Seewer: Vorfreude und Enttäuschung
Jeremy Seewer war gut in die Argentinien-Runde der Motocross-WM gestartet, schrieb in Rennen 2 aber einen Nuller! Tim Gajser zog an der WM-Spitze mit seinem dritten MXGP-Sieg weiter davon.
Voller Tatendrang reiste Jeremy Seewer (Yamaha) nach Argentinien zur dritten Runde der diesjährigen Motocross-WM. Mantova zwei Wochen zuvor hatte ihm kein Glück gebracht. Nach guten Starts war er in beiden Rennen zurückgefallen, hatte nach tollen Aufholjagden mit den Plätzen 4 und 5 aber Schadensbegrenzung betrieben.
Endlich wieder Übersee
Wegen der Pandemie hatte die Motocross-WM lange keine Überseerennen mehr gehabt. Umso mehr hatte sich Seewer auf Argentinien gefreut: «Ich mag es, zu reisen und habe die Überseerennen sehr vermisst. Es ist eine ganz andere Geschichte, dort zu fahren und eine ganz spezielle Atmosphäre. In Argentinien hatte ich zudem eines meiner besten Erlebnisse im Rennsport: Da hatte ich in der MX2-Klasse erstmals ein WM-Podium eingefahren und die WM-Führung – also die ‘red plate’ – übernommen.»
Stark vorgelegt
Nachdem Seewers Bestzeiten sowohl im Training als auch im Zeittraining nur von WM-Leader Tim Gajser (Honda) unterboten wurden, reihte sich der Yamaha-Werkspilot beim Start zum Qualirennen hinter Glen Coldenhoff (Yamaha) an zweiter Position ein. Seewer musste sich kurzfristig Gajser geschlagen geben, der dann aber mit technischen Problemen bis auf Rang 7 zurückfiel. Der 27-Jährige übernahm später sogar die Führung, musste sich nach einem Fehler aber Pauls Jonass (Husqvarna) geschlagen geben.
Seewer wie Maradona
Der einzige Schweizer im ausgedünnten Startfeld in Argentinien, trat am MXGP von Patagonien in den argentinischen Farben (Weiss-Hellblau) im Maradona-Outfit an. Auf der tückischen Piste mit dunklem, körnigem Vulkanboden reihte er sich in Rennen 1 hinter Jonass und Maxime Renaux (Yamaha) an dritter Stelle ein. Wieder wurde er bald von Gajser bezwungen, kam nach einem Sturz von Jonass dann aber doch als Dritter ins Ziel. Seewer: «Ich fühlte mich gut und genoss die Unterstützung der argentinischen Fans. Nach Jahren wieder vor diesem Publikum und in dieser Atmosphäre zu fahren, war sehr speziell. Und auch meine Platzierung im war gar nicht schlecht.»
Verhängnisvolles Aus
Der WM-Viertplatzierte startete auch gut ins zweite Rennen, reihte sich auf Position 5 ein, hatte dann aber noch in der ersten Runde einen bösen Sturz bei einem der grössten Sprünge. Seewer verlor fast 30 Sekunden und fiel an den Schluss des Feldes zurück. Von Position 26 kämpfte er sich zwar nochmals bis auf Rang 13 vor. Doch dann strauchelte der Schweizer erneut. Nachdem er ein weiteres Mal hart aufgeschlagen hatte, musste Seewer das Rennen benommen an der Box beenden. Seewer: «Das war ein bitter-süsser Tag. Dass ich das Rennen nicht fertig fahren konnte, ist natürlich enttäuschend. Wir müssen nun das Positive sehen, versuchen, uns von diesem Wochenende zu erholen, um in zwei Wochen in Portugal wieder stark zurück zu sein und um die Podestplätze zu kämpfen.
Grosser Rückstand in der WM
In Abwesenheit des verletzten Weltmeisters Jeffrey Herlings (KTM) und des Vizemeisters Romain Febvre (Kawasaki) war die Hoffnung gross, dass Seewer sich schon mal ein Punktepolster schaffen könnte. Doch es kam für den Schweizer anders: Seewer liegt zwar auch nach diesem Nuller in der WM-Tabelle noch an vierter Stelle, doch Gajser hat den dritten MXGP-Sieg in Folge eingefahren und nun bereits 47 Punkten Vorsprung auf Seewer. MX2-Weltmeister Renaux landete in Argentinien seinen ersten MXGP-Laufsieg und liegt mit 17 Punkten Rückstand überraschend auf dem zweiten WM-Rang.
Noch stehen 17 mal 2 Rennen an. Es kann noch viel passieren. Bleibt zu hoffen, dass Seewer, die guten Ausgangslagen, die er sich jeweils erarbeitet, bald wieder besser in Resultate ummünzen kann.
Bilder: Yamaha-Racing
MXGP der Patagonien in Neuquén (ARG)
WM-Stand nach 6 von 40 Rennen
1. Tim Gajser (SLO), Honda, 141
2. Maxime Renaux (F), Yamaha, 124
3. Jorge Prado (E), GasGas, 118
4. Jeremy Seewer (CH), Yamaha, 94
5. Jeremy Van Hoerebeek (NL), Beta, 76
6. Ruben Fernandez (E), Honda, 74
7. Thomas Olsen (DK), KTM, 73
8. Glenn Coldenhoff (NL), Yamaha, 71
9. Jed Beaton (AUS), Kawasaki, 58
10. Alberto Forato (I), GasGas, 58
23. Valentin Guillod (CH), Yamaha, 10