Motorradmarkt – Allzeit-Rekord 2020?
2020 wurden von Januar bis September 26’868 Motorräder neu eingelöst, das sind 4526 Einheiten oder 20,3 % mehr als in der Vorjahresperiode (22’342). Sollte dieser Trend in den letzten drei Monaten dieses Jahres anhalten, würde die Rekordmarke aus dem Jahre 2015 (27’306 Neumotorräder) bereits im Oktober überschritten.
Im siebenwöchigen Corona-Lockdown im März und April – den beiden wichtigsten Verkaufsmonaten – hatte die Motorradbranche Schlimm(st)es befürchtet. Doch nach der Wiederöffnung der Verkaufslokale setzte ein von niemandem in diesem Ausmass erwarteter Run auf alles, was einen Motor und zwei Räder besitzt, ein. Bereits Ende Juni war der Verkaufsrückgang wegen des Lockdowns wettgemacht.
Auch in den Folgemonaten wurden die Vorjahreszahlen massiv überschritten. Nach den ersten neun Monaten dieses Jahres beträgt das Zulassungsplus bei den Motorrädern 20,3 %. Total wurden von Januar bis September 26‘868 Motorräder aller Hubraum- und Leistungsklassen neu in Verkehr gesetzt. Rechnet man diese Zahlen hoch, dürften bis Ende Jahr rund 30‘000 Neu-Motorräder in Verkehr gesetzt worden sein, mehr als je zuvor. Rekordjahr war bisher das Jahr 2015 mit 27‘306 Einheiten.
Direkteinstieg: Auswirkungen auch auf 2021
Einer der wichtigsten Gründe für den Motorradboom ist der ab 2021 wegfallende Direkteinstieg. 2020 ist das letzte Jahr, in dem in der Schweiz alle ab 25 direkt auf ein grosses, unbeschränktes Motorrad steigen dürfen. Danach müssen alle ungeachtet ihres Alters zuerst zwei Jahre auf einem auf 35 kW beschränkten Bike absolvieren. Also haben viele 2020 noch den „grossen Schein“ gemacht und sich ein entsprechendes Motorrad der unbeschränkten Kategorie A zugelegt.
Die Gesetzesänderung dürfte jedoch noch bis weit in die Saison 2021 positive Auswirkungen auf den Verkaufsmarkt zeigen. Denn wer bis Ende 2020 den Lernfahrausweis bestellt, kann noch von der alten Regelung profitieren und die Prüfung erst 2021 absolvieren. Der Kauf des neuen Töffs kann also auch erst in der Saison 2021 erfolgen.
Zweirad statt ÖV
Auch der Corona-bedingte Trend weg von den Öffentlichen Verkehrsmitteln hin zum Privatverkehr spielt eine gewichtige Rolle beim aktuellen Verkaufsboom. Breite Teile der Bevölkerung betrachten und akzeptieren das motorisierte Zweirad deshalb wieder verstärkt nicht nur als Hobby-Fahrzeug, sondern auch als attraktives, kosten- sowie unterhaltsgünstiges Nutzfahrzeug und Transportmittel. Die Akzeptanz des Motorrads ist also trotz der Diskussionen um die Lärmproblematik – die in den Medien längst wieder in den Hintergrund gerückt ist – klar gestiegen.
Und dann gibt es noch zwei weitere Triebfedern für die gestiegenen Absatzzahlen. Einerseits waren viele Arbeitnehmer in Kurzarbeit, hatten also mehr Zeit zum Töfffahren. Andererseits fielen bei vielen 2020 die Auslandsferien flach, was mehr Budget für den Töffkauf frei werden liess. Ersteres belegen auch Umfragen bei den Fachhändlern, der Werkstätten denn auch dementsprechend gut ausgelastet waren.
Auch der Rollermarkt profitiert, Gesamtmarkt plus 15,8 %
Bei den Rollern sind die Zahlen nicht ganz so sensationell, aber das Vorjahresergebnis konnte ebenfalls klar übertroffen werden. 15’501 Einheiten gegenüber 14’301 Einheiten in den ersten neun Vorjahresmonaten entsprechen einer Steigerung um 8,4 %. Der Gesamtmarkt liegt mit 43’341 Einheiten gegenüber 37’426 Einheiten in der Vorjahresperiode mit plus 15,8 % ebenfalls sehr deutlich im positiven Bereich.