Harley-Davidson Softail Low Rider S
Miss deinen Herzschlag in Meilen pro Stunde – das heisst es zur neuen Low Rider S auf der amerikanischen Harley-Davidson-Website. Aus gutem Grund.
Erstes Highlight des Harley-Davidson-Modelljahrs 2020 ist die neue Softail Low Rider S (ab 21’480 Franken), die im vergleich zu ihrer Schwester ohne „S“ mit einem böseren Look, steilerem Lenkkopfwinkel und mehr Hubraum anrollt. Wir sind das beinahe als sportlich zu bezeichnende Bike in den Hügeln hinter San Diego, Kalifornien (USA) gefahren.
93 PS und 155 Nm
Der 93 PS leistende und 155 Nm Drehmoment stemmende Milwaukee-Eight-V2-Motor mit 114 ci (1868 ccm) Hubraum lässt in Kombination mit diesem fahrfertig 308 kg wiegenden Motorrad, das ein sehr agiles Fahrwerk mit 43-mm-Upside-Down-Gabel an der Front und zentralem Monofederbein am Heck besitzt, keine Wünsche offen. Er bietet satten Druck ab tiefsten Drehzahlen und dreht willig nach oben, so dass ein wirklich heisser Reifen gefahren werden kann.
Gentleman
Die Gasannahme des V2 ist vorbildlich und auch sonst gibt er sich als echter Gentleman, der stets dezente Präsenz markiert, im Bedarfsfall aber auch für energischen Vortrieb sorgen kann – etwa an Steigungen oder beim Überholen. Vibrationen sind freilich da, aber stets in einem angenehmen Rahmen.
Respektable Schräglagen
Die Schräglagenfreiheit ist mit 33,1 Grad für die Art dieses Fahrzeugs respektabel. Schleifende Fussrasten lassen sich zwar kaum vermeiden, wenn im Zick-Zack engagiert angegast wird, doch klappen diese inzwischen immerhin automatisch wieder nach unten und sie geben einem rechtzeitig, bevor rahmenfeste Teile aufsetzen, bekannt, wo die Grenzen beginnen.
Doppelscheibenbremse
Besonders erfreulich: Die vordere Doppelscheibenbremse verrichtet einen hervorragenden Job und macht das früher obligate Mitbremsen mit der Hinterradbremse überflüssig. Die Stopper beissen nicht nur genügend und gut dosierbar zu, es braucht auch keine besondere Handkraft dazu.
Westküsten-Stil
Die fahrdynamische Performance passt also. Doch mindestens so wichtig ist auch an dieser Harley das Aussehen. Im Vergleich zum Schwestermodell Low Rider wurden diverse Chromteile geschwärzt – besonders fällt dies am Doppelauspuff, der Federgabel, am Lenker oder den Blinkern sowie den Ventildeckeln auf. Ausserdem befinden sich die Lenkergriffe weiter oben bzw. vorn, was den Fahrer in eine angriffigere Position bringt. Insbesondere letztes Element bringt den in der Customszene angesagten amerikanischen Westküsten-Stil zum Ausdruck.
Ergonomie
Apropos Ergonomie: Man sitzt in einem bequemen Einzelsattel niedrige 690 mm über dem Boden und die Füsse finden auf griffigen Fussrasten Platz. Die Lenkergriffe sowie Schalter und Hebel sind bekannt und soweit bewährt. Die nicht einstellbaren Hebel für Bremse und Kupplung dürften für die meisten Hände passen. Eindeutig weniger praktisch sind die auf dem Tank angebrachten Instrumente, wobei der höherliegende Tacho noch eher abzulesen ist als der näher am Sattel befindliche Tourenzähler. Zum Ablesen muss man den Kopf – insbesondere mit einem Integralhelm – sehr deutlich absenken. Dabei wäre in der Lampenmaske, die zugleich auch effektiven Windschutz bietet, Platz. Doch geht es natürlich auch hier um den Style…