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Naked-Bike vs. Superbike

Naked-Bike
Braucht es Supersportler zum Track-Day-Glück überhaupt noch? Oder anders formuliert: Ist man nicht bereits mit einem fein ausgestatteten Power-Naked-Bike bestens bedient?
Inzwischen sind sie an Track-Days definitiv keine Seltenheit mehr, die Power-Nakeds. Kein Wunder, bieten sie inzwischen doch Power, Chassis, Fahrwerkskomponenten, Bremsen und Elektronik-Pakete auf dem Niveau ihrer supersportlichen Schwestern. Hinzu kommt eine aufrechte und damit deutlich entspanntere Ergonomie. Und so haben wir uns gefragt, ob man mit einem modernen Power-Naked-Bike auf der Rennstrecke nicht genauso viel – und wieso nicht sogar mehr – Spass haben kann wie mit einem Supersportler.Um eine fundierte Antwort auf diese Frage zu finden, haben wir im Rahmen unseres grossen Superbike-Tests (TÖFF-Magazin 09/17) zusätzlich eine Ducati 1299 Panigale S und eine KTM 1290 Super Duke R in den Transporter gesteckt. Wieso gerade die KTM? Weil sie mit nominell 177 PS das stärkste Power­-Naked-Bike am Markt ist und so am ehesten den strotzenden 205 PS der Panigale Paroli bieten kann. Schon klar, dass mit 28 PS ein krasses Leistungsdefizit vorliegt, doch dafür geniesst die KTM im Sinne der „ausgleichenden Gerechtigkeit“ das Privileg, mit beliebig viel Racing-Originalzubehör an den Start rollen zu dürfen. KTM hat diese Chance natürlich wahrgenommen und alle ­Power-Parts springen lassen, welche die Super Duke R auf irgendeine Art schneller machen (siehe Kasten).Für optimalen Grip an diesem schwülheissen Sommertag sorgen Dunlop-Slicks der Spezifikation KR 106/108. Unter dem Strich bringt es die KTM so auf einen Gesamtwert von satten Fr. 31 966.- (Basis: 18 590.-), wogegen die Panigale aus der Kiste mit Fr. 28 290.- zu Buche schlägt.Auf zum SchlagabtauschMit mir im Sattel ist heute TÖFF-Testfahrer Peter Studer, im Haupterwerb Eigentümer und Chef-Instruktor von have-fun.ch. Das Duell findet auf dem Anneau du Rhin statt, der von einer engen Schickane über schnelle Wechselkurven bis hin zur Highspeed-Geraden mit anschliessendem „Mut-Knick“ das perfekte Menü zur Beantwortung der eingangs gestellten Frage bietet. Und so legen wir los – Peter auf der Ducati, ich auf der KTM.Vor uns tun sich die sehr schnell gefahrenen Wechselkurven auf. Den breiten Lenker der Super Duke R fest im Griff, gehen mir die Richtungswechsel absolut easy und ohne nennenswerten Kraftaufwand von der Hand. Peter muss da schon mehr die Muskeln walten lassen, doch dafür liegt seine Panigale wie auf Schienen, während die KTM deutlich direkter auf Lenkinpulse reagiert und so sehr präzis geführt werden will. In der Bremszone machen beide Bikes eine formidable Figur; die Ducati liegt dabei einen Zacken stabiler.Doch die nun folgende, langsam gefahrene, zumal enge Rechts-Links-Schickane ist ganz klar KTM-Territorium. Da zieht die Orange der Roten dank luftigem Handling, bestechender Präzision, Eins-A-Feedback, komfortabler Ergonomie und ungehindertem Blick gen Kurvenscheitel und -ausgang gewaltig eins über. Und während Peter die Panigale durch die beiden Rechts wuchtet, pfeffere ich auf der Super Duke R bereits auf die lange Gerade. Traktions- und Wheelie-Kontrolle machen die enorme Power bei beiden Bikes beherrschbar, wobei insbesondere ich ohne diese Features kaum den Mut hätte, die volle KTM-Leistung ungefiltert ans Hinterrad zu beordern.200 km/h sind sofort erreicht; die Duke zieht entschlossen weiter – 240, 250, 260 km/h. Zusammengefaltet und mit der Helm-Unterkante am Tank versuche ich, dem Fahrtwind auszuweichen. Das gelingt eher schlecht als recht, und als es am Ende der Geraden ans Bremsen geht und ich mich entsprechend aufrichte, trifft mich der Orkan mit voller Wucht. Peter ist an dieser Stelle um Welten entspannter unterwegs: Er hat nicht nur 20 km/h mehr auf der Uhr, er muss seinen Körper auch nicht der Origami-Faltkunst unterziehen. Keine Frage: Die Aero­dynamik der Panigale ist für genau diesen Zweck – sehr schnelles Fahren – ausgelegt.Und so treffen wir uns am Ende des Turns in der Box wieder. Wir unterhalten uns und kommen zum Schluss: Spass auf dem Rennkurs bieten beide Konzepte. Wer es jedoch ernst meint und regelmässig an Track-Days teilnimmt, der kommt um einen Supersportler nicht herum. Geometrie, Balance und Windschutz passen hier einfach besser. Wer jedoch nur ab und an Rennstrecken-Luft schnuppert, sollte zum Power-Naked-Bike greifen, denn dieses bietet – auch im Serien-Zustand – jede Menge Track-Spass und ist auch auf der Landstrasse oder im Alltag stressfrei und spassbringend zu bewegen.

FazitDas Konzept „Supersportler“ behält definitiv seine Berechtigung. Ergonomie, Windschutz, Stabilität – unter dem Strich ist richtig schnelles Fahren auf dem Track im Sattel eines Superbikes einfach harmonischer und weniger anstrengend. Dennoch erstaunt – insbesondere im Falle unserer 1290 Super Duke R – das sportliche Potenzial, das moderne Power-Nakeds inzwischen bieten.

 

KTM 1290 Super Duke R „Race“: Alles dran, was schnell macht Satte 23 Posten umfasst die Liste mit Power-Parts-Originalzubehör, die uns KTM zusammen mit unserer Test-Super-Duke in die Hand gedrückt hat. Zu den wichtigsten Teilen zählt sicherlich die nicht homologierte „Evolution“-Komplett­auspuffanlage von Akrapovic (Fr. 2876.-), die einen satt-kernigen, überraschenderweise aber nicht aufdringlichen Sound von sich gibt.Weitere gute Investitionen für den Track-Day Einsatz: Lenkungsdämpfer (Fr. 459.-), damit das Vorderrad auch beim Aufstieg in luftige Höhen und vor allem beim erneuten Bodenkontakt stabil bleibt, Schutzspangen für Brems- und Kupplungshebel (je Fr. 79.-), „Performance Pack“ (u.a. Quickshifter mit Blipper-Funktion sowie Motorschleppmoment-Regelung; Fr. 631.-), „Track Pack“ (Fahrmodus „Track“ mit deaktivierbarer Wheelie-Kontrolle, Launch-Control, TC-Schlupfanpassung, freie Zündkurvenwahl; Fr. 401.-), Racing-Fussrastenanlage (Fr. 632.-), WP-Cartridge (Fr. 2282.-), WP-Federbein (Fr. 1791.-).Hier gehts zu den KTM-Powerparts:www.ktm.com/ch-de/ktmpowerparts
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