Honda CRF1100L: Africa Twin neu positioniert
Honda hat ihre Africa Twin stark überarbeitet, sie abgespeckt, ihr zusätzliche Leistung eingehaucht, sie mit der vollen Packung Elektronik bestückt und die bisherigen Kritikpunkte ausgemerzt. So wurde die Ikone nochmals deutlich mehrheitstauglicher.
Honda hat ihre Africa Twin überarbeitet und Euro5-homologiert. Der Reihenzweizylinder mit 270° gekröpfter Kurbelwelle mit mehr Hub auf 1084 cm3 aufgestockt. Mit mehr Ventilhub und neuen Drosselkörpern mit grösserem Durchmesser leistet der Unicam-Twin nun 102 PS und schiebt mit kräftigerer Drehzahlmitte und maximal 105 Nm an (bisher 95 PS und 98 Nm).
Gleichzeitig wurde die Reiseenduro um rund 5 kg erleichtert. Eine 6-Achsen-IMU von Bosch ermöglicht nun ein Kurven-ABS, eine schräglagenabhängige Traktionskontrolle sowie Wheelie- und Heck-abhebe-Kontrolle. Das optionale automatisierte Doppelkupplungsgetriebe (DCT), mit dem in der Schweiz mehr als 50 % der Africa Twins ausgeliefert wurden, arbeitet nun mit Schräglagenerkennung noch intuitiver. Im Cockpit sitzt neu ein TFT-Display mit Touchscreen-Funktion (im Stand).
Rollenwechsel
Die Standardversion ohne serienmässigen Gepäckträger, mit knappem Windschild und rund 10 kg Gewichtsvorteil dürfte nun eher die Geländefreaks ansprechen. Die bisher viel zu hohe und mit längeren Federwegen bestückte Adventure Sports-Version hat nun dieselbe 40 mm schmalere Sitzbank in derselben Höhe (850/870 mm) wie die Standard. Sie wird in der Schweiz mit einem neuen semiaktiven Fahrwerk ausgeliefert, das neben den üblichen Sensoren auch mit den Daten der IMU arbeitet. Sie ist die edlere Fernreiseenduro.
Fernreise-Enduro
Neben den neuen LED-Scheinwerfer besitzt die Adventure Sports auch ein Kurvenlicht, ist mit schlauchlosen Speichenrädern bestückt, verfügt über einen deutlich grössere Motorschutz, einen Gepäckträger und integrierte Kofferhalterungen. Die Mehrausstattung schlägt sich natürlich im Gewicht aber auch in CHF 3760.- Aufpreis (ab CHF 19490.- vs. CHF 15730.-) nieder.
Abenteuer auf der Adventure Sports abschreckend
Mit der spürbar stärker taillierten Sitzbank ist der Boden für Fahrer unter 170 cm problemlos erreichbar. Die Handarmaturen mit sage und schreibe 22 Bedienknöpfen und Schaltern wirken zunächst als Ablöscher. Die Bedienung der der unzähligen Funktionen und Einstellungen sollte nach zwei Fahrtagen dann allerdings schon deutlich leichter fallen.
Druck von Unten
Der nun langhubiger ausgelegte Twin gibt sich gewohnt gutmütig und schiebt im Vergleich mit dem Vorgänger spürbar kräftiger an. Er lässt sich erstaunlich tieftourig fahren und beschleunigt ab mittleren Drehzahlen bereits beachtlich.
Flink und bequem
Mit der schmalen Bereifung zeigt sich der Reiseenduro-Klassiker trotz gut 250 kg Lebendgewicht erstaunlich handlich. Flink lässt sich mit ihr durch Wechselkurven wedeln, wobei die Adventure Sports einen sauberen Strich zieht. Mit dem toll arbeitenden elektronischen Showa-Fahrwerk liegt sie trotz immer noch beachtlichen Federwegen (230/220 mm) vergleichsweise satt auf der Strasse.
Offroad-Queen
Bei einem ersten Abstecher über Schotterstrassen betört die Afrika Twin wieder mit den an ihr geschätzten Offroad-Qualitäten. Im Offroad-Modus zeigt sich auch das Fahrwerk deutlich weicher, bügelt Unebenheiten komfortabel weg und schluckt dank semiaktiver Dämpfung auch härtere Schläge.
DTC: Aha!
Trotz erster Grundabneigung stellt sich das automatisierten Doppelkupplungsgetriebe als überraschend gute Vereinfachung speziell für längere Etappen und den Zweipersonenbetrieb heraus. Der hohe DTC-Anteil in der Schweiz überrascht mich nun nicht mehr.
Hoher Standard
Am zweiten Tag rücken wir mit der Standard Africa Twin mit niedrigerer Front und schmalem Heck aus. Handlingvorteile können auf Grund der montierten Stollenreifen nicht ausgemacht werden. Im Gelände geht es dafür umso spielerischer und begeisternder voran. Sich mit ihr durch den Schotter zu wühlen, macht einfach riesig Spass.
Ausführliche Fahrberichte erscheinen in den nächsten Ausgaben von Moto Sport Schweiz und Töff.