Vor 120 Jahren ging das erste Motorrad von Triumph in den Verkauf. In der Folge bauten die Engländer viele Motorräder, die längst in den Himmel der Töff-Historie aufgestiegen sind.
Anfang des 19. Jahrhunderts war Gründerzeit. Sowohl Motorrad- wie Autohersteller entstanden sonder Zahl. An die Allermeisten erinnern sich nur noch Archäologen. Ein paar Markennamen sind uns erhalten geblieben. Harley-Davidson ist die eine Berühmtheit, 1903 gegründet. Damit kann sie für sich in Anspruch nehmen, die älteste Motorradmarke mit einer lückenlosen Produktionsgeschichte aufzuweisen.
Noch ein Jahr älter ist die Motorradgeschichte von Triumph. Die Marke wurde schon in den 1880er Jahren als Veloproduzent ins Leben gerufen, schon 1902 folgte das erste Motorrad. Trotzdem können die «Tommies» die «Amis» nicht vom Langlebigkeits-Thron stossen, da «old Triumph» 1983 in Konkurs ging und «new Triumph» erst sieben Jahre später die Produktion wieder aufnahm.
Immer irgendwo
Ganz weg war Triumph aber nie. Denn noch im Jahr des Untergangs 1983 erstand John Bloor die Marken- und Herstellungsrechte. Zudem baute Ersatzteile-Spezialist Les Harris noch einige Jahre die Bonneville T140 mit dem Segen Bloors weiter. Es entstanden also beinahe ununterbrochen «neue» Triumph-Bikes.
In einer Bildergalerie findet ihr hier einige wichtige Meilensteine. Hintergründe zu 120 Jahren Triumph Motorcyles sind in der aktuellen Printausgabe zu lesen.
120 Jahre Triumph in Bildern
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Jüngst restaurierter Prototyp des ersten, noch namenlosen Motorrades von Triumph.
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Das erste Motorrad von Triumph ähnelte von der Grundidee heutigen Elektrovelos: Man nehme einen Fahrradrahmen und lasse einen Motor Zusatzleistung generieren. Kleines Einzylinder-Aggregat von Motor-Zulieferer Minerva.
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Model H, ab 1914. Wurde tausendfach für die britische Armee gebaut. Den Übernamen Trusty Triumph musste sie sich im 1. Weltkrieg hart erarbeiten.
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Ingenieur und Machtmensch Edward Turner kam 1936 zu Triumph, und schon ein Jahr später lancierte die Marke die Speed Twin 5T mit Turner’s OHV-Paralleltwin.
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Die Speed Twin war zuerst ausschliesslich in «Amaranth Rot» erhältlich. So dezent lackiert könnte man sich selbst heute noch ein Motorrad vorstellen…
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Nach dem 2. Weltkrieg und an neuer Stätte – die Fabrik in Coventry wurde zerbombt – nahm Triumph wieder Schwung auf. 1949 kam die 6T Thunderbird. Für den US-Export war mehr Hubraum gefordert, was durch Aufbohren des 500er aus der Speed Twin auf 650 ccm erfolgte. Der Name? Ganz einfach: Edward Turner erblickte auf einer seiner US-Reisen ein Motel dieses Namens.
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Thunderbird in anderer Mission: als Untersatz für die Lagerflucht im Kriegsdrama «The Great Escape»…
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… mit Starschauspieler und «King of Cool» Steve McQueen.
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1959 entstand der bekannteste Modellname im Triumph-Universum: Bonneville.
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So wie die Ur-Bonneville hat ein Töff für viele Menschen auszusehen. Paradoxerweise verweist der Name auf den legendären (ausgetrockneten) Salzsee in Utah, wo drei Jahre zuvor ein Texaner in einer vollverkleideten Zigarre (Streamliner) einen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt hatte.
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Die originale Zweiton-Lackierung der Bonneville schied Ende der 1950er Jahre die Geister.
Die Neuzeit
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Sprung in die Neuzeit von Triumph. Die Marke erschuf sich neu, konstruierte moderne Motoren mit viel Dampf. Und ebnete mit der ersten Speed Triple 1994 den Weg für den Erfolg der Streetfighter ab Werk. Wuff!
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2001, wieder Bonneville. Nach zehn Jahren Aufbauarbeit am modernen Image war für die Triumph-Führung die Zeit reif, optisch die good old times wiederaufleben zu lassen. Die moderne Bonneville war geboren. Wenig Pupf im Zweizylinder, Wackelfahrwerk, aber irgendwie genau richtig.
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In den Nullerjahren war Triumph extrem fleissig, die Neuheiten jagten sich. 2004 betrat der mächtigste aller Dreizylinder die Bühne: 2,1 Liter Hubraum, Triple längs stehend, Drehmoment jenseits von normal. Der Name, Rocket 3, wurde von der einstigen Schwester-Marke BSA entlehnt. Deren Dreizylinder in den 1970er, das Pendant zur Triumph Trident, hiess, eben, Rocket 3.
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Schon die 600er Vierzylinder-Daytona war ganz okay, doch mit der dreizylindrigen Daytona 675 holte Triumph 2006 zum nächsten Punch aus. Japans hochdrehende 600er Fraktion hatte allen Grund zum Schreien.
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Das stabile Chassis und der fleischige Motor aus der Daytona in einem leichtgewichtigen Roadster. Was konnte da, ab 2007, schief gehen? Nichts! Die Street Triple war ein Knüller und wurde zum Umsatzbringer.
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Ein weiterer historischer Name kehrt 2010 zurück: Die Thunderbird, mit dickem Reihen-Zweizylinder für den US-Markt. Taugt auch auf hiesigen Strassen was, diverse Modellvariationen folgten.
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Das Rennsport-Engagement der Briten lief lange auf eher kleiner Flamme, vom britischen Rennsport und einige nationale Markencups abgesehen. Doch dann löste Triumph Honda als Motorenlieferant für die Moto2 ab. Und lässt so Raum offen für Spekulationen, was aus Hinckley an Sportler für die Serie noch so kommen könnte.
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Kontrapunkt zur gehetzten Rennerei: Gesehen und gesehen werden an den Benefiz-Fahrten des Gentleman’s Ride.
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Markenfans fahren nach Hinckley bei Birmingham, machen eine Werksbesichtigung und schwelgen in den Exponaten der Factory Visitor Experience.
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Heute treibt es Triumph mit der Tiger an Rennen wie der Baja quer; bald soll dezidiertes Erdbearbeitungsgerät (Enduros und Crosser) folgen.
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Die Zukunft ist elektrisch, wissen die Autokonstrukteure. Die Motorradbauer wissen noch nicht so recht. Triumph zeigt mit dem Versuchsträger TE1 – der verblüffend seriennah wirkt – schon mal, dass man bei Bedarf auch Strom kann.