril am Freitag mehr als eine halbe Sekunde ab! Aegerter: «Die Techniker haben in den vier Wochen seit Assen wieder eine grossartige Arbeit geleistet und das Motorrad verbessert. Ausserdem habe ich Estoril schon immer gemocht.»
Am Samstag unterbot Aegerter den absoluten Rundenrekord von Andrea Locatelli aus den 2020 um knapp 0,5 Sekunden und sicherte sich die Poleposition 0,8 Sekunden vor Nicolò Bulega (Ducati) und Glen Van Straalen (Yamaha). Baldassari verlor auf Rang 4 mehr als eine Sekunde! Zudem fuhr Aegerter nicht nur eine schnelle Runde, sondern unterbot die Zeiten der Konkurrenz Runde um Runde.
Aegerter checkt die Lage und zieht weg
Der Start zu Rennen 1 war Bulega optimal gelungen. Der Italiener zog sofort vorne weg, verbremste sich aber noch in der ersten Kurve und büsste die Führung wieder ein. Aegerter machte dem neuen Leader Jules Cluzel (Yamaha) Druck, wurde selbst aber bereits hart bedrängt von Can Öncü (Kawasaki), der nach einer Runde die Führung übernahm. Auch Aegerter holte sich Cluzel.
Als in Runde 7 auch jedoch Van Straalen am Ende der Geraden Aegerter ausbremste, liess der Schweizer den Hammer fallen, bremste sich am Holländer und dem Türken vorbei und forcierte das Tempo. Nur Van Straalen konnte annähernd folgen, ging in der Schikane aber kurz zu Boden und fiel bis auf Position 14 zurück. So war Aegerter bald unangefochtener Leader. Cluzel stürzte auf Rang 4 und Öncü wurde vom schlecht gestarteten Baldassari von Rang 2 verdrängt. Während der Türke in der letzten Runde noch von Bulega vom Podest verwiesen wurde, fuhr Aegerter einen kontrollierten Sieg ein. Van Straalen fuhr nochmals sensationell bis auf Rang 7 vor.
Aegerter: «Obwohl mein Start nicht der beste war, versuchte ich am Anfang, ruhig zu bleiben, nichts zu überstürzen und das Rennen zu studieren. Als ich die Führung übernommen hatte, war es nicht leicht, die Konzentration hoch zu halten und einzuschätzen, wie stark ich pushen musste.»
Start auch bei schwierigen Bedingungen
Vor Rennen 2 hatte es geregnet und der Asphalt war teilweise noch feucht. In den ersten Runden stritten sich Bulega, Baldassari und Öncü um die Führung, während Aegerter in der gedrängten Führungsgruppe teilweise bis auf Rang 6 zurückfiel. Aegerter: «Es fielen fast das ganze Rennen Regentropfen, und es war schwierig, einzuschätzen, wo man wie viel pushen kann.»
Als der Regen nach halber Renndistanz zunahm, bildete sich eine riesige Spitzengruppe mit wilden Fights, in denen Aegerter stets vorne mitmischte. Leader Baldassari konterte Aegerters ersten Angriff, doch Aegerter schlug zurück. In der Folge verteidigte er die Führung in der grossen, wilden Spitzengruppe und zog schliesslich vorne weg. Kyle Smith konnte sich auf Position 2 zuletzt auch freifahren, während Baldassari die wilden Kämpfe um den dritten Podestplatz mit Yari Montella (Kawasaki), Öncü und Oli Bayliss (Ducati) für sich entschied. Bulega stürzte in der letzten Runde bei einer Kollision.
«Es war eine riesige Spitzengruppe mit heissen Fights. Die letzten Runden sah ich, dass der Regen etwas nachliess. Ich übernahm die Spitze, attackierte und konnte zwei Sekunden Vorsprung herausfahren. Dieses Wochenende hätte nicht besser gehen können», strahlte Aegerter im Ziel. Der Weltmeister konnte mit seinem fünften Sieg in Folge in der WM seinen Vorsprung auf Verfolger Baldassari auf 44 Punkte ausbauen. Bulega, derin Rennen 2 gestürzt war, liegt auf Rang 3 bereits72 Punkte zurück.
Doch der Weltmeister besticht nicht nur durch sein hohes Tempo, sondern ist auch der Einzige im Feld, der noch keinen Nuller kassiert hat.
Brenner: Zuversicht und Vertrauensverlust
Marcel Brenner hatte seinen Vorsatz von einem Startplatz in den ersten drei Reihen mit Rang 18 in der Superpole verpasst. In Rennen 1 verbesserte er sich zwischenzeitlich auf Position 13. «Ich kam immer näher zur Gruppe, die um Rang 7 kämpfte. Leider passierten dann Fehler, die mich zurückgeworfen haben.» Schliesslich reichte es dem Berner noch zu Rang 15, doch seine Pace gab ihm viel Zuversicht für den Rennsonntag. Bei den schwierigen Streckenbedingungen fand der 24-jährige Berner aber kein Vertrauen, blieb zwar sitzen, fiel aber chancenlos zurück. Trotz der vielen Stürze reichte es nur für Rang 18.
Resultate Supersport-WM, Estoril (P)