Honda X-ADV 750 2025 en test - Une moto habillée en scooter ?
Im heutigen Test widmen wir uns mit dem neuen Honda X-ADV 750 für 2025 einem etwas aussergewöhnlichen Gefährt. Im Grunde ist der X-ADV klar ein Roller, und doch führt ihn Honda nicht unter den Scootern, sondern unter den Adventure-Bikes. Ist er also doch mehr Töff als Roller?
Etwas über 14’000 Franken wird der neue Honda X-ADV 750 für 2025 in der Schweiz kosten. Damit ist er klar teurer als die Honda Transalp, und auch das Basismodell der Africa Twin ist mit einem Preis ab 16’590 Franken bereits in Reichweite. Und doch gehörte der X-ADV seit seiner Lancierung auf die Saison 2017 immer zu den drei bestverkauften Hondas in ganz Europa. Platz eins konnte er dabei nie an sich reissen, aber die Plätze zwei und drei waren ihm immer sicher.
Dabei gibt es – wie zu erwarten – ein grosses Nord-Süd-Gefälle. Während wir im deutschsprachigen Raum nicht allzu viele Grossroller sehen, gehören sie in Italien, Frankreich und Spanien zu den absoluten Top-Sellern. In der Schweiz verkauft sich der X-ADV vor allem in der Romandie und im Umkreis der grösseren urbanen Zentren durchaus erfolgreich. Irgendwas muss es mit diesem praktisch einzigartigen Grossroller mit Offroadfähigkeiten also auf sich haben. Aber was?
Sanfte Überarbeitung
Um das herauszufinden hat Honda die europäische Motorradjournalistenschaft nach Sizilien geladen, wo die Japaner die beiden neuen Grossroller für 2025 Forza 750 und X-ADV 750 vorstellten. Technisch hat sich dabei im Vergleich zum Vorgänger nicht allzu viel geändert. Neu erfüllt der 750er die Euro5+-Norm, eine Hürde, die ohne Leistungsverlust genommen werden konnte. Weiter ist die Scheibe nun einhändig einstellbar, es gab neue Armaturen und ein überarbeitetes TFT-Display sowie erstmals einen serienmässigen Tempomaten und einen neuen Sitz für mehr Komfort und gleichzeitig ein geringeres Schrittbogenmass.
Am augenscheinlichsten sind aber sicherlich die Neuerungen bezüglich des Designs. Vor allem die Front-Partie mit den neu in die Tagfahrlichter integrierten Blinkern und der neu breiteren Silhouette fällt im Vergleich sofort auf. Technisch am interessantesten dürfen indes die Neuerungen am beim X-ADV serienmässigen DCT sein. Durch neue Algorithmen und Anpassungen bei der Hydraulik schaltet dieses nun vor allem in den tieferen Gängen und unter weniger Last deutlich sanfter als noch bisher. Nun sind auch Schaltvorgänge in den ersten drei Gängen kaum wahrzunehmen. Ein Fortschritt, der auch den DCT-Motorrädern zugutekommen wird.
Honda X-ADV 750 – irgendwo dazwischen
So viel zu den Neuerungen des Honda X-ADV 750 für 2025, kommen wir nun zurück zur Frage: Roller oder Motorrad? Optisch ist die Sache eigentlich klar – tiefer Durchstieg zwischen Sattel und Lenker sowie ein 15-Zoll-Hinterrad: Roller. Werfen wir aber einen Blick auf die weiteren technischen Daten, bekommen wir einige Hinweise, warum Honda den X-ADV selbst bei den Motorrädern einreiht.
750 ccm Hubraum aus einem Reihenzweizylinder mit 270 Grad Zündfolge, 58,6 PS und 69 Nm Drehmoment, zwei Vierkolbenzangen mit 296-mm-Scheiben vorne, 150 mm Federweg vorne und hinten, einstellbare USD-Gabel, verschiedene Fahrmodi, einstell- und ausschaltbare Traktionskontrolle – alles Daten, die auch zu einem Motorrad passen würden.
Auch ergonomisch gibt sich die Angelegenheit ambivalent. Während der breite Lenker eindeutig aus der Motorradwelt stammt, schreien die vor dem Körpermittelpunkt positionierten Füsse und der fehlende Tank Roller. Es gibt zwar auch noch ausklappbare, weiter hinten positionierte Fussrasten, die sind jedoch primär fürs Fahren im Stehen im Gelände konzipiert. Wer dennoch eine etwas Motorrad-ähnlichere Sitzposition einnehmen möchte, kann die natürlich aber auch auf der Strasse ausklappen.
Der X-ADV befindet sich also durchaus irgendwo im Niemandsland zwischen Roller und Motorrad. Aber warum ist er so beliebt? Ist es vielleicht gerade diese Kombination aus verschiedenen Einflüssen? Ab auf die Testfahrt.
Sportliche Performance
Mit einem hörbaren Klack wechselt das DCT auf Knopfdruck in den Fahrmodus, ab jetzt geht’s vorwärts. Schalten oder Kuppeln muss ich nicht, im D regelt das DCT alles automatisch. Ich kann den Automaten jedoch manuell überstimmen, sollte mir seine Gangwahl mal nicht passen, oder auch in den komplett manuellen Modus schalten. In letzterem schaltet das System nur noch automatisch runter, wenn sonst der Motor absterben würde.
