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Harley-Davidson Sportster Iron 1200

Harley-Davidson Sportster Iron 1200

Look und Style der freakigen 1970er-Jahre leben in der Harley-Davidson Sportster Iron 1200 fröhlich wieder auf. Die trendige US-Amerikanerin ist für gemütlich-sinn­liche Ausfahrten wie geschaffen. Für Sport und Langstrecken taugt sie weniger.

Lange Jahre galt die sportster-Familie als eine Art Einstiegsdroge ins Harley-Paradies. Das hat sich 2014 mit der Lancierung der kleineren Street-​Modelle mit dem wassergekühlten V2-Motor geändert. Doch auch die neue Sport­ster 1200 Iron, die wir auf den Küstenstrassen und im Hinterland von Split in Kroa­tien erstmals fahren konnten, kennzeichnet sich durch einfachen Zugang und lockere Agilität aus, wie sie den kleinen, luftgekühlten US-Triebwerken schon immer eigen waren.

Die grosse Schwester

Der Name Iron (Eisen) ist nicht neu im Harley-Programm. Bereits die auf dem Markt erfolgreiche Sport­ster 883 mit dem kleinsten Evolution-Motor hört auf diese Bezeichnung. Jetzt hat die Motor Company aus Milwaukee (USA) also eine grosse, quasi erwachsene Schwester entwickelt, in ­deren Zentrum der 1202 ccm grosse, selbstverständlich und trotz Euro 4 immer noch luftgekühlte V2 stampft, rasselt und schüttelt. Dasselbe Triebwerk leistet auch im trendigen Erfolgsmodell Forty-Eight Dienst.

Gut gereift

Harley-Davidson Sportster Iron 1200Dieser Motor mit archaischem Charakter ist im Laufe der Jahrhunderte, … pardon, Jahrzehnte, ständig weiterentwickelt worden. Er wuchtet die fünf Zentner US-Eisen kräftig und mit viel Drehmoment nach vorn, sofern man ihn zwischen 2500 und 3800/min hält. Darunter ruckelt’s und zuckelt’s in der Kraftübertragung, ohne Kupplungseinsatz gibt er keine Ruhe. Darüber wären theoretisch nochmals ein paar tausend Umdrehungen bis 7000/min möglich, aber angesichts der eruptiv werdenden Vibrationen und der bescheiden-angestrengten Drehfreude bewegt man sich nur selten in diesem Bereich. Also besser früh rauf- und rechtzeitig runterschalten, um den vom Konzept her betagten V2 im Wohlfühlbereich – wo statt Vibrationen zärtliche Massageeinheiten den Fahrer bezirzen – zu halten. Dann kann man in den Rückspiegeln auch noch erkennen, was hinter einem passiert. Wenn man sich vom dumpfen «Klonks» nicht stören lässt und sich genügend Zeit nimmt, funktionieren die Gangwechsel problemlos.

19-Zoll-Vorderrad

Schon nach wenigen hundert Metern beeindruckt die Agilität und Stabilität der Iron-Vorderpartie. Der niedrige Schwerpunkt und das grosse, aber schmale 19-Zoll-Vorderrad zeigen Wirkung. Der Geradeauslauf ist hervorragend, auch Schräglagenwechsel verlangen keinen übermässigen Kraftaufwand. Der Fahrer fühlt sich entsprechend sicher hinter dem hohen und breiten Lenker. Die Einscheibenbremse mit Doppelkolben-Schwimmsattel verlangt für anständige Verzögerung kräftigen Druck, glänzt aber mit einer vorzüglichen Progression und kaum Aufstellneigung beim Bremsen in Schräglage. Das ABS löst vor allem hinten bereits auf trockener Strasse früh aus. Das spielerische Handling – immer im Vergleich zu andern Harleys dieser Grössen- und Gewichtsklasse – lässt zwar eine sportliche Gangart zu, aber die früh aufsetzenden Rasten kühlen das Gemüt des Reiters rasch wieder.

Kein Reisetöff

Bei gemütlicher bis flüssiger Gangart geht der Federungskomfort absolut in Ordnung; die Vorspannung der Stereo-Federbeine kann angepasst werden. Lang- strecken sind wegen des kleinen Tanks (12,5 l) und vor allem des ergonomisch suboptimalen Sattels mit hohem Abschluss, der wenig Bewegungsfreiheit bietet, weniger zu empfehlen.

Cool, aber nicht nur

Angesichts der technischen Daten und des coolen Looks der Sportster könnte man meinen, dass es sich hier um einen ­klassischen «Die Form folgt der Funktion»-Töff handelt. Falsch. Die 1200er Iron ist ein handliches, sicheres und spassiges Bike, das kleine Strassen und enge Pässe in flüssigem Tempo meistert, auch wenn die Rasten heftig über den Asphalt raspeln. Für Etappen von mehr als 150 km oder für den Zweipersonenbetrieb taugt die 1200 Iron allerdings weniger.

Überblick über die Überprüfung
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