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Energica Experia im ersten Test

Energica Experia

Nichts weniger als das Elektro-Motorrad mit der grössten Reichweite verspricht Energica mit der neuen Experia. Wir haben den heissen Elektro-Tourer in den Dolomiten einem ersten Test unterzogen.

Die Energica Experia wird zunächst nur in der Launch-Edition verfügbar sein. Inklusive Koffern, Heizgriffen und weiterem Zubehör wird sie in der Schweiz ab Anfang Oktober für 29 900 Franken zu haben sein.

 

Das ist viel Geld, vor allem im Vergleich mit Benzinern, aber eben auch – im wörtlichen Sinne – der Preis, den man für neue Technologien bezahlen muss. Zudem ist bei Energica standardmässig vieles mit dabei – bspw. die hohe Batteriekapazität und die Möglichkeit des Ladens mit allen drei Typen – was bei anderen Herstellern zum Zubehör gehört.

 

Energica Experia Laden

Die Experia kann standardmässig mit allen „Leveln“ geladen werden.

 

Die Experia ist das erste Modell einer komplett neuen Baureihe aus Modena. Batterie, Motor, Rahmen – alles ist komplett neu. Die 22,5 kWh grosse Batterie ist die grösste, die aktuell an einem Serien-E-Motorrad zu finden ist. Im Vergleich zum Akku in den aktuellen Energica-Modellen ist sie nicht ein kubischer Block, sondern aufwendiger geformt. Sie ist unten schmal, wird im Bereich, wo normalerweise der Motor sitzen würde, breiter und nach oben hin wieder schmal.

 

Diese neue Form hat gemäss Energica mehrere Gründe. ­Einerseits konnte so ein niedrigerer und zentralerer Schwerpunkt erreicht werden, andererseits sorgt die vergrösserte Oberfläche für mehr Kühlung, und auch die einzelnen Zellen in der Batterie haben mehr Platz erhalten, was die Kühlung weiter unterstützen sollte.

PMASynRM statt PMSM

Komplett neu ist auch der Motor. Und zwar ist es jetzt nicht mehr ein Permanentmagnet-Synchron-Motor (PMSM), sondern ein Permanentmagnet unterstützter Synchron-Reluktanz-Motor (PMASynRM). Im Vergleich zu PMSMs werden für PMASynRMs weniger Magnete und darum weniger «seltene Erden» benötigt. Das macht den neuen Motor kompakter, sicherer, umweltfreundlicher und nicht zuletzt auch günstiger als das bisherige Energica-Aggregat.

 

Energica Experia

Der neue Motor liefert 102 PS bei 7500/min und 115 Nm Drehmoment.

Tolle Fahrdynamik

Auch der Rahmen der Experia ist eine Neuentwicklung. Sowohl vorne als auch hinten kommen Stahlgitterrohrkonstruktionen zum Einsatz, die mit einem zentralen Alubauteil verbunden sind. Die wohl wichtigste Neuerung ist hingegen, dass das Federbein nun nicht mehr direkt, sondern über eine Umlenkung angesteuert wird, womit wir bei den Fahreindrücken wären.

 

Diese Umlenkung sorgt nämlich für mehr Progression, was den Einsatz weicherer Federn ­erlaubt. Dadurch wurden die Ansprache bei kleinen Schlägen sowie der Komfort verbessert, ohne bei grösseren Unebenheiten zu viel Bewegung ins ­Fahrzeug kommen zu lassen.

 

Energica Experia Scheibe

Die einstellbare Scheibe der Energica Experia bietet sehr guten Windschutz.

 

Das in Vorspannung und Zugstufe einstellbare Sachs-Federbein sowie die voll einstellbare Gabel aus demselben Hause machen grundsätzlich einen Superjob. Sie sorgen für genügend Komfort, halten die 260 kg schwere Energica aber auch stabil genug, um mit ihr wirklich schnell durch die Kurven zu wedeln. Das Gewicht ist dabei höchstens auf der Bremse – Brembo-Vierkolbenzangen und 330er-Scheiben – zu spüren, aber auch nicht mehr als bspw. bei den grossen Reise-Enduros.

 

Auf den vielseitigen Passstrassen in den Dolomiten konnte die Experia mit ­einem grossartigen Mix aus Handling und Stabilität absolut überzeugen. Vertrauen, Grip, Agilität – ja, schlicht Performance, bewegen sich auf Topniveau. Und auch die Leistung stimmt. In Bewegung fühlt sich die Experia deutlich stärker an, als dies das ­Datenblatt implizieren würde, was natürlich auch ­daran liegt, dass ihr ansehnliches Drehmoment praktisch übers gesamte Drehzahlband stets zur Verfügung steht. Wer in diesen Bögen der Experia enteilen möchte, muss wissen, was er tut.

Und die Reichweite?

Bei zügiger Fahrweise auf kurvigen Passstrassen im Sportmodus ergab sich bei unserem Test eine Reichweite von rund 240 Kilometern. Im Eco-Modus oder mit etwas gezügelter Gashand liesse sich diese sicher noch deutlich vergrössern. Aber auch schon «nur» diese 240 Kilometer reichen für anständige Etappen. Wenn beim Mittagsstopp ein Schnellader verfügbar ist, liegen auch lange Tage im Sattel drin.

 

Dolomiten

Überblick über die Überprüfung
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