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Motocross eléctrico de Lizcat

Elektro-Motocross Lizcat

Dragster-Europameister Sascha Brodbeck hat Benzin im Blut. Dennoch hat der findige Mechaniker mit seinen Lizcat-Partnern unter dem Motto «Silent Attack» für die meisten Motocross-Bikes passende Elektro-Umbaukits entwickelt, welche die bekannten Maschinen in Elektro-Motocross-Bikes verwandeln.

Der grüne Daumen von Sascha Brodbeck war – falls er so einen überhaupt hat – definitiv nicht der Antrieb, einen Elektro-Motocross-Töff zu bauen. Denn der ehemalige Freestyle-Motocrosser ist durch und durch ein Petrolhead. Lange schraubte er als Mechaniker im Erbacher-TopFuel-Dragster-Team an Motoren mit bis zu 10’000 PS, fuhr selbst zwei Dragster-Europameistertitel auf zwei Rädern ein und beschäftigte sich später mit dem Bau leistungsstarker Drift-Autos.

 

Wie kam der Wandel des gebürtigen Baselbieters? «Bei mir musste immer alles laut und schnell sein. Es sind aber auch die Technik und die Innovation, die mich begeistern. Als ich im Motocross wieder Fuss fasste, erkannte ich, dass viele Pisten inzwischen schliessen mussten oder nur noch einen Tag pro ­Woche öffnen können. Mit den Umbaukits für Cross-Töff will ich etwas für die Zukunft unseres Sports ­machen», ­erklärt Brodbeck, der seit einigen Jahren mit seiner Partnerin Daniela Bottega in seinem Dirt Store 22 in Winterthur Elektroroller anbietet. «Herzblut ist bei den Rollern nicht viel dahinter. Ich fragte mich einfach, womit man gerade Geld machen könnte. Inzwischen verkaufen wir die knapp 50 kg leichten Suron, eine Mischung aus E-Crossern und Downhill-Bikes. Das ist schon eher mein Ding.»

Der eigene Elektro-Motocross-Töff

Irgendwann baute Brodbeck für sich einen Elektro-Motocross-Töff und stiess auf den Crosspisten auf grosses Interesse. «Mit Herstellern wie Alta und Stark besteht bereits ein Trend zu Elektro-Crossern. So kam die Idee, einen Markt daraus zu ­machen.» Zusammen mit einem Elektro-Studenten entwickelte Brodbeck zwei passende Batterie-Prototypen.

 

Dann stiess Leandro Cabarubia, der aus der Solarindustrie kommt und sich mit Elektrotechnik besser auskennt, dazu. Mit ihm entwickelte Brodbeck den Umbaukit als verkaufbare Varianten, liess alles CE-prüfen und gründete die Firma Lizcat. «Cat steht dabei für Raubkatze. Die einzelnen Modelle tragen auch die Namen von unterschiedlich schnellen Raubkatzen. Der passende Slogan dazu war ‹Silent-Attack› – der leise Angriff. Tatsächlich berichten unsere Fahrer davon, dass sie sich in den Rennen leise anschleichen konnten und durch den Über­raschungseffekt auch schon Vorteile hatten.»

 

Elektro-Motocross Lizcat

Sascha Brodbeck, Daniela Bottega und Leandro Caba­rubia (von links) gründeten Lizcat und bieten damit günstige Alternativen zum klassischen Motocrosser.

 

Die selbst entwickelten Batterien, die in jeden Motocrossrahmen passen, lässt Lizcat in Fernost bauen. Die Motoren kommen aus der Industrie (z.B. Golfcar), werden angepasst und mit einer Unter­setzung versehen. So kann mit den originalen Kettenblättern gefahren werden. Dazu kamen noch der Controller und natürlich intensive Arbeit an der Softwareentwicklung.

Auswahl

Nun bietet Lizcat drei Elektro-Motocross-Kits an: den «Leo» mit 25 PS am Hinterrad und einer Batterie mit 72 V/2,3 kWh (Fahrzeit auf der Crosspiste ca. 15 Minuten) für 4955 Franken. Den «Puma» für 6344 Franken mit 38 PS und einer Batterie mit 72 V/4,1 kWh mit sattem Drehmoment (70 Nm am Motor), der etwa einem 450er entspricht und je nach Fahrer im Renntempo zwischen 25 und 40 Minuten gefahren werden kann.

