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Desmo-Dovi im Interview

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Im aktuellen MSS 19 (ab 13.09. am Kiosk) haben wir ein Interview mit dem momentanen Co-MotoGP-Leader Andrea Dovizioso veröffentlicht. Da der Platz im Heft beschränkt ist, konnten wir leider nicht alle Fragen abdrucken. Darum gibt’s hier nun das komplette Interview mit dem sympathischen Italiener.

MSSWillkommen in der Schweiz Andrea Dovizioso! Kennst du das Land? Warst du schon mal hier?DoviziosoNein, nicht wirklich. Normalerweise verbringen wir viel Zeit weg von Zuhause, an den Rennen, beim Testen… Auch nach den Wochenenden sind wir viel unterwegs. Also nein, ich weiss nicht viel über die Schweiz.MSSHerzliche Gratulation zu deinen vier Siegen in dieser Saison und vor allem zur Führung in der Meisterschaft. Nehmen wir an, du wirst Weltmeister: Hast du etwas Spezielles geplant? Beispielsweise ein Tattoo oder dir einen Bart wachsen zu lassen?DoviziosoDarüber habe ich noch nicht nachgedacht. Ich bin fokussiert auf das, was ich im Moment tue, es stehen immer noch eine Menge Rennen an und wir müssen hart arbeiten im Kampf um den Titel. Es ist sehr schwierig, die Konkurrenten sind stark, darum bin ich komplett auf die Meisterschaft und jedes kleine Detail fokussiert. Wir führen die MotoGP an. Das ist beinahe unglaublich. Noch vor fünf Jahren waren wir sehr weit davon entfernt. Und so zurück zu kommen und mit den besten Teams und den besten Fahrern zu konkurrieren ist extrem wichtig für mich, und auch für Ducati.MSSWie gehst du mit dem Druck um, der nun auf dir lastet?DoviziosoAlso im Moment handeln wir die Situation ziemlich gelassen. Wir denken nicht an den Titel. Die Meisterschaft ist enorm eng, wir können nicht gross taktieren, sondern müssen einfach jedes Wochenende das Maximum geben. In sechs Rennen gibt es noch eine Menge Punkte zu gewinnen. Wir nehmen Rennen für Rennen und spüren den Druck der Championship somit nicht wirklich.MSSDu fährst nun seit fünf Jahren für Ducati und hast dabei mit vielen Teamkollegen zusammengearbeitet, Nicky, Cal, Andrea Iannone und jetzt Jorge Lorenzo. Was verbindet dich so stark mit Ducati?DoviziosoIn den letzten Jahren ist vieles passiert. Am Anfang war die Situation wirklich schlecht. Aber das gute war, dass wir zusammen stärker zurückkommen wollten und das hat uns sicherlich viel Energie gegeben um da anzukommen wo wir jetzt sind. Vor fünf Jahren konnte ich nicht erwarten heute in dieser Position zu sein, weil ich nie darin war, auch nicht mit anderen Bikes. Bei Ducati ist viel passiert, aber auch bei mir hat sich einiges bewegt. Ich bin jetzt zwar älter, aber ich kann sagen, dass jetzt alles besser ist als in der Vergangenheit. Ich habe mehr Erfahrung, bin fitter… eigentlich ist alles was mich betrifft besser als damals. Wir entwickeln auch das Motorrad zusammen, ich kenne die Ducati in und auswendig, das ermöglicht mir, am Rennwochenende alles besser zu managen.MSSWas sind die grossen Unterschiede zwischen Ducati und einem grossen Unternehmen wie beispielsweise Honda?DoviziosoFür mich gibt es einen grossen Unterschied, aber das ist vor allem, weil ich Italiener bin und Ducati auch. Wir sind sehr ähnlich und ich stehe auch der Firma sehr nahe. Das ist ein grosser Unterschied zur Vergangenheit, die Beziehung zu den Japanern ist ganz anders. Wie überall gibt es immer positives und negatives, aber ich habe bei Ducati viel Positives gefunden. Das ist einer der Gründe warum wir es in den letzten fünf Jahren geschafft haben zurückzukommen. Von sehr weit hinten in eine richtig starke Position.MSSWas hat sich für dich als Fahrer verändert als Gigi Dall’Igna 2014 zu Ducati kam?DoviziosoSehr viel. In meinem ersten Jahr bei Ducati herrschte grosse Verwirrung. Das Motorrad funktionierte nicht und am Ende des Rennens waren wir sehr weit weg von der Spitze, meistens verloren wir über 40 Sekunden auf den Sieger. Gigi ist gut darin Dinge zu managen. Wir haben über 160 Ingenieure bei Ducati und Gigi musste alles koordinieren. In diesem Jahr hat vieles angefangen sich zu verändern und Schritt für Schritt waren wir in der Lage das Motorrad zu verbessern.MSSAlso musstet ihr zuerst strukturell viel verändern und habt dann am technischen gearbeitet?DoviziosoGenau.  