Fun-Factory
Mit GasGas wurde das Pierer-Imperium durch eine weitere Offroad-Marke ergänzt und die Modellpalette der Österreicher durch das Segment Trial erweitert. Die GasGas-Enduros basieren natürlich wie die gleichenorts gebauten Husqvarna-Motorräder auf den KTM-Modellen, dennoch sind sie anders. Auf Differenzierung sowohl bezüglich Image als auch preislich wird im Konzern Wert gelegt.
Mattighofen (A) gilt als KTM-City und ist Sitz der als Offroad-Factory gross gewordenen Marke KTM. Sie ist heute in fast allen Segmenten stark vertreten. Scootern und Cruisern werden (noch) nicht angeboten, da ist das Interesse bei Pierer aber auch gering. Der Einstieg ins Trial-Segment stand aber schon länger auf der Pendenzenliste
Trial-Produktion bleibt in Spanien
Nach Husqvarna 2013 hat die Pierer Mobility AG vor rund einem Jahr die spanische Marke GasGas übernommen und ist damit im Offroad-Bereich zum Komplettanbieter geworden. «Wer sich fürs Gelände interessiert, findet bei uns alles.» So oder so ähnlich lautet die Idee.
Die Trial-Motorräder von GasGas werden nach österreichischen Qualitätsstandards weiterhin im spanischen Girona gebaut. Die Mitarbeiter haben nun einen Vertrag aus Österreich.
Get on the Gas
Die Differenzierung der Marken KTM, Husqvarna (hat 2013 Husaberg im Konzern abgelöst) und GasGas ist bei der Verwendung derselben Basis natürlich besonders wichtig. Nur so kann der Marktleader im Offroad-Bereich weiter expandieren.
KTM ist «Ready to Race», Husqvarna die Premium-Marke im Konzern und für GasGas lautet die Markenbotschaft «Get on the Gas», was so viel heisst wie «Ich geb Gas, ich will Spass.» GasGas zielt also speziell auf die Spass-Gesellschaft und damit mehrheitlich Hobbypiloten ab.
Dass GasGas aber auch für den Spitzensport taugt, sollen die Einsätze an der Dakar, im MXGP sowie die Verpflichtung des Troy Lee Designs/GasGas-Teams mit Superstar Justin Barcia an der Supercross-WM unterstreichen.
Frisch zusammengewürfelt
Technisch sind die GasGas-Enduros ein Mix aus ihren Schwestermodellen von KTM und Husqvarna. Sie besitzen quasi den Husqvarna-Rahmen mit Hebelumlenkung für feines und progressiveres Ansprechen des Federbeins, sind aber mit einem Alu- statt dem Kohlefaser-Rahmenheck von Husqvarna bestückt.
Bremsanlage und Kupplungshydraulik stammen nicht von Brembo sondern der spanischen Marke Braktetec. Die will man gemeinsam auf den höchsten Stand bringen, um sich von der Abhängigkeit von Brembo lösen zu können und so noch krisenresistenter zu werden.
Die Motoren sind dieselben wie bei KTM und Husqvarna, wobei man sich vorerst auf die Bestseller konzentriert hat: 250er und 350er Viertakter sowie 250er und 300er Zweitakter.
Justin Maxwell, der oberste Product Manager, erklärt: «In der kurzen Entwicklungszeit übernahmen wir die Technik, die uns zur Verfügung stand und konzentrierten uns auf die Zusammenarbeit mit externen Zulieferern. Wir wollen unsere Technik auch preissensibleren Kunden zugänglich machen.»
Die GasGas-Modelle gibt’s in der Schweiz ab 10’490 Franken (250 Zweitakt). Die Preise liegen genau 800 Franken unter jenen der KTM- bzw. ein 1000er unter den entsprechenden Husqvarna-Modellen. Damit nähert sich Pierer preislich der günstigeren Konkurrenz an.
GasGas steigt in Moto3-WM ein
Maxwell bestätigt, dass GasGas zumindest im Rennsport auch auf der Strasse eine Rolle spielen will: „Der Moto3-Einstieg ist, um die Marke auch bei Personen bekannt zu machen, die bisher noch nicht mit ihr in Kontakt gekommen sind. Natürlich gibt es im Konzern noch viele Plattformen, die in der Zukunft genutzt werden könnten, doch wir konzentrieren uns vorerst auf die Offroad-Seite.“
Hintergrund des Moto3-Enstiegs ist aber sicher auch, dass neue Hersteller trotz auferlegtem Entwicklungsstopp in der WM aktuellere Entwicklungsteile einsetzen können.
Feurige Spanierin im österreichischen Wald
Natürlich sind wir die neuen GasGas-Enduros bei ihrer Präsentation in Mattighofen auch gefahren und waren besonders vom kleinen Viertakter EC 250F angetan. Die Fahreindrücke und ein entsprechendes Video gibt’s demnächst aquí.