Weniger LKW auf Bundesstrassen?
In Deutschland gilt seit Juli 2018 die Lkw-Maut neu auch auf allen Bundesstrassen. Vielleicht verlieren diese so für Brummis an Attraktivität, so dass sie vermehrt auf die Autobahnen ausweichen?
Bisher galt die Lkw-Maut in deutschland auf den Autobahnen – neu zusätzlich auch auf den Bundesstrassen. Das mautpflichtige Streckennetz wuchs damit um 37’000 auf 52’000 Kilometer. Laut dem Mautbetreiber Toll Collect wurde die grösste Streckenanpassung seit Einführung der Lkw-Maut im Jahr 2015 erfolgreich umgesetzt. Toll Collect rechnet damit, dass durch die Streckenanpassung rund 30’000 Unternehmen, die bisher vor allem Bundesstrassen nutzten, erstmals von der Mautpflicht betroffen sind.
Erfassungssäulen
Die zur Mauterfassung genutzten Säulen gleichen den Radargeräten der Polizei. Allerdings sind letztere in der Regel grau, die Maut-Säulen in auffälligem Blau. Motorradfahrer könnte diese Erweiterung des Mautnetzes insofern tangieren, als die Landstrasse gegenüber der Autobahn so an Attraktivität verlieren könnte und Lkw-Fahrer von der Landstrasse auf die Autobahn ausweichen. Denn, wenn nicht gerade Stau herrscht, sind Autobahnkilometer für Spediteure in vielerlei Hinsicht günstiger, angefangen vom schnelleren Vorankommen über weniger häufige Beschleunigungsvorgänge und damit geringeren Kraftstoffverbrauch bis hin zu selteneren Brems- bzw. Anhaltmanövern (etwa durch Ampeln, Fussgängerstreifen etc.) und damit kleineren Bremsenverschleiss.
Über sieben Milliarden Euro Mauteinnahmen
Der Bund geht von zwei bis zweieinhalb Milliarden Euro zusätzlichen Einnahmen aus. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) nennt einen Betrag von 7,2 Milliarden Euro, der fortan durchschnittlich jedes Jahr an Mauteinnahmen zu erwarten ist. Der Bundesverband Möbelspedition und Logistik (AMÖ) sieht die zusätzliche Kostenbelastung für die Branche mit Sorge. „Wie die Bundesregierung davon ausgehen kann, dass diese Mehrbelastung in Milliardenhöhe keine Auswirkungen auf die Preise haben wird, bleibt ihr Geheimnis.“, sagte AMÖ-Geschäftsführer Dierk Hochgesang.
Erfassung und Erhebung künftig zentral
Toll Collect nahm die IT-Anpassung im laufenden Betrieb vor, um Werkstattaufenthalte zu vermeiden. Statt von der On-Board-Unit (OBU) aus erfolgt die Mauterfassung und -erhebung künftig von der Toll Collect-Zentrale aus. Die OBU liefert dem Rechenzentrum die Positionsdaten, dort erfolgt die Zusammenführung mit den Mautparametern und die Berechnung des Mautbetrags. In der Folge wird dieser künftig nicht mehr in der OBU angezeigt.
Für eine leistungsstarke Infrastruktur
Die deutsche Bundesregierung verfolgt mit der Lkw-Maut das Ziel, die Finanzierung der Bundesfernstrasen zu verbessern und eine moderne, sichere und leistungsstarke Verkehrsinfrastruktur in Deutschland zu gewährleisten. Darum solle die Nutzerfinanzierung konsequent vorangetrieben werden. Quelle: ampnet/deg