KTM 390 Duke im Test – besser als gedrosselt?
Die neue KTM 390 Duke im heutigen Test gehört zur Klasse der «echten» A2-Bikes und verspricht somit eine perfekte Mischung aus Gewicht und Performance. Ob sie die hohen Erwartungen auf den Strassen Südspaniens erfüllen kann?
Seit der Umstellung der Führerscheinregelung müssen auch in der Schweiz alle Motorrad-Einsteiger auf Töff der Klasse A2 – in der Schweiz auch A-beschränkt – ihre ersten zwei Motorradjahre verbringen. Dabei gibt es «echte» A2-Bikes, wie die KTM 390 Duke im heutigen Test, aber auch gedrosselte Maschinen, die in ihrem offenen Zustand deutlich mehr Leistung haben, als die maximal erlaubten 48 PS.
Dabei haben beide Konzepte ihre Vor- und Nachteile. Während gedrosselte Maschinen nach dem Erlangen des offenen Führerscheins deutlich mehr Leistung bieten können und so unter Umständen langfristigere Investitionen sind, haben «echte» A2-Bikes wie die 390 Duke den Gewichts- und oft auch Preis-Vorteil. Gerade das Leistungsgewicht kann bei lediglich 48 PS Spitzenleistung durchaus viel ausmachen.
Maximales Leistungsgewicht
Dafür sind solche massgeschneiderten A2-Bikes oft auch irgendwie klein, sehen gerade unter ausgewachsenen Personen manchmal sogar etwas mikrig aus. Das hat auch KTM bemerkt, und die neue KTM 390 Duke im Test auf 2024 darum zumindest optisch grösser und erwachsener gemacht. Trotzdem sank die Sitzhöhe für 2024 um 10 auf neu 820 mm, was die 390er noch zugänglicher machen soll.
Grösser wurde indes der Motor. zwar nur um 25,7 ccm aber immerhin. Die Maximalleistung steig dabei um 2 auf 46 PS. Doch auch das Gesamtgewicht nahm trotz nun deutlich leichterer Räder um wenige Kilos zu und liegt nun bei 165 kg. Das Leistungsgewicht blieb aber dennoch am oberen Limit.
Und zwar genau am oberen Limit des maximalen Leistungsgewichts von A2-Bikes von 0,2 kW pro Kilo. Darum generiert die 390 Duke denn auch nicht 48, sondern nur deren 46 PS. Oder in Zahlen ausgedrückt: Bei ihrem Gewicht von fahrfertig 165 Kilo, darf die 390 Duke dann eben auch nur 33 kW (= 48 PS) Spitzenleistung generieren (165 x 0,2 = 33).
Wie gut ist die KTM 390 Duke
Neben dem neu etwas grösseren und kräftigeren Motor sowie dem ausgewachseneren Erscheinungsbild hat KTM der neuen 390 Duke aber natürlich noch einige weitere Updates spendiert. So gibt’s einen neuen Rahmen, eine neue Schwinge, ein neu dezentral positioniertes Federbein, eine voll einstellbare Gabel, mehr Elektronik und vieles mehr. Wer alles zur Technik der neuen KTM 390 Duke im heutigen Test wissen will, findet das in unserem Artikel von der statischen Präsentation in Mattighofen.
Wir begeben uns hier jetzt auf die Strasse, und wollen wissen: Ist die Performance der 390 Duke so gut, dass sich der Griff zum «echten» A2-Bike lohnt, auch wenn dieses nach zwei Jahren wieder ausgetauscht wird? Oder ist sie vielleicht sogar so gut, dass sie auch für Fahrer mit offenem Führerschein interessant ist?
KTM 390 Duke im Test – kompakt und kompetent
Bereits beim ersten Aufsitzen wird klar – die Grössenkur war primär optischer Natur. Auch die 2024er 390 Duke ist ein sehr kompaktes Motorrad. Mit ihrer nun tieferen Sitzhöhe und der nach wie vor schmalen Taille bietet sie ein sehr zugängliches Schrittbogenmass und dürfte so für kleinere Fahrerinnen und Fahrer eine gute Wahl sein.
Dafür wird’s beim Kniewinkel für Grossgewachsene ab 185 cm schon eher eng. Auch das Cockpit fällt kompakt aus, so dass beim Fahren praktisch nichts vom Motorrad zu sehen ist, und wir gefühlt wie durch Magie über den südspanischen Asphalt gleiten.
