Swiss-Moto 2021 – gibt’s nächstes Jahr eine Messe?
Nach den offiziellen Absagen der internationalen Motorradmessen Intermot und EICMA stellt sich sofort die Frage, ob auch die Swiss-Moto der Corona-Krise zum Opfer fallen wird. Über die Durchführung wird im September definitiv entschieden, unsere Gespräche mit Entscheidungsträgern aus der Branche stimmen uns jedoch eher pessimistisch.
Inzwischen ist offiziell bekannt, dass Harley-Davidson nicht an der Swiss-Moto 2021 ausstellen wird. Gerade mit den Modellneuheiten Bronx und Pan America werde man neue Märkte erschliessen, da sei es im Rahmen der neuen Unternehmensstrategie essenziell, potenziellen Kunden das Live-Fahrerlebnis auf dem Bike bieten zu können.
„Das geht mit der Swiss-Moto nicht“, begründet Cinzia Marangoni, Marketing Manager bei Harley Schweiz, das Wegbleiben der amerikanischen Marke. Mit ausschlaggebend seien zudem die Planungsunsicherheit aufgrund des Corona-Virus sowie die Kostenstruktur der Messe gewesen.
KTM, Triumph und BMW eher nicht
Auch von Seiten KTM bzw. Husqvarna klingt es düster: «Da Intermot und EICMA abgesagt sind, sehen wir uns insofern mit logistischen Problemen konfrontiert, als wir weder auf den Messestand des Mutterhauses noch auf Display-Bikes werden zurückgreifen können. Auch so lautet die Unternehmensstrategie zurzeit, dass keine grossen Messen besucht werden», schildert Chris Attiger, Geschäftsführer von KTM Schweiz, die Situation und ergänzt: «Zu 90 Prozent werden wir an der Swiss-Moto 2021 nicht dabei sein.»
Und Triumph kommuniziert auf Anfrage: «Wenn es eine Swiss-Moto 2021 geben wird, werden wir wieder im gleichen Rahmen dabei sein wie in diesem Jahr, also mit einem von Händlern betriebenen Messestand.»
BMW Motorrad war heuer bekanntlich nicht in den Messehallen in Zürich-Oerlikon vertreten. Bezüglich einer allfälligen Teilnahme im nächsten Jahr äussert sich Bruno Lelli, Leiter BMW Motorrad Schweiz, wie folgt: «Es ist eine Frage des Budgets, wobei wir diesbezüglich mit dem Mutterhaus in München in Gesprächen stehen. Grundsätzlich lautet unsere übergeordnete Strategie: Grosse Messen – nein. Was regionale Ausstellungen wie die Swiss-Moto betrifft, so werden diese jeweils individuell geprüft. Für uns bedeutet dies, dass zum aktuellen Zeitpunkt noch alles offen ist. Die Entscheidung fällt im September.»
Ähnlich ist die Lage bei Honda Suisse in Genf. Hier führe man noch Gespräche mit dem Honda-Europa-Management in England und warte zudem ab, wie sich der Buchungsstand entwickelt.
Noch nichts entschieden
Doch wie steht es zum aktuellen Zeitpunkt konkret um die Durchführung der Swiss-Moto 2021? «Noch ist nichts entschieden», wusste Swiss-Moto-Messebeiratspräsident Freddy Oswald nach der Beiratssitzung vom 24. Juni zu berichten. «Bis spätestens Mitte Juli wird die MCH Group die Anmeldeunterlagen versendet haben. Dann müssen die Aussteller abwägen und entscheiden, ob sie im Februar 2021 dabei sein werden. Die Branche soll jedenfalls eine Chance erhalten – sofern die Pandemie es zulassen wird –, sich in gewohntem Rahmen der Schweizer Töfffahrerschaft in Zürich präsentieren zu können».
Für Oswald – gleichzeitig Geschäftsführer von Kawasaki Schweiz – wäre es sehr schlimm, wenn die Swiss-Moto 2021 nicht zustande kommen würde: «Auch hinsichtlich der neuen Führerscheinregelung, die es 16-Jährigen erlauben wird, mit 125ern ihre Töffkarriere zu starten. Eine bessere Plattform wie die Swiss-Moto gibt es schlicht nicht, um die junge Generation an unsere Welt der Motorräder heranzuführen.»
Wichtige Befürworter
Grösster (und in Bezug auf die gebuchte Standfläche auch wichtigster) Verfechter der Swiss-Moto-Idee ist sicher Peter Hostettler (Yamaha, Pirelli, Metzeler, iXS, Dainese, Shoei etc.): «Die Swiss-Moto ist und bleibt ein eminent wichtiger Anlass. Sie ist gleichermassen Startschuss zur neuen Saison, Szenetreff und Branchenplattform. Wenn die Swiss-Moto 2021 stattfindet, sind wir sicher dabei. Dies allerdings nur, wenn bei den Motorrädern die wichtigen Player dabei sind und die Qualität stimmt, sprich, die Importeure die Messestände bewirtschaften. Alles andere würde der Marke Swiss-Moto Schaden zufügen.»
Ähnliche Töne sind von Ducati zu vernehmen. Da machte sich selbst CEO Claudio Domenicali für den Messe-Standort Zürich stark. Wenn alle Grossen mit im Boot sind, sei man dabei, so das Statement der Roten aus Bologna, welche die Swiss-Moto heuer bekanntlich als Plattform für eine Weltpremiere genutzt hatten.
Es ist also nicht aller Tage Abend, was die Durchführung unserer nationalen Motorradausstellung im nächsten Jahr betrifft. Einfach wird es sicher nicht; die geführten Gespräche stimmen uns in der Summe pessimistisch. Entscheiden wird letztendlich die MCH Group auf Basis des Buchungsstandes per Ende September. Denn sie ist Besitzerin der Marke «Swiss-Moto».