Test: Neue Triumph Daytona 660
Daytona heissen bei Triumph traditionellerweise die Sportbikes. Die Daytona 660 wird diesem Erbe absolut gerecht, auch wenn sie nicht die supersportlichen Gene der letzten Daytona besitzt. Sie ist ein verschaltes, sportliches Mittelkasse-Bike für den Alltag.
Triumph hat den Modellnamen Daytona mit der vollverschalten Daytona 660 wiedererweckt. Präsentierten sich die ersten Daytonas aus heutiger Sicht noch als verschalte Sporttourer mit guten Alltagsqualitäten, waren die Daytona 675 und die Daytona 765 Moto2 reinrassige Supersportler. Die Daytona 660 macht als vollverschalter Allrounder einen Schritt zurück zur Basis. Sie ist wie beispielsweise die Honda CBR650Rqui Kawasaki Ninja 650qui Suzuki GSX-8R oder die Yamaha R7 ein vollverschaltes Bike, das im Baukastenprinzip seine Basis mit einem Naked-Bike und einer Enduro teilt. Auf Basis der Triumph Trident 660 und dem langbeinigen Sporttouring-Bike Tiger Sport 660 entstand so die sportliche Daytona 660.
Kleiner Triple nachgeschärft
Der 2021 im Roadster Trident 660 lancierte Reihendreizylinder war ein Erfolg – die Trident mauserte sich auf Anhieb Triumphs Bestseller. In ihr leistet der Triple 81 PS bei 10 250/min und besitzt ein maximales Drehmoment von 64 Nm bei 6250min. Seit 2022 steht der kompakte Triple zudem in der Tiger Sport 660 im Einsatz.
Für die Daytona 660 wurde die nächste Evolutionsstufe gezündet. Hier dreht der Triple höher und schöpft mit 95 PS bei 11250/min das Leistungsmaximum für eine A2-Drosselung voll aus. Auch das auf 69 Nm gestiegene maximale Drehmoment steht später an. Mit der ausgesprochen linearen Leistungsentfaltung des Triples steht jedoch bereits ab rund 3000/min stehts über 60 Nm an.
Diese Leistungssteigerung erzielte Triumph unter anderem durch neue Kolben, eine neue Kurbelwelle, grösseren Auslassventilen aber auch eine neue Airbox mit zentralem Ram-Air zwischen den LED-Scheinwerfern und natürlich einem entsprechenden Mapping.
Dank zusätzlichen Sensoren arbeitet nun auch das Ride-by-Wire-System deutlich feiner. In drei Fahrmodi (Sport, Road und Rain) kann das Ansprechverhalten einfach angepasst werden. Das kombinierte TFT-LCD-Cockpit kann optional mit Smartphone-Connectivity ausgerüstet werden und eine Turn-by-Turn Navigation darstellen.
Angenehm und sportlich
Wir konnten die schicke Daytona 660 im Hinterland von Benidorm (E) fahren. Dass der Test nicht auf einer Rennstrecke stattfand, unterstreicht das anvisierte Einsatzgebiet. Die neuste Daytona will kein Racer, sondern ein sportlicher Allrounder sein. «Der Markt hat sich verändert: Supersportler wurden immer gezielter darauf entwickelt, Rennen zu gewinnen. Damit wurden sie für den Alltag aber zu extrem und zu teuer. So lassen sich keine grossen Stückzahlen mehr erzielen.» erklärt Steve Sargent, Chief Product Officer bei Triumph.
Und so fällt die Ergonomie der auf die Strasse ausgerichteten Daytona 660 dann auch angenehm gemässigt aus: Die Sattelhöhe ist mit 810 mm moderat . Die Haltung auf der Britin ist vorderradorientiert, dabei lastet aber nicht zu viel Druck auf den Handgelenken lastet. Die Fussrasten wurden im Vergleich zur Trident um 15 mm nach hinten und 10 mm nach oben versetzt. Der Kniewinkel blieb damit angenehm offen.
Begeisterndes Kraftwerk
Der überarbeitete Triumph Triple begeisterte auf der Testfahrt durchwegs. Er schiebt ab niedrigsten Drehzahlen kraftvoll an. So kann innerorts problemlos im grossen Gang gefahren und dennoch ist die Daytona 660 jederzeit für einen kurzen Zwischensprint bereit. Sehr linear legt er mit zunehmender Drehzahl Leistung nach. Damit ist der bärige Triple im Charakter vielleicht weniger spektakulär als andere Motorkonzepte, dafür aber sehr berechenbar und effizient.
Sportlich, flink
Die neue Daytona 660 hält, was sie verspricht. Der vollgetankt 201 kg schwere Mittelklasse-Sportler lenkt willig ein und lässt sich leichtfüssig durch Wechselkurven dirigieren. Dabei will die Daytona vorzugsweise übers Vorderrad gelenkt werden. Wer aufrecht auf dem Motorrad sitzt und über die Daytona über den Lenker dirigiert, hat mehr zu tun, als wer mit dem Oberkörper etwas reinhängt und die Triumph in Schräglagen zu zieht.
Das Showa Fahrwerk ist mit einer Big Piston Gabel zwar hochwertig, in der Dämpfung aber nicht einstellbar. Doch Triumph hat hier einen guten Kompromiss gefunden. Die Daytona 660 ist für den Alltag nicht unkomfortabel straff abgestimmt, ist aber doch straff genug, um auch bei sportlicher Herangehensweise auf der Landstrasse nicht an ihre Grenzen zu gelangen.
Handling-Plus
Einstellbar ist am Fahrwerk der Daytona 660 nur die Federbasis hinten. Und die stellte ich diese beim ersten Stopp drei Stufen höher. Dies nicht damit die Federung härter wird, sondern um mit einem angehobenen Heck die Geometrie anzupassen. Und tatsächlich zeigte sich die Daytona in der Folge nochmals deutlich agiler. Speziell wenn die Britin über den Lenker dirigiert wird, lenkte sie folglich deutlich leichtfüssiger ein.
Überzeugt hat auch die Doppelscheibenbremse vorn. Die in Zusammenarbeit mit J.Juan entwickelten, radial angeschlagenen Vierkolbenzangen lassen sich einfach dosieren, beissen kräftig zu, sind für den Alltag aber dennoch nicht zu aggressiv ausgelegt.
Auf unserer Testfahrt kamen wir auf einen durchschnittlichen Benzinverbrauch von rund 5 Liter auf 100 km. So dürfte der elegant geformte 14-Liter-Tank für einen Reichweite von rund 250 km gut sein.
Einzigartige Triumph
Triumph hat die bereits stark besetzte Kategorie der Mittelklasse-Sportler mit einem aussergewöhnlichen eleganten Bike bereichert. Mit ihrem drehmomentstarken Triple hat sie dabei ein Alleinstellungsmerkmal, das begeistert.
Die neue Triumph Daytona 660 soll in der Schweiz zu einem Preis ab 10’395.- Franken ab Mitte April bei den Händlern stehen. Neben der gefahrenen Version in Schwarz kommt sie noch in elegantem Rot oder Weiss.
Weitere Infos zu Farben und Zubehör: Triumph Schweiz