Accueil / Test & Technique  / Tests individuels  / Erster Test: Moto Morini Calibro

Erster Test: Moto Morini Calibro

Kürzlich hatten wir die Gelegenheit, die neue Calibro von Moto Morini erstmals zu fahren. Der 70-PS-Cruiser ist ab August erhältlich, auch als 48-PS-Version.

Die Moto Morini Calibro ist der neueste Wurf der italienischen Traditionsmarke. Bereits ab August 2024 soll sie in der klassischen Cruiser-Version bei den Händlern ab 7190 Franken erhältlich sein. Die Bagger-Ausführung mit lackierten Seitentaschen und Batwing-Verkleidung an der Front, soll im September folgen. Für sie sind 8190 Franken fällig.

 

 

Kurze Testfahrt

Rund um den italienischen Firmenstandort Trivolzio, etwas mehr als eine halbe Autobahnstunde südlich von Milano, hatten wir kürzlich die Gelegenheit, die Calibro ein erstes Mal zu fahren. Wir schicken gleich voraus: Bei unseren Testmaschinen handelte es sich noch um Vorserienmodelle. Das heisst, dass einige Komponenten noch nicht ganz ausgereift waren, weshalb wir mit unserer Beurteilung da und dort etwas zurückhaltend sind. Doch für eine erste, durchaus aussagekräftige, Gesamteinschätzung reicht es.

 

Motor mit Druck

Was definitiv bleiben wird, wie getestet, ist der Motor. Es handelt sich um eine überarbeitete Variante des DOHC-Reihenzweizylinders mit vier Ventilen je Zylinder, der bisher in den Mittelklassemodellen Seiemmezzo sowie der X-Cape 650 verbaut ist. In der Calibro kommt der Twin durch einen vergrösserten Hub (64 statt 60 mm) bei gleichbleibender Bohrung (83 mm) auf einen Hubraum von 693 statt 649 ccm.

 

 

Damit profitiert die Calibro von mehr Druck im unteren und mittleren Drehzahlbereich sowie einer gestiegenen Höchstleistung. Statt 60 PS bei 8250/min verfügt die Calibro über 69 PS bei 8500/min und statt 54 Nm bei 7000/min kommt sie auf 68 Nm bei 6500/min.

210 kg vollgetankt

Bei vollgetankt rund 210 Kilo sorgt die bereitgestellte Power für ordentlichen Vortrieb, egal ob am Ampelstart in der City oder auch beim freudigen Aufdrehen auf der Landstrasse. Und der Twin dreht munter hoch. So beschleunigt die Calibro absolut angemessen für einen Cruiser dieser Klasse auf italienisches Landstrassentempo. Vibrationen waren bei 5000 bis 6000 Umdrehungen zu vernehmen, doch haben die ein vertretbares Mass nicht überschritten. Zudem ist man bei dieser Drehzahl bereits recht zackig unterwegs.

 

 

Denn das kann die Calibro durchaus. Wenn es denn sein muss, sind im 2. Gang bereits über 90 km/h drin. Das hat den Vorteil, dass man in hektischen Fahrmanövern oder bei spontanem Überholen praktisch keine Gefahr läuft, beim Beschleunigen plötzlich im Begrenzer hängenzubleiben. Nicht nur für Einsteiger, an die sich die Calibro durchaus richtet, ist das ein Vorteil.

Endantrieb: Riemen

Der Motor, der einen angenehm dumpfen, aber nicht aufdringlichen Sound produziert, hängt stets satt am Gas und setzt die Befehle der rechten Hand direkt, aber nicht harsch um. Dazu trägt ferner der cruisertypische Endantrieb per Zahnriemen bei. Die Kupplung ist leichtgängig und lässt beim Anfahren eine saubere Dosierung zu. Die sechs Gänge rasten bei angenehm kurzen Schaltwegen präzise ein.

 

 

Das Fahrwerk ist insgesamt von der strafferen Sorte, wobei der Alltagskomfort nicht zu kurz kommt, wie wir auf Strassen unterschiedlicher Beschaffenheiten feststellen durften. Das heisst: auch in zügig genommenen Kurven bleibt die Calibro absolut stabil, selbst wenn leichte Unebenheiten ins Spiel kommen. Dass harte Schläge bei übersehenen Schlaglöchern direkt und heftig an den Fahrer weitergegeben werden, ist keine Überraschung.