MSSTom Lüthi wird nächstes Jahr in der MotoGP mitfahren. Du wirst also wieder mit ihm konkurrieren, so wie damals bei den 125ern und den 250ern. Was denkst du über Tom, kannst du dich an einige Momente mit ihm erinnern?DoviziosoIch erinnere mich sehr gut an Tom. Ich bin gegen ihn gefahren, er war schon bei den 125ern und bei den 250ern ein sehr guter Fahrer. Am besten kann ich mich an eine Situation Ende 2005 erinnern. Wir hatten nach dem Rennen in Valencia die Gelegenheit ein MotoGP-Bike auszuprobieren, und ich kann mich daran erinnern, dass Tom, nachdem er das Bike gefahren war, so verängstigt war, dass er an diesem Tag nicht mehr weiterfahren wollte (lacht). Der Unterschied zwischen 125er und MotoGP-Bike ist natürlich auch riesig. Es war lustig, denn er ist ein guter Kerl mit dem man gut reden kann, ein wirklich lockerer Typ. Darum bin ich sehr glücklich ihn in der MotoGP zu sehen. So wie ich, ist auch er älter geworden, es war also der richtige Zeitpunkt diesen Schritt in die MotoGP zu machen.MSSWas ist mit Dominique Aegerter? Kannst du zu ihm auch was sagen?DoviziosoÜber Aegerter weiss ich nicht viel. Ich habe nicht viel mit ihm gesprochen, wir haben nie miteinander konkurriert. Letztes oder vorletztes Jahr ist er viele gute Rennen gefahren. Was jetzt los ist, weiss ich nicht, aber es scheint schwieriger geworden zu sein.MSSValentino Rossi hat sich beim Motocross-Fahren verletzt. So wies aussieht ist die Saison für ihn damit unglücklicherweise vorbei. Denkst du er wird je in der Lage sein, seinen zehnten Weltmeistertitel zu holen?Dovizioso(überlegt) Er ist sehr ehrgeizig und war auch jetzt im Rennen um den Titel dabei. Aber es ist schwierig, die Konkurrenz ist sehr stark und es gibt viele sehr schnelle junge Fahrer. Aber Valentino hat ein starkes Team, ein gutes Bike und seine Leidenschaft ist immer noch da und das gibt ihm die Möglichkeit auch nächstes Jahr um den Titel zu kämpfen.MSSDu und Valentino seid ziemlich unterschiedlich, in Bezug auf Mentalität und auch Auftreten. Wie würdest du eure Beziehung beschreiben? Seid ihr gute Freunde?DoviziosoIch kenne Valentino schon lange, aber wir wurden nie wirklich Freunde. Dafür gibt es viele Gründe, es ist nicht weil wir uns nicht mögen, mehr weil er einen anderen Lebensstil führt. Er ist ein grosser Star und hat immer viele Leute rund um sich. Er ist keine „normale“ Person. Er ist nicht wie viele andere Fahrer, mit denen man einfach sprechen und eine gute Beziehung aufbauen kann. Wir haben aber grossen Respekt voreinander. Ich bewundere ihn wirklich sehr dafür was er alles erreicht hat und auch dafür, was er alles für die MotoGP geschaffen hat.MSSFährst du auch in deiner Freizeit Motorrad? Welches Modell und wo sind deine Lieblingsstrassen?DoviziosoIn der Vergangenheit bin ich nie auf der Strasse Motorrad gefahren, weil ich es nicht für nötig hielt. Aber in den letzten paar Jahren bei Ducati habe ich jedes Jahr zwei drei Modelle ausprobiert. Ich habe aber nie eine grosse Reise oder Tour unternommen, ich fahre mit dem Moped zuhause rum, zum Strand und so. Das mag ich, vor allem wenn es sehr heiss ist, aber das ist‘s eigentlich schon.MSSWelche Ducati aus dem aktuellen LineUp gefällt dir am besten?DoviziosoMomentan fahre ich die neue Monster (1200 S). Es ist ein sehr gutes Motorrad, ich mag es.MSSWarst du auch in die Entwicklung des neuen V4 involviert?DoviziosoNein, da war ich nicht involviert.MSSWenn du auswählen müsstest, wofür würdest du dich entscheiden: Entweder mit den Marquez-Brüdern für zwei Tage in einem Lift eingeschlossen sein, oder eine von Cal Crutchlow mit liebe zubereitete Pizza essen?Dovizioso(lacht) Ich habe ein mehr oder weniger gutes Verhältnis zu allen Fahrern, also wäre es ok mit Marc im Lift zu sein.MSSAlso ziehst du den Lift der Pizza vor?Dovizioso(lacht) Ja, Cal ist verrückt!MSSVielen Dank! Grazzie!

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