 

Für den harten Einsatz kann er mit einem zusätzlichen Lüfter-Kit für eine bessere Kühlung versehen werden. Der «Cheetah» mit 52 PS und einer Batterie mit 72 V/5,0 kWh ist mit einer Flüssigkeitskühlung ausgestattet und kostet gut 10 000 Franken. Brodbeck: «Der ist dann aber schon heftig. Ich fahre mit dem Puma bessere Rundenzeiten.» Alle drei Modelle sind mit fünf Power-Maps versehen, die über ein 3,5-Zoll-Display angewählt werden können.

Nur der Antrieb ist neu

Brodbeck wollte bewusst nicht einen komplett neuen Töff bauen. «Es stehen viele Crosser mit Motorschaden herum. Sie werden oft nicht mehr repariert, lieber wird auf ein neues Modell gewechselt. So bin ich für 900 Franken zu meinem ersten Prototypen gekommen. Wir haben auch schon neue Bikes gefunden, deren Motor für ein Quad gebraucht wurde.» So kann bei einem Motorschaden beispielsweise auch der eigene Töff, für den man alle Ersatzteile, vielleicht sogar ­Ersatzräder etc., hat, mit einem Lizcat-Kit auf Elektro umgebaut werden. «Viele MX-Fahrer wollen nicht etwas komplett anderes, mögen und kennen ihren Töff und haben unzählige Ersatzteile dazu.»

 

Elektro-Motocross Lizcat

 

Lizcat, die Firma von Sascha Brodbeck, Daniela Bottega und Leandro Cabarubia in Winterthur ZH bietet also die Möglichkeit, den Benziner mit dem persönlichen Fahrwerkssetting auf Elektro umzubauen. Die Kits haben Lieferfristen von 6 bis 8 Wochen. Alles wird vorkonfiguriert geliefert. Der Umbau sei einfach, in einem halben Tag realisierbar und wird in einem Umbauvideo erklärt. Gegen Aufpreis kann der Kit auch inklusive Umbau geordert werden. Bringt man selber einen Töff, kann man ihn ab rund 6000 Franken zu einem Elektro-Motocross-Töff umbauen lassen.

Fokus auf Hobbyfahrer

«Der Fokus liegt auf Hobbyfahrern oder für Meisterschaftspiloten als Trainingstöff für Orte, wo am Sonntag nicht gefahren werden darf. Um die Performance zu beweisen, tritt Raoul Tschupp vereinzelt mit einer Lizcat in der Open-Klasse beim SAM an und fährt mit Benzinern ­vergleichbare Zeiten. Wir haben auch Anfragen von Pistenbesitzern, für die ist es natürlich interessant, die Piste auch an Sonntagen betreiben ­zu können.» Die Batterien werden an normalen 220-V-Steckdosen geladen. Beim Test stand eine Notstromgruppe bereit, die aber nicht zum Einsatz kam.

 

Auf unserer Testfahrt überzeugte die Lizcat. ­Fahrwerk, Ergonomie etc. sind gewohnt. Dennoch ist die Puma für mich ein ganz neues, unbekanntes ­Erlebnis. Gewohnte Parameter wie Drehzahl, Gang, Motorgeräusch fehlen. Von einem leichten Surren begleitet, beschleunigt der Elektro-Crosser kräftig. Man hört, wie der Reifen nach Grip suchend über den harten Boden schrappt. Die Abrollgeräusche, das Schlagen der Kette und so weiter sind alles Geräusche, die man bisher nie wahrgenommen hatte. Ich schalte auf das gröbste Mapping, drehe ohne die bekannten Parameter aber noch verhalten am Gasgriff.

 

Elektro-Motocross Lizcat

Vor allem das akustische Erlebnis ist komplett neu.

 

Bald schöpfe ich mehr Vertrauen, beschleunige auf der Teststrecke in Beggigen SH kraftvoll den Hang hoch. Dabei zieht die Test-Puma stets etwa so wie eine 250er bei Idealdrehzahl. Das Handling der 107 kg schweren Puma ist sehr leicht­füssig. Fürs Ausloten der Sprungdynamik fehlt mir beim Kurztest allerdings noch das Vertrauen. Abgesehen davon, vermittelte mir die Puma jedoch ein sicheres und vor allem begeisterndes Gefühl – ein interessantes Erlebnis!

 

Mich persönlich hätte natürlich speziell eine Enduro-Variante interessiert. «Definitiv ein Thema, das aber noch viele weitere Hürden mit sich bringt» winkt Brodbeck ab. «Zunächst konzentrieren wir uns auf die Crosser.»

 

Mehr Infos gibt’s unter www.lizcat.ch

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