Elektro-Motorrad: Zahlen lügen nicht
Der Motorradmarkt wird im Unterschied zur Automobilbranche noch kaum mit Modellen mit Elektro-Antrieben beliefert. Der e-Töff kann bisher die Anforderungen an Reichweite, Fahrleistungen, Gewicht und Preis/Leistungsverhältnis nicht erfüllen. Der Elektro-Anteil bei den Motorrädern lag in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 bei schwindsüchtigen 0,9 %. Das waren exakt 217 Stück.
Das Motorrad als Freizeit- und Hobby-Gerät ist in der Schweiz beliebt wie noch nie. Mit 23’830 Motorrädern (gigantische 36,0 % mehr im Vergleich zur Vorjahresperiode) und 10’838 Rollern (plus 26,9 %) wurde im ersten Halbjahr 2021 bei den Neuzulassungen das beste Verkaufsergebnis aller Zeiten erzielt. Das Total von 36’097 Einheiten bedeutet eine Steigerung von 32,6 %.
Doch nur 217 Motorräder und 987 Roller beliefen sich auf Zweiräder mit Elektro-Antrieb. Bei den Motorrädern beträgt damit der Marktanteil 0,9 %. Oder anders gesagt: Das E-Motorrad hat noch nicht einmal den Status des Mauerblümchens erreicht, es ist in Sachen Marktrelevanz quasi inexistent. Bei den vorwiegend im Stadt- und Agglomerationsraum sowie auf Kurzstrecken genutzten Rollern sind es immerhin 9,1 % Marktanteil.
Bei den Motorrädern sind nur wenige Marken im E-Sektor aktiv. Das Ranking bei den E-Töffmarken in den ersten Jahreshälte 2021 lautet:
- Sur-Ron 67
- Zero Motorcycles 52
- Super Soco 48
- Harley-Davidson 11
- Energica 10
- Andere 29
Geringe Reichweite, hohes Gewicht, hohe Preise
Das geringe Interesse der Kundschaft am elektrisch angetriebenen Zweirad hat verschiedene Gründe. Weil ein Motorrad konzeptbedingt viel weniger Stauraum für Energiespeicher besitzt als ein Auto, sind die möglichen Fahrleistungen und Reichweiten beschränkt. Und die Ladezyklen sind noch lang. Für die bei Motorradfahrern beliebten, langen Wochenendausfahrten haben die E-Fahrzeuge auf zwei Rädern deshalb ganz schlechte Karten.
Zudem verunmöglicht der enorme Platzbedarf der schweren Batterien ein dynamisches, kostengünstiges Fahrzeugkonzept. Der fehlende Motorenklang und die beschränkten Designmöglichkeiten fallen bei einem fast zu 100 % als Freizeit- und Hobbygerät und mit hohem emotionalen Faktor genutzten Fahrzeug genauso ins Gewicht wie die noch konzeptbedingt sehr hohen Preise.
Fazit: Bis die Wissenschaft neue, bahnbrechende Lösungen bei der Energie-Speichertechnik gefunden hat, werden und müssen sich alle namhaften Motorradhersteller auf die Weiterentwicklung ihrer Modelle mit herkömmlichen Antrieben konzentrieren. Etwas anderes sieht es im urbanen Verkehr aus. Hier stehen kurze Strecken und niedrige Tempi im Vordergrund. Das ist das das optimale Terrain für E-Roller und E-Kleinmotorräder, die primär Transport- und Nutzfahrzeuge darstellen. Der Lifestyle- und Freizeitcharakter spielt hier fast immer die zweite Geige.