Gasannahme, Quickshifter, Kupplung und Manövrierbarkeit zeichnen sich dabei bei der Fahrt aus dem urbanen Gebiet allesamt als hervorragend aus. In der Stadt ist der flinke Flitzer kaum zu schlagen. Ausser vielleicht von einem Roller und dessen Stauraum.
Kurvenräuber KTM 390 Duke – Test
Wer schonmal im Umland von Almeria auf zwei Rädern unterwegs war, weiss jedoch, dass hier noch viel mehr wartet als Geschlängel durch den urbanen Dschungel. Kurve reiht sich hier an Kurve, Hügel an Hügel und somit Schräglage an Schräglage. Das ist genau das Revier der KTM 390 Duke.
Bei Geschwindigkeiten von zwischen 60 und knapp 90 km/h ist die Österreicherin in ihrem Element. Hält man den Motor dabei in seinem Premiumbereich zwischen rund 7000/min und 9000/min vermisst man hier nie Leistung. Und so leicht wie ein leichtes Motorrad lässt sich eh nix von der einen in die andere Schräglage legen.
Die KTM 390 Duke zeigte sich im ersten Test dabei ab und an fast schon von ihrer zu flinken Seite, und schaffte in gewissen Situationen nicht ganz so viel Vertrauen. Kurzum an der voll einstellbaren Gabel etwas mehr Dämpfung eingedreht und schon liegt die Duke satter und stabiler auf dem Asphalt. Die 5 Klicks bewirken Klick für Klick echt spürbare Veränderungen.
Das Limit für den unendlichen Kurvenspass setzt hier dann irgendwann die Bremse. Die verzögert gut und lässt sich auch gut dosieren, wartete nach 15-minütiger Kurveneskalation aber mit einem wandernden Druckpunkt auf. Dabei ist es nicht so, dass sie nicht mehr gebremst hätte, aber lässt sich der Hebel mit der Zeit immer weiter in Richtung Lenker ziehen, schafft das nicht gerade Vertrauen.
Dass es aber überhaupt so weit kommen kann, ist in sich schon wieder ein Kompliment für den kleinen Kurvenräuber. Denn nur wer schnell unterwegs ist, muss auch so viel und so stark bremsen.
High Speed – möglich, aber nicht nötig
Natürlich gibt’s hier aber nicht nur enge, sondern auch weite Kurven, die man gut und gerne mit relativ hohem Tempo durchfahren kann. Auch das ist mit der 390er möglich, muss aber nicht sein. Denn klar, was sehr agil ist, büsst irgendwo auch Stabilität ein. Das ist keineswegs tragisch, aber dennoch ein Unterschied zu grösseren und schwereren Motorrädern.
Punkto Grösse: Wenn ich wählen dürfte, würde ich mir einen etwas breiteren und weniger gekröpften Lenker wünschen. Der verbaute bringt mich nämlich – wenn ich nicht aktiv dagegen arbeite – in die «T-Rex-Haltung» mit eingeklappten, nahe am Körper positionierten Ellbogen. Ein breiterer, weniger gekröpfter Lenker würde nicht nur das verhindern, sondern die 390 Duke auch grösser wirken lassen.
Frage der Grösse
Denn die Frage, ob ein «echtes» A2-Bike wie die Duke besser als eine gedrosselte Maschine ist, lässt sich immernoch vor allem über die Grösse beantworten. Denn, betrachtet man Gewicht, Leistung, Ausstattung, die Qualität der Komponenten sowie die daraus resultierende Fahrdynamik, wird schnell klar, dass die 390 hier einer gleich teuren Maschine mit mehr Hubraum und Drosselung in vielen Punkten überlegen ist. Aber für alle Grossgewachsenen ist sie aufgrund der kompakten Ausmasse leider kaum eine valable Alternative – da könnte zumindest für den Oberkörper ein anderer Lenker Abhilfe schaffen.
Allen unter 180 cm kann ich die KTM 390 Duke nach dem ersten Test zumindest für eine Testfahrt indes nur empfehlen. Wie viel Fahrdynamik, sportliches Potenzial und auch Elektronik es hier für 6990 Franken gibt, ist echt grandios.
Mehr Infos auch unter ktm.com