Test: Ducati Hypermotard 698 Mono
Ducati hat für die neue Hypermotard 698 Mono einen potenten Einzylinder mit Superbike-Technik gebaut. Entstanden ist ein veritables Fun-Bike mit 77,5 PS, mit dem wir beim Test auf der Kartstrecke riesig Spass hatten. Dort liessen wir uns auch von der aufgepeppten 85-PS-Version betören.
Ducati überraschte im Vorfeld der EICMA 2023 mit einem potenten Desmo-Einzylinder in einer schnittigen, leichten Supermoto, ein Segment, das in den letzten Jahren exklusiv von KTM bzw. deren Schwestermarken besetzt war. Ducati will bekanntlich in die Breite expandieren und so neue Kunden ansprechen (Ducati-CEO Claudio Domenicali hat es uns im exklusiven Interview erklärt.) Neben den Offroad-Aktivitäten beziehungsweise Ducatis Motocross-Engagement ist die neue Hypermotard 698 Mono definitiv auch Teil dieser Strategie.
Einzylinder mit Superbike-Technik
Vor ziemlich genau 4 Jahren hatte Ducati den Entschluss gefasst, aus dem Superquadro V2 der 1299 Panigale einen potenten Einzylinder für eine Supermoto zu bauen. Der so entstandene Superquadro Mono hat denselben Kolben wie die 1299 Panigale. Er besitzt dieselben Ventile und dieselbe desmodromisch Ventilsteuerung. Die leichte Alu-Zylinderbuchse stammt gar aus der 1299 Superleggera! Denn auch bei der Hypermotard 698 Mono war ein niedriges Gewicht ein sehr zentraler Punkt in der Entwicklung.
Mit gewaltigem Kolbendurchmesser von 116 mm bei einem Hub von 62,4 mm bringt es der mit 13:1 hochverdichtete Superquadro Mono im Serientrimm auf gewaltige 77,5 PS bei 9750/min und 63 Nm. Mit dem Terminioni-Kit kommt der Single sogar auf unglaubliche 85 PS und 67 Nm. Mit seiner sehr kurzhubigen Auslegung dreht er bis auf 10250/min.
Agiler Sportler
Für flinkes Handling hat Ducati den Radstand der Hypermotard 698 Mono mit 1443 mm kurz gehalten, eine vorderradorientierte Geometrie gewählt und die rotierenden Massen möglichst klein gehalten. Aus diesem Grund entschied sich Ducati auch für leichte Y-Gussräder, die gegenüber herkömmlichen Speichenrädern 0,5 kg einsparen sollen, oder einen leichten Bremsscheibenring aus Alu statt Stahl.
Die Marzocchi USD-Gabel ist voll einstellbar, ebenso das über Umlenkhebel progressiv wirkende Sachs-Zentralfederbein.
Fun-Bike
Das Gewicht von lediglich 151 kg ohne Benzin verspricht jedenfalls viel Fahrspass! Spass und Performance sind es denn auch, die bei der Entwicklung der Ducati Hypermotard 698 Mono im Zentrum standen. Entsprechend abgestimmt sind auch die Assistenzsysteme. Auf der Hypermotard ist das volle Programm mit Motormodi, Kurven-ABS, Traktionskontrolle, Wheeliekontrolle, Motorbremskontrolle oder Power-Launch-Kontrolle an Bord. Alle Parameter werden in vier Fahrmodi zusammengefasst und können über die bekannten Ducati-Lenkerarmaturen und ein kompaktes, übersichtliches LC-Display angepasst werden.
Perfekte Ergonomie
Der neuen Hypermotard konnten wir auf dem Kartodromo International Lucas Guerrero nahe Valencia (E) auf Rennreifen auf den Zahn fühlen. Dort konnten wir am Morgen die Basisversion mit Blipper (Zubehör Fr. 264.-) fahren und am Nachmittag die RVE, die mit ordentlich straffer abgestimmtem Fahrwerk, Terminioni Sportauspuffanlage (Fr. 2280.-) und diversem Zubehör bestückt war.
Nach vielen Jahren wieder auf einer Kartstrecke mit einer Supermoto im Einsatz zu stehen, förderte etwas Angewöhnung. Darauf hatte ich mich zumindest eingestellt, doch die Hypermotard 698 Mono machte es mir sehr leicht. Alles wirkte sehr vertraut, alles ist, wo es sein soll. Die Ergonomie auf Ducatis erster Einzylinder-Supermoto ist top und bietet maximale Bewegungsfreiheit.
