Die neue Yamaha XSR900 GP ist einfach „wow!“
Die erste Testfahrt mit der neuen Yamaha XSR900 GP in Portugal war begeisternd! Sie ist die wohl beste XSR, die Yamaha je baute.
Die Yamaha XSR900 GP, das ist gerade eine der heissesten Neuerscheinungen am Motorradmarkt. Die auf dem Topseller MT-09 bzw. der davon abgeleiteten XSR900 basierende Maschine vereint Retro-Racing-Look und Top-Performance von heute. Das Ultra-Kurz-Fazit lautet: Hier passt alles!
Sie ist erhältlich ab Mai, ab Fr. 13’990.–. Und: Obwohl sie nicht im eigentlichen Sinn ein limitiertes Sondermodell ist, so ist die verfügbare Stückzahl doch limitiert, um die verschiedenen Märkte beliefern zu können. Zudem ist – Stand April 2024 – vorgesehen, dass die GP nur bis im August 2025 produziert werden soll.
Von A bis Z
Die XSR900 GP nimmt mit ihrer Halbverschalung in Form und Farbschema die Optik der GP-Rennmaschinen der 1980er und der 1990er Jahre auf. Und das absolut gekonnt und konsequent, wie wir finden – von der Frontverschalung bis zum Kastenheck. Und, für diejenigen, die noch etwas mehr Racing-Erscheinung wollen, gibt es entsprechendes Zubehör. Entweder als komplettes Racer Pack für Fr. 3650.– oder als einzelne Komponenten. Wichtigstes Zubehörteil ist dabei sicher die erweiterete Verschalung, die den gesamten Motor- und Bug umschliesst – ganz im Supersport-Stil. Ein „obligatorisches“ Zubehör ist nach unserem Dafürhalten der schlanke Kennzeichen- bzw. Blinker-Träger.
Nicht nur Show!
Essenziell an der XSR900 GP ist ausserdem, dass an ihr nicht nur das Aussehen stimmt, sondern auch die gesamte Performance – von Fahrleistungen bis hin zur Ergonomie. Aufsitzen, etwas nach v0rn lehnen zu den Lenkerstummeln, die aber nicht so weit unten sind wie etwa an einer R1, das ist klar. Die Füsse ruhen auf gummierten (!) Fussrasten. Sportlich rückversetzt, aber auch hier nicht zu extrem bzw. mit zu engem Kniewinkel. Zum Vergleich: Die supersportlich ausgelegte R7 bietet eine noch extremere Ergonomie, was den Lenker bzw. Oberkörper angeht.
Wer will, sitzt bei Bummelfahrt immer noch verhältnismässig locker, auch wenn natürlich einges an Gewicht auf den Handgelenken lastet. Doch erlaubt die Ergonomie auch eine angemessene Beinarbeit. Das Raus- oder auch Hindurchzirkeln durch die Stadt bzw. enge Dorfgassen ist – wie wir hier zwischen Lissabon und Estoril erfahren haben – absolut easy. Der Radstand ist mit 1500 mm zwar 55 mm länger als bei der MT-09, doch ist die erhoffte Handlichkeit trotzdem gegeben.
Flott auf Landstrase wie Rennstrecke
Richtig spassig wird es freilich beim flotten Angasen auf der Landstrasse. Und zwar egal, ob auf langen, schnellen Passagen oder im engeren Winkelwerk. Die XSR900 GP performt überall tadellos. Da, wo es schnell vorangeht, überzeugt sie mit vertrauensschaffender Stabilität, selbst bei grösseren Schräglagen. Letzteres konnten wir insbesondere auch während unseres Abstechers auf die Rennstrecke von Estoril in Erfahrung bringen.
Top ist, dass sich das KYB-Fahrwerk vorne wie hinten vollständig einstellen lässt. Auch auf der Bremse gibt sich die GP so, wie es ihre Optik verspricht. Mit klarem Druckpunkt und bester Dosierbarkeit. Wohlgemerkt: Wir sprechen immer vom sportlichen Einsatz, nicht von der Jagd nach Rundenzeiten und Vergleichen mit reinrassigen Supersportlern. Denn eine reinrassige Supersportlerin sollte die GP auch nie werden, wie die Verantwortlichen betonen.
Kommentar überflüssig: CP3-Motor
Als Antrieb dient der neuesten XSR-Maschine der vielgerühmte CP3-Dreizylinder-Reihenmotor mit 119 PS und 93 Nm Drehmoment. Er harmoniert ebenfalls perfekt mit der GP, schiebt immer an, wenn gewünscht, sorgt bei Bummelfahrt aber auch für entspannten Vortrieb. Der neue bidirektionale Quickshifter der dritten Generation macht kupplungslose Schaltvorgänge geschmeidiger denn je.
IMU und Elektronik
Zur Komplettierung verfügt die XSR900 GP über eine Sechs-Achsen-IMU und diverse Fahrassistenzsysteme inklusive schräglagensensiblem ABS sowie Traktionskontrolle. Während unseres Tests hat sich keines der Systeme störend in den Vordergrund gedrängt. So soll es sein.
Geupdated wurden auch die Schaltereinheiten. Sie sind insgesamt sehr gelungen, auch die Bedienung des Tempomaten (leider erst ab 40 km/h und nicht schon ab 30) mit 1-km/h-Schritten zur Erhöhung bzw. Reduzierung der eingestellten Geschwindigkeit. Nicht ganz gelückt ist unserer Ansicht nach einzig die neue Blinker-Wippe. Sie ist nicht ganz intuitiv zu erreichen, so das Empfinden mehrerer Testfahrer. Auch gibt es noch Verbesserungspotenzial bei der automatischen Abschaltung, die entweder nach 150 Metern Fahrt oder nach 15 Sekunden erfolgt, nicht aber unmittelbar nach dem Abbiegen.
TFT mit „Analog“-Drehzahlmesser
Für den absolut gelungenen Abschluss des Erlebnisses sorgt ein topmodernes Fünf-Zoll-TFT-Farbisplay, das sich hinter der Verkleidung bestens einfügt. Es stehen mehrere Layouts zur Wahl, doch finden wir das Grundlayout mit grossem, zentralem Drehzahlmesser im „Analog-Design“, also Rundanzeige mit Nadel, mehr als passend. Die Ablesbarkeit ist ebenfalls gut. Wer möchte, kann natürlich auch sein Handy mit dem Motorrad verbinden, über die entsprechende App z. B. auch die Fahrmodi (Rain, Street, Sport und 2 Custom-Modes) einstellen oder sich im Display eine geplante Route anzeigen lassen.
Beeile sich, wer eine will…
Laut Informationen von Yamaha Schweiz werden hierzulande 40 Exemplare der XSR900 GP im Mai in den Handel kommen. Wobei von diesen nur wenige in der „Alternativ“-Farbe „Power Grey“ noch nicht reserviert sind. „Im Juli sollten nochmals 20 Motorräder kommen, diese sind aber noch nicht bestätigt. Wir probieren zurzeit noch mehr zu bekommen, es ist aber unklar ob das klappen wird.“ Angesichts des geplanten Produktionszeitraums bestehen immerhin Chancen, dass doch noch GPs in die Schweiz kommen werden. Fest steht aber: Wer sich einen der coolsten „Retro“-Strassenrenner dieser Tage sichern will, sollte schleunigst zum Yamaha-Händler seines Vertrauens gehen…
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