Auch beim Verzögern macht die Calibro eine gute Figur: Vorder- und Hinterbremse lassen sich beide gut dosieren und erfordern nicht zu viel Kraft.

Timsun-Reifen

Unsere Testfahrt erfolgte bei trockenem und sommerlich-warmem Wetter. In diesen Konditionen haben auch die chinesischen Timsun-Reifen eine gute Performance an den Tag gelegt. Vorn rollt die Calibro auf 130/70-18, hinten auf 180/65-R16 (homologiert auch für die Dimension 180/70-R16, in der die Auswahlmöglichkeit grösser ist).

 

In der Stadt

Im Stadtbetrieb macht die Calibro ihre Sache ebenfalls gut, etwa bei engen Abzweigungen oder beim Vorbeischlängeln an Hindernissen. Bei Wendemanövern erweist sich ihre niedrige Sitzhöhe von 725 mm als Vorteil. In Kombination mit ihrer recht schmalen Taille dürften hier auch Menschen mit nicht allzu langen Beinen den Boden sicher mit beiden Füssen erreichen.

Wie bei Harley

Auch das Aufrichten gestaltet sich easy. Hier hilft ihr weder zu schmale noch zu breite Lenker. Die Griffe liegen angenehm und natürlich in der Hand. Die Hebel für Kupplung und Bremse sind leider nicht einstellbar. Sie fallen recht massiv aus und erinnern stark an jene von Harley-Davidson. Gleiches gilt für Schalter und Knöpfe. Sogar die Blinkerschalter entsprechen ganz dem Vorbild aus den USA mit je einem Schalter pro Seite.

Analog-Drehzahlmesser

Absolut eigenständig ist das ziemlich grosse, aber durchaus sich harmonisch ins Gesamtbild einfügende Rundinstrument vor dem Lenker. Es handelt sich dabei um einen echten, analogen Drehzahlmesser, in den rechts unten ein LC-Display für alle weiteren Infos wie Geschwindigkeit, Gang etc. integriert ist.

 

 

Die Verantwortlichen erklärten uns, es sei die Absicht gewesen, damit an die amerikanischen Dragstrips zu erinnern und ein lebendiges Instrument zu haben, in dem etwas passiert. Tatsächlich ist die Drehzahlnadel schön präsent. Uns gefällt die Umsetzung gut, insbesondere auch, da sie sich von den Ausführungen anderer Hersteller klar abhebt und ein typisches Merkmal der Calibro ist.

Versetzbare Fussrasten

Über die Langstreckentauglichkeit können wir nur spekulieren. Viel zu kurz war dazu unsere Testrunde. Doch zumindest für kürzere Touren oder das Pendeln würden wir der Calibro angenehmen Komfort attestieren. Der Sattel bietet guten Support und weist keine störenden Kanten auf. Der Kniewinkel ist aufgrund der vorversetzten Fussrasten angenehm offen und entspannt. Ganz cruiserlike eben. Wem die Rasten so zu weit weg sind, der kann sie um ca. 15 cm nach hinten Richtung Fahrzeugmitte versetzen.

 

Entwicklung in Italien, Produktion in China

Die Motorräder von Moto Morini werden heute in China produziert. Das letzte noch in Trivolzio produzierte Modell war die Milano mit grossem V2-Motor. Seit 2018 ist Moto Morini in chinesischen Händen. Allerdings erfolgt die Entwicklung neuer Modelle am ursprünglichen Sitz in Trivolzio. Besonderen Wert legt man auf das hier entworfene italienische Design, für das aktuell ein vierköpfiges Team verantwortlich zeichnet. Der Reihentwin der Moto Morini Calibro stammt übrigens ursprünglich von Kawasaki – beide Versionen, der 650er wie der neue 700er werden aktuell bei CF-Moto gebaut.

 

 

 

Vorfreude auf die 1200er mit V2

Neben der Calibro stehen die bereits an der vergangenen EICMA vorgestellten Modelle X-Cape 1200, die neue Milano 1200 und die Corsaro 750 im Fokus. Da ist allerdings auch noch ein wenig Geduld gefragt. So soll die X-Cape 1200 ab Frühjahr 2025 bei den Händlern stehen, die Milano 1200 und die Corsaro 750 erst gegen Ende 2025. Einen Preisrahmen für diese Modelle gibt es noch nicht.

 

 

www.motomorini.eu/ch-de/

 

 

Aperçu de la révision
fr_FRFR