Uns so überzeugte sie dann auch mit sehr leichtfüssigem Handling und erwies sich schnell als unterhaltsames Spielzeug. Als langjähriger Supermoto-Pilot der alten Schule hatte ich natürlich mit dem ausgefahrenen Bein das beste gutes Gefühl. Dabei lieferte die Hypermotard ein klares Feedback und ermöglichte mir rasch, mich vertrauensvoll an die Rutschgrenze heranzutasten. Doch die Hypermotard 698 Mono lässt sich auch mit dem ausgefahrenen Knie, ein Fahrstil, der heute auch im Supermoto-Sport immer mehr Verbreitung findet, ausgezeichnet schnell fahren.
Elastischer Superquadro Mono
Der neue, extrem kurzhubige Desmo-Einzylinder ist absolut gelungen. Bereits ab rund 3000/min schiebt er ohne zu hacken ordentlich an und legt linear Leistung nach. Damit ist er sehr einfach dosierbar. Bei 8000/min liefert er das maximale Drehmoment und man ist verleitetet dort ‚bereits‘ zu schalten, doch der Superquadro Mono legt auf den folgenden 2000/min noch ordentlich Leistung nach und wird erst bei 10250/min vom Begrenzer sanft eingebremst.
Die Brembo M4.32 Zange lässt sich über den radialen Geberzylinder sauber dosieren. Sie verzögert bei Bedarf brachial. Um dazu den nötigen Support vom Fahrwerk zu erhalten, empfiehlt es sich auf der Piste aber allenfalls, die Einwärtsdämpfung zuzudrehen, was an der Marzocchi-Gabel per Handrad einfach geht.
Bremsen wie ein Pro
Die Hypermotard 698 Mono ist die erste Ducati mit vierstufig einstellbarem Kurven-ABS. Stufe 4 ist auf Sicherheit und rutschigen Untergrund ausgelegt. Auf Stufe 1 regelt das ABS nur am Vorderrad die Kurvenfunktion ist deaktiviert. Auf den Stufen 2 und 3 ist die bei der Hypermotard 950 erstmals eingeführte und inzwischen verfeinerte Slide-by-Brake Funktion aktiv. Das heisst, über die Hinterradbremse wird das Hinterrad so stark verzögert, sodass kleinere Bremsdrifts ermöglicht werden. Auf Stufe 2 sind auch grössere Driftwinkel drin.
Zunächst schien mir die Slide-by-Brake Funktion etwas unberechenbar, bis mir erklärt wurde, dass ich die Kupplungsbetätigung vergessen und beim starken Verzögern einfach voll auf die Fussbremse stehen könne.
Es brauche für mich, der damals noch ohne Rutschkupplung und ABS das Sliden mit der präzisen Dosierung von gleichzeitig Kupplung, Hinter- und Vorderbremse erlernt hatte, Angewöhnungszeit nur noch die Front zu dosieren. Doch es funktioniert einwandfrei. In schönen Slides steuerte ich unaufgeregt mit Hilfe des Kurven-ABS auf Ecken zu und konnte mich letztlich voll aufs schnelle Fahren konzentrieren. Bis zu 50° Driftwinkel soll das System auf Stufe 2 zulassen!
Wheelie-Assistenz
Und dann noch das: Schöne, hohe Powerwheelies soll die Ducati Wheelie-Control auch ermöglichen! Während auf Stufe 4 das Vorderrad weitgehend am Boden gehalten wird, sind auf Stufe 3 kleinere Wheelies und auf Stufe 2 gar solche am Rande der Effizienzgrenze möglich. Stufe 1 ist nur mit dem Racing-Kit freigeschaltet und als Wheelie-Assistenz für das hoch angehobene Vorderrad gedacht. Auch hier braucht es grosse Überwindung, Stufe 1 auszutesten und das Gas voll offen zu lassen, auch wenn die Warnsignale bereits zum Zudrehen und zur Bremsbereitschaft drängen.
Und tatsächlich mit rund 1 Meter angehobenem Vorderrad reguliert die Elektronik das Beschleunigungswheelie. Und die Gänge können dabei mit dem Blipper durchgeschalten werden – fantastisch.
Hatten wir damals beim Erlernen von Bremsdrifts und Wheelies mit Stürzen bezahlt, erspart einem dies heute die Elektronik…
Starke Premiere von Ducati!
Ducati hat mit der Hypermotard 698 eine waschechte, leichte Supermoto mit toller Performance gebaut. Und dazu noch ein veritables Fun-Bike für Kenner und Anfänger – beeindrucken!
Die Hypermotard 698 Mono ist in der Schweiz ab März erhältlich. Die Standard-Version mit den roten Plastikteilen gibt’s ab 13290 Franken. Die schicke RVE, die sich nur durch ihre scharfe Graffiti-Lackierung, die zweifarbig lackierten Räder und den serienmässigen Blipper unterscheidet, ist ab 14290.- Franken erhältlich. Als 35-kW-Versionen gibt’s für beide 1000 Franken Rabatt.
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