Für die zügige Ausfahrt stellt sich jedoch der Sport-Modus mit vereinzelten manuellen Eingriffen als die angenehmste Option heraus. Manuell schalte ich dabei vor allem hoch, wenn klar ist, dass es für die nächsten Meter eher gemütlich weitergeht. In diesen Momenten verbleibt das DCT im Sportmodus verständlicherweise in tiefen Gängen, da es ja schlicht nicht wissen kann, ob gleich die nächste Beschleunigung ansteht. Insgesamt macht die neu programmierte Automatik aber einen erstaunlich guten Job.
Auch der 750er-Twin arbeitet erwartungsgemäss. Der Vortrieb ist ansprechend, stehen bergauf zügige Überholmanöver an, machen sich jedoch das relativ hohe Gewicht von 237 kg und die nicht allzu hohe Spitzenleistung von knapp 59 PS bemerkbar. In diesen Situationen wäre etwas mehr Punch durchaus wünschenswert. Die sehr lineare Leistungsentfaltung sowie die absolut sanfte und präzise Gasannahme sind indes über jeden Zweifel erhaben. Der Sound ist hörbar und untermauert den aktuellen Fahrzustand, sollte aber auch empfindliche Nachbarn nicht auf die Palme bringen.
Agilität und Unruhe
In Sachen Fahrdynamik macht sich sofort die aus Töfffahrer-Sicht ungewohnte Bauart des Honda X-ADV 750 bemerkbar. Dank des tiefen Schwerpunkts lässt sich der X-ADV auch bei sehr geringen Tempi problemlos im Lot halten. Und auch beim Manövrieren fühlt er sich deutlich leichter an als er auf der Waage ist. Geht’s zügiger vorwärts, sorgt das kleine Hinterrad gleichzeitig aber für sehr viel Agilität. In Kombination mit dem breiten Lenker sorgt es dafür, dass der X-ADV schon beinahe telepathisch da hin fährt, wo ich grade hin will.
Auf gutem Untergrund lässt dabei auch die Stabilität nichts zu wünschen übrig. Ist die Strasse in gutem Zustand, lässt sich mit dem Honda X-ADV 750 ein äusserst zügiger Strich ziehen. Hier muss man sich vor kaum einem Motorrad verstecken. Werden die Strassen schlechter und die Schlaglöcher mehr, zeigen sich dann jedoch die negativen Seiten der kleineren Räder. Gerade bei grösseren Unebenheiten kommt mit der 17-15-Zoll-Rad-Kombination mehr Unruhe ins Fahrzeug als dies mit grösseren Rädern der Fall wäre.
Angepasste Fahrtechnik
Insgesamt kann der X-ADV bezüglich seines sportlichen Potenzials jedoch sehr positiv überraschen. Dazu tragen sicherlich auch die kräftigen, aber dennoch gut dosierbaren Bremsen bei. Beim Bremsen zeigt sich dabei auch ein möglicher zusätzlicher Vorteil des DCT: Weil keine Kupplung nötig ist, konnte die Hinterradbremse zum Lenker hochwandern, wo sie durch die linke Hand betätigt wird. Dadurch lässt sie sich für die meisten Piloten deutlich einfacher dosieren als über einen Fusshebel.
Soll es wirklich zügig vorwärts gehen, erfordert der X-ADV beim Bremsen aufgrund der Roller-Bauform dann auch eine etwas angepasste Fahrtechnik. Durch den fehlenden Tank kann das Gewicht beim Verzögern nicht von Oberschenkeln und Rumpf stabilisiert werden, und droht im Lenker zu landen. Sind die Füsse jedoch richtig positioniert, erlauben sie es, die Stabilität über die Beine zu gewährleisten, was dann auch harte Bremsmanöver und gleichzeitiges Einlenken ermöglicht.
Und Offroad? Schwierig zu beantworten, da wir aufgrund der vorangegangenen Unwetter in Sizilien nur auf einem sehr kurzen Schotterstück unterwegs waren. Dieses meisterte der X-ADV problemlos, es wäre aber auch mit einem Naked Bike fahrbar gewesen. Schotterstrassen sind für den Honda kein Problem, hartes Gelände wird der X-ADV mit seinen 150-mm-Federweg und 237 kg hingegen wohl eher selten sehen, auch wenn die Position im Stehen erstaunlich angenehm ist.
Interessante Nische
Nicht nur optisch, sondern auch fahrdynamisch positioniert sich der Honda X-ADV 750 also irgendwo zwischen Roller und Motorrad und macht seine Sache dabei sehr gut. Gegenüber einem klassischen Töff hat er dabei sowohl Vor- als auch Nachteile. Stauraum, Wetterschutz und der tiefe Schwerpunkt sprechen für den Grossroller, während Bodenfreiheit, Stabilität auf schlechten Strassen und Langstreckenkomfort für eine Reiseenduro sprechen würden.
Alles in allem kann ich nach dieser Testfahrt die Faszination Honda X-ADV aber durchaus verstehen. Er sieht cool aus, fährt sich gut und bietet gerade für den Alltagseinsatz durchaus einige Vorteile im Vergleich zum Motorrad. Der relativ hohe Preis und die einzigartige Optik machen ihn zudem zu einer Art Statussymbol, was für manchen Kunden ja auch durchaus interessant ist.