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Wenn Pässe erzählen könnten

Erlebnisrunde statt S(t)austrecke: Ein schmales Asphaltband schlängelt sich durch Bergbauerndörfer und saftige Almwiesen: Der Ächerlipass.

 

Gotthardpass, St. Bernhard, San Bernardino … Handelswege über den Alpenhauptkamm sind seit der Bronzezeit nachgewiesen. Auch die Schweiz hatte schon früh wirtschaftlich wichtige Alpenquerungen zu bieten. Heute sind die Pässe nicht nur wegen ihrer Bedeutung für den Warenverkehr stark frequentiert. Denn in der Ferienzeit kommen auch noch die zahlreichen Touristen aus aller Herren Länder hinzu. Also hat sich die TÖFF-Redaktion aufgemacht, einige weniger bekannte Schweizer Pässe zu suchen, welche wir in den nächsten Ausgaben vorstellen möchten. Doch auch wenn ein Pass klein und unbekannt ist, heisst das noch lange nicht (wie wir nun am Beispiel des Ächerlipasses sehen werden), dass dieser zuzeiten nicht von enormer nationaler, ja sogar existenzieller Bedeutung war. Gut, zugegebenermassen macht man sich darüber als Töfffahrer zunächst wenig Gedanken. Schliesslich treibt uns ja alle mehr oder weniger dasselbe in die Berge: möglichst viele Kurven und die tolle Landschaft.

 

Der Ächerlipass bietet noch mehr. Er ist mit «nur» 1458 Höhe zwar ein unwichtiger Verbindungspass in der Innerschweiz. Seine Trasse führt von Sand bei Kerns nach Dallenwil und verbindet die beiden Halbkantone Nid- und Obwalden. Die asphaltierte Strasse hat eine Gesamtlänge von circa 20 Kilometern und Steigungen bis zu 16 Prozent. Bis auf Ausweichstellen weist sie meistens nur PW-Breite auf, ist also recht schmal. Die Westanfahrt von Kerns her liegt zu ungefähr achtzig Prozent im Wald, man hat daher nur wenige geniale Aussichtsstellen, die einen Blick auf den Sarner See freigeben. Erst ab der Passhöhe ist der Fernblick bei gutem Wetter einzigartig: Die Bergmassive Pilatus (2137 m),Rigi (1797 m), Stanserhorn (1898 m), Buochserhorn (1806 m) und der schneebedeckte Titlis (3238 m) sind zu sehen. Die Aussicht bleibt, denn die Ostabfahrt nach Dallenwil liegt im Kontrast zur bewaldeten Anfahrt von Kerns herrlich offen. Zudem ist sie steiler und viele kleine Kehren fordern Mensch und Maschine. Der Ächerli ist auch deshalb unsicheren Fahranfängern mit schweren Maschinen nicht unbedingt zu empfehlen.

 

©Kartenmaterial: Hallwag Kümmerly+Frey AG

 

Nationale Bedeutung erlangte das kleine Verbindungssträsschen übrigens an einem geschichtsträchtigen Sonntag anno 1798. Napoleon war in die Schweiz einmarschiert, wurde zunächst am Stanserhornmassiv gestoppt und fand keinen Übergang nach Nidwalden. Doch plötzlich rückte ein Teil seiner Einheiten über den kleinen Ächerlipass an. In der Folge töteten die französischen Truppen beim Angriff am 9. September über 400 Nidwaldner. Und der Legende nach soll ein Obwaldner den Franzosen den Weg über das Gross- und Chli-Ächerli nach Nidwalden verraten haben. Diese Geschichte sorgte sehr lange für böses Blut zwischen den beiden Halbkantonen. Spürbar wurde dies sogar noch, als ein Berliner Konzeptkünstler 2013 kurzerhand am Ächerlipass einen Quadratmeter Land annektierte, diesen «Arkadien » nannte und dreist verlautbarte, dass die Schweiz über diesen Flecken keine Staatsgewalt mehr habe.

 

Zurück nimmer, genial weiter immer …
Egal ob man den Ächerli nun von Westen oder von Osten her angeht, eine Überquerung bietet auf jeden Fall zahlreiche attraktive Streckenvarianten im Anschluss: So lässt sich das exquisite Erlebnis «Ächerlipass» z.B. mit der bekannten Furka-, Grimsel-, Susten-Königsrunde kombinieren. Wer sich lieber weiter durchs Abseits schlägt, wird mit der Runde über den Glaubenbüelenund den Glaubenbergpass auch viel Spass haben.

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