Walter Wobmann: „Politik ist Ausdauersport“
FMS-Präsident und SVP-Nationalrat Walter Wobmann (65) hat 20 Jahre lang im Bundeshaus für das Schweizer Töffvolk gekämpft. Jetzt zieht er sich zurück.
5 x 4 Jahre lang hat sich Walter Wobmann in Bern für den motorisierten Privatverkehr starkgemacht und unter anderem die Aufhebung des Rundstreckenrennverbots erreicht. Ende Jahr tritt er als Nationalrat ab, bleibt der Szene aber als Politiker und FMS-Präsident erhalten. Wir unterhielten uns mit dem streitbaren SVP-Aushängeschild.
— Sie treten nach 20 Jahren als Nationalrat zum Ende Ihrer fünften Legislaturperiode ab. Warum?
— 20 Jahre in Bern sind eine lange Zeit. Ich denke, mit 65 Jahren ist der Moment gekommen, um der jüngeren Generation Platz zu machen. Wir haben sehr gute und fähige Leute auf unserer Liste, die in meine Fussstapfen treten können. Dennoch werde ich im Hintergrund politisch aktiv bleiben und verschiedene Aufgaben übernehmen. Auch als FMS-Präsident bin ich für die nächsten vier Jahre wiedergewählt. Zudem liegen diverse Anfragen für die Mitarbeit in ausserparlametarischen Kommissionen auf meinem Tisch, insbesondere für verkehrstechnische Sachvorlagen.
— Bleiben wir bei der Verkehrspolitik: Was sind für Sie Ihre wichtigsten Errungenschaften?
— Ein grosser Erfolg war sicher die Gestaltung der Verkehrsfinanzierung NAF, bei der ich mich jahrelang für die Interessen des Privatverkehrs starkgemacht habe. Hier ging es unter anderem um die Verwendung von zweckgebundenen Abgaben wie Fahrzeugimportsteuern oder Treibstoffabgaben. Auch die Vignettenpreiserhöhung um 150% konnten wir 2012/13 erfolgreich per Referendum bekämpfen. In den letzten vier Jahren ist es uns auch gelungen, alle Vorstösse bezüglich Lärm oder Fahrverboten, wie etwa in Österreich, abzuwehren. Lärm bleibt zwar langfristig ein heisses politisches Thema, aber es bleibt nicht mehr allein auf das Motorrad fokussiert. Und natürlich war 2022 die Aufhebung des seit 1955 geltenden Rundstreckenrennverbots in der Schweiz ein schöner Erfolg, wofür ich seit Beginn meiner Politikerkarriere gemeinsam mit anderen Mitstreitern gekämpft habe. Jetzt entscheiden die Kantone, ob sie einen Event wollen oder nicht. Auf der Negativseite müssen wir sehen, dass durch die kürzliche Annahme des Klimagesetzes noch einige schwierige Themen auf uns zukommen werden. Das Verbot von Verbrennungsmotoren wird ganz sicher wieder auf den Tisch kommen.
— Was braucht es, damit der Individualverkehr in der Schweiz nicht noch mehr eingeschränkt wird? Stichworte wären da 30er-Zonen und auf 60 km/h beschränkte Töffstrecken.
— Es braucht Behörden mit gesundem Menschenverstand, die nicht blind gegen den motorisierten Privatverkehr schiessen. Im Moment gibt es die Tendenz, dass die Städte den Privatverkehr gleich ganz verbannen möchten. Die vielen Parkplatz- und Fahrstreifenrückbauten sowie flächendeckend 30 oder gar 20 km/h sind klare Anzeichen dafür. Diese Kreise wollen alle aufs Velo oder ins Tram zwingen.
— Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?
— Das hat mehr mit der politischen Gesinnung zu tun, als man denkt. Die Kreise, die den Privatverkehr verbannen wollen, betrachten sich als Gutmenschen. Sie allein haben recht und dürfen nicht kritisiert werden. Die Intoleranz dieser Kreise ist erschreckend. Sie wollen, dass allein der Staat sagt, was gut und richtig ist. So wie früher im Sozialismus und Kommunismus. Nur wird heute auf einer anderen Schiene gefahren.
— Wie stehen Sie zum Wegfall des Direkteinstiegs ab 25 Jahren vor 2 Jahren und der Öffnung der 125er-Kategorie für 16-Jährige?
— 16-Jährige auf 11-kW-Töff macht Sinn. Die Leistung ist beschränkt, und die Sicherheit ist viel besser als vorher bei den 50ern. Die Zunahme der Unfälle hat, wie bei den E-Velos, mit der massiven Zunahme der Zulassungen zu tun, das wird in den Medien immer verdreht dargestellt. Die Streichung des Direkteinstiegs war ein Biss in den sauren Apfel. Ohne dieses Zugeständnis hätten Einsteiger noch zwei Jahre länger auf beschränkten Fahrzeugen sitzen müssen.
— Sie bleiben Präsident der FMS. Was steht für Sie zuoberst auf der Agenda?
— Das Thema Lärm wird in Kürze wieder aktuell werden, auch Fahr- und Verbrennerverbot sowie Temporeduktionen werden Dauerbrenner bleiben. Ich werde mein gesamtes politisches Netzwerk nutzen, um unsere Positionen zu verteidigen.
— Den Fall des Rundstreckenverbots haben wir Ihren Anstrengungen zu verdanken. Bleibt eine Schweizer Rennstrecke trotzdem Traumdenken?
— Die nötige Bewilligung wird der Knackpunkt sein. Ich denke aber nicht an eine Rennstrecke, sondern an ein multifunktionales Mobilitätszentrum. Das macht wirtschaftlich und politisch am meisten Sinn. Doch die Flut an Einsprachen, die heute bei Schweizer Grossprojekten jeglicher Art über die Initianten hereinbricht, wird auch ein Mobilitätszentrum treffen.
— Gibt es Töffträume, die Sie jetzt verwirklichen?
— Das Töfffahren kam in den letzten Jahren eindeutig zu kurz, da herrscht klar Nachholbedarf. Aber auch «Raus in die Natur» rückt nun mehr in den Fokus.