Crisis de KTM: deudas multimillonarias
Am Freitag, 29. November, hat Pierer Mobility für die KTM AG und zwei KTM-Tochtergesellschaften Insolvenzanträge eingereicht und gleichzeitig ein gerichtliches Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung beantragt. Bis dahin ging man von Verbindlichkeiten in dreistelliger Millionenhöhe aus. Inzwischen spricht man jedoch von einem Schuldenberg von insgesamt fast drei Milliarden Euro.
Die Ereignisse um KTM waren in den letzten Tagen von einer beunruhigenden und sehr schnellen Dynamik gekennzeichnet. Wobei die KTM-Krise einer der grössten Insolvenzfälle in der Nachkriegsgeschichte Österreichs zu werden droht. Warum und mit welcher Chronologie KTM in die Insolvenz geschlittert ist, haben wir in einem ausführlichen Hintergrund-Beitrag bereits geschildert.
Knapp drei Milliarden Euro Schulden
Während Ende November noch von einem Liquiditätsengpass in dreistelliger Millionenhöhe ausgegangen wurde, wollen Experten des Alpenländischen Kreditorenverbandes laut dem ORF nun Verbindlichkeiten von 2,9 Milliarden Euro aus den Anträgen herausgelesen haben. Davon seien rund 1,3 Milliarden Euro Passiva, die KTM allein bei mehreren Banken aus dem In- und Ausland angehäuft habe.
Folgen für die KTM-Zulieferer
Bedingung für die beantragte Sanierung in Eigenverwaltung ist nun, dass die Gläubiger den KTM-Sanierungsplan annehmen. Wobei zu lesen war, dass den Gläubigern eine Rückzahlung in der Höhe von 30 Prozent ihrer Forderungen innerhalb von zwei Jahren angeboten werde. Beim Grossteil der Gläubiger – es sollen rund 2500 sein – handelt es sich um Zulieferer. Wobei sich die Frage stellt, welche Folgen sich für Letztere aus der KTM-Insolvenz ergeben werden. Wie solide stehen diese im Markt? Und könnten wegfallende Erträge in Form eines Schuldenerlasses bzw. ausbleibender Aufträge während der nächsten Monate oder ggf. Jahre sie ebenfalls in die Insolvenz treiben?
Kiska Design: 40 Stellen betroffen
Insbesondere die Region Oberösterreich wird die Folgen der KTM-Krise zu spüren bekommen. Wobei ein im Motorrad-Business bekanntes Unternehmen diesbezüglich bereits schwer verdauliche Worte kommuniziert hat. Konkret hat das sehr eng mit KTM verbundene Design-Studio Kiska – Pierer hält die Hälfte der Anteile – verlauten lassen, dass infolge der KTM-Krise in Anif gegebenenfalls 40 Stellen wegfallen werden.
Kritik an das KTM-Management
Spätestens jetzt – laut den Insolvenzanträgen sollen bei KTM hauptsächlich bei Forschung & Entwicklung sowie Verwaltung weitere 750 Stellen wegfallen – werden Fragen laut, warum KTM nicht bereits im letzten Jahr eine Anpassung der Strategie eingeleitet habe. Warum das Management nicht schon früher vom Volumen-Fokus abgesehen und stattdessen sogar Dividenden ausbezahlt habe. Von einer massiven Fehleinschätzung der Marktlage ist die Rede, wobei die KTM-Krise in Österreich nun auch zum politischen Konfliktthema wurde zwischen der in der Gunst Pierers stehenden ÖVP und den Oppositionsparteien.
Pierer wird wohl selbst zur Kasse gebeten
Zudem sieht es laut Insolvenzexperten so aus, dass Stefan Pierer privates Geld werde einschiessen müssen, um sein Lebenswerk – wie der Industrielle KTM selbst nennt – retten zu können. Dies werde eine Forderung der Banken sein, so die Insolvenzexperten.
Wir werden die Geschehnisse um KTM weiter beobachten und laufend berichten. In der Zwischenzeit hoffen wir – insbesondere für die mehrere tausend KTM-Angestellten –, dass man einen Weg aus dieser tiefen Krise finden wird.
Info: www.ktm.com