BMW nicht an der Swiss Moto – nur die Spitze eines Eisbergs?
Unzufriedene Zufriedenheit oder zufriedene Unzufriedenheit? Was beschreibt die Gemütslage der Messeplätze am treffendsten? Fakt ist: Seit Jahren kämpfen viele Messen in Europa mit einem Besucherschwund. Die Hintergründe.
Kein Messeauftritt von BMW auf der Swiss Moto 2020 – die Hintergründe sind globaler Natur
Fragezeichen stehen über einer sich abzeichnenden Entwicklung. En Aufregung um die grösste Motorradmesse der Schweiz, der Swiss Moto, ist nämlich kein Einzelfall. In Europa redet man bereits von einem Messesterben. Besucherschwund – darunter leiden die Messeanbieter ebenso, wie unter den sich abzeichnenden Konjunkturaussichten ihrer Länder. UND: Zum Ende des zweiten Quartals – und somit des ersten Halbjahrs 2019 – erweckte es nicht den Eindruck, als ob sich die Konjunkturlage in der Welt aufhellen würde. Ganz im Gegenteil, das globale Industriegewerbe tendierte erneut abwärts, was viele Analysten dazu bewegte, vor einem sich weiter eintrübenden Wachstumsausblick im zweiten Halbjahr zu warnen. Also scheinen nun in den Konzernzentralen die Sparfüchse das Regiment übernommen zu haben und auch nach Alternativen zu den kostenintensiven Messeauftritten zu suchen.
BMW ist kein Einzelfall mehr. Es wird z.B. gemunkelt, dass auch ein grosser italienischer Motorradhersteller seine Strategie bezügich Messeauftritten noch in diesem Jahr ändern will und alle Modellneuheiten für die Saison 2020 bereits im Vorfeld der EICMA in Mailand der Öffentlichkeit präsentiert. So wird eine Abwärtsspirale für die Messebetreiber in Gang gesetzt, die zumindest mittelfristig irreversibel und somit auch zum Problem für diejenigen werden könnte, die jetzt nur ans Sparen denken: Weniger Neuheiten bedeuten einen Verlust an Attraktivität für die Messestandorte, dies wiederum führt zu einem weiteren Besucherrückgang, der wiederum einen weiteren Ausstellerschwund auslösen wird, usw. … In diesem Zusammenhang auch interessant: BMW gibt Intermot den Gnadenschuss
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Rezession – sind die fetten Jahre sind vorbei?
Bei Herstellern und Importeuren ist Sparen angesagt, auch wenn es (noch) keiner offen zugeben will und nur mit neuen strategischen Marketingplänen argumentiert wird. Schauen wir doch beispielsweise einmal auf den Aktienkurs von Harley Davidson:
Der Langfristchart der Harley-Davidson-Aktie ist offenbar seit Mai 2014 in einem Abwärtstrend, der von den Verlaufshochs von 74,13 US-Dollar auf 31,340 US-Dollar abwärts geführt hat. Keine Frage: Harley-Davidson leidet unter Trump. Die in aller Welt berühmten Motorräder etwa wurden Opfer ausländischer Vergeltungszölle gegen Trumps Strafmassnahmen. Aber auch auf dem US-Markt sinken die Verkäufe.
Und selbst einer der expansionsstärksten und wachstumsverwöhntesten Motorradhersteller, KTM-Industries, rechnet im Jahr 2019 mit einer Verlangsamung des europäischen Marktwachstums. Die Branche steht wirtschaftlich unter Druck und das scheint erst der Anfang zu sein: Die deutsche Automobilwirtschaft ist bereits in einer Rezession. Und wenn die stärkste Wachstumslokomotive Europas unter Druckverlust leidet, könnten sich auch über der Schweiz neue Gewitterwolken zusammenbrauen …