Yamaha XSR700 XTribute im Test
Yamaha liess sich für ihr neustes Sport-Heritage-Modell von der legendären XT 500 inspirieren und baute die XSR700 XTribute – eine Hommage an die Mutter der Enduros – die den Abenteuer-Spirit ins Stadtleben bringen soll.
Die XT 500 ist definitiv ein Meilenstein in der Geschichte des Motorradbaus. Sie gilt als Mutter der Enduros und begründete mit ihrem einfachen Design und ihrer Vielseitigkeit eine Ära. Jetzt hat sich Yamaha für die XSR700 XTribute der Farben der legendären XT 500 von 1981 im grau-schwarzen Design bedient und haucht dem Geniestreich der damaligen Designer in neuer Form nochmals Leben ein.
Optische Anlehnung
Ehemalige XT-Fahrer werden aber nicht eine moderne XT mit dem CP2-Twin vorfinden, so wie der Ténéré-Fangemeinde mit der neuen Ténéré 700 eine Nachfolgerin beschert wurde. Das will die XTribute aber auch nicht sein, sie zollt der Legende von 1981 mit gebürstetem Alutank vollsten Respekt. Mit einer Enduro, selbst im klassischen Sinn, hat die XTribute nämlich nichts zu tun. Kultig kommt sie aber doch daher, und mit dem breiteren Lenker sowie dem höheren, flachen Sattel ist auch das Fahrgefühl anders als auf der Standard-XSR. Zudem gab’s in Anlehnung an die XT 500 auch Reifen mit Stollenprofil, goldene Felgen, weisse Schutzbleche, Faltenbälge an der Telegabel, viele schwarze Teile, gezackte Fussrasten und orange Blinker. Wem das noch nicht reicht, der kann seine XTribute etwa mit homologierter, hochverlegter Akrapovic-Komplettanlage (CHF 2095.–) im Scrambler-Stil weiter veredeln.
Beach-/City-Flitzer
Wir sind die vollgetankt 186 kg leichte Retro-Maschine anlässlich ihrer Präsentation an der Mittelmeerküste südlich von Barcelona gefahren. Auf der XTribute sitzt man bequem, recht aufrecht hinter dem breiten Lenker. Der Kniewinkel ist grosszügig, die Rasten sind vergleichsweise weit vorn positioniert. Ideal zum gemütlichen dahingleiten eben. Mit dem breiten Enduro-Stahllenker wähnt man sich tatsächlich auf einem klassischen Bike. Der Motor ist aber neuste Technik.
Der bewährte 700er Twin mit gekröpfter Kurbelwelle begeistert mit der montierten Akrapovic Komplettanlage dank sattem, dumpfem Sound noch mehr, als wir es bereits gewohnt sind. Er hängt spritzig am Gas, verwöhnt aber auch mit ordentlich Drehmoment. So beschleunigt der Twin bereits aus niedrigsten Drehzahlen gutmütig und schiebt kultiviert derart an, dass getrost im grossen Gang gecruist werden kann.
Auch wenn wir uns im Rahmen unserer Ausfahrt auch am Strand etwas vergnügen durften, hat die XTribute mit einer Enduro – wie bereits erwähnt – nichts zu tun. Dennoch ist sie ein auffälliger, einfacher, handlicher Neo-Klassiker mit spritzigem Motor und klassisch inspiriertem Design. Aber nicht nur!
Kurven-Swing
Auf der Passstrasse macht die XTribute dann richtig Spass: Beim gemütlichen Kurvenswingen ist sie absolut im Element. Unter dem Helm ein Liedchen trällernd, begleitet vom bassigen Sound des Twins sind Ausfahrten mit ihr eine Freude. Sie kann aber auch sehr zügig bewegt werden. Die über den Asphalt kratzenden «Angstnippel» an den Fussrasten mahnen bei forscher Herangehensweise aber frühzeitig zur Vernunft. Denn für aggressives Angasen ist die Fahrwerksabstimmung dann doch etwas soft. Speziell beim harten Ankern taucht die Front ohne grossen Widerstand ordentlich ein, worauf die XTribute in Schräglage dann auch entsprechend aufstellt.
Zum Turnen auf dem Töff passt die weiche Sitzbank eh nicht. Sie passt für kürzere Ausfahrten bestens, auf längeren Tripps sitzt sich das Polster aber durch, worunter der an sich gute Komfort dann natürlich leidet. Der Motor ist eine Wucht und hat genügend Power, um in den unteren Gängen auch mal das Vorderrad zu heben. Einziger Kritikpunkt am Twin: Die etwas harte Gasannahme kann in engen Kehren die Linie etwas versauen. Mit knapp unter 10’000 Franken – ein Tausender mehr als die Standard-XSR 700 – wird der Rahmen noch nicht gesprengt, will man die Akra noch dazu, ist’s aber doch ein rechter Batzen.