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Test: Ducati Multistrada V4 S MY2025

Ducati Multistrada V4 S

Ducati hat sich für das Update der Multi­strada V4 S einiges einfallen lassen, sie für Euro5+ gerüstet und die sportliche Reiseenduro mit zahlreichen Anpassungen deutlich komfortabler und vielseitiger gemacht.

Bei herbstlichem Dauerregen konnten wir die neue Ducati Multistrada V4 S in Umbrien (I) bereits fahren. Dazu schickten uns die Italiener selbstsicher auf eine Route mit teils arg verworfenen Strassen sowie eine ausgewaschene und dadurch nicht gerade einfache Offroadpiste. Die Multistrada soll für vielerlei Strassen taugen, weshalb uns die Italiener auch ihr ganzes Spektrum beziehungsweise Potenzial aufzeigen wollten.

Fit für Euro5+

Die Homologation für Euro5+ hat Ducati ohne Abstriche gemeistert. So leistet der V4 Granturismo weiterhin 170 PS und drückt 124 Nm ab. Das Standgeräusch konnte auf 92 dB(A) gesenkt werden. Die Multistrada V4 S fasziniert mit dumpferem Sound, aber akustisch weiterhin.

 

Gleichzeitig wurden die Verbrauchs- und Abgaswerte gesenkt. Dazu wird die hintere Zylinderbank nun nicht mehr nur im Leerlauf, sondern, wenn es der anforderte Vortrieb erlaubt, auch während der Fahrt deaktiviert. Je nach Gang werden die hinteren beiden Zylinder dann ab 2900 beziehungsweise 3900/min wieder befeuert. So konnte der Durchschnittsverbrauch um immerhin 6 Prozent reduziert werden. Zu hören oder spüren war von den Wechseln auf unserer Testfahrt nichts.

Dynamik und Komfort

Die offensichtlichsten Änderungen an der neuesten Multistrada V4 S finden sich im Design: Viele Teile sind neu in Schwarz statt Grau gehalten. Die neu gestaltete Frontpartie soll so dynamischer und sportlicher wirken.

 

Ducati Multi­strada V4 S

Die Ducati Multistrada V4 S kommt mit neu designter Front. Das Kurvenlicht wurde optimiert und Radarfunktionen ergänzt.

 

Gleichzeitig war auch zusätzlicher Komfort ein wichtiger Faktor bei der Weiterentwicklung. So wurde der Soziusplatz geräumiger, verfügt über grosszügiger dimensionierte Haltegriffe und bietet mit zurückversetzten Kofferhaltern mehr Beinfreiheit.

 

Das neue Federbein hinten sorgt mit einem um 8 auf 20 mm erweiterten Vorspannbereich für deutlich mehr Spielraum. Dadurch wird auch die neu automatische Tieferlegung spürbar effektiver. Bereits bisher konnte das Heck beim Anhalten per Knopfdruck abgesenkt werden. Neu wird am Heck bei Geschwindigkeiten unter 10 km/h die Vorspannung automatisch minimiert, sodass die Multistrada V4 S je nach Beladung hinten bis zu 3 cm absinkt. Werden wieder 50 km/h erreicht, wird die Federvorspannung selbstständig erhöht und die ursprüngliche Fahrzeugbalance hergestellt. Eine willkommene Hilfe für alle mit kürzeren Beinen, grossgewachsene können die Funktion auch ganz einfach deaktivieren.

DVO-MotoGP-Technik

Ein weiteres grosses Plus stellt der im MotoGP entwickelten Ducati Vehicle Observer (DVO) dar. Das System ging bei der neuen Panigale V4 S erstmals in Serie. Dabei werden zusätzlich zu den Daten der bestehenden Sensoren und der IMU über Algorithmen die Inputs von 70 weiteren, fiktiven Sensoren errechnet. So kann die jeweilige Lage des Motorrads noch genauer bestimmt und so die Funktion des semiaktiven Fahrwerks und der Assistenzsysteme weiter verfeinert werden.

 

Ducati Multi­strada V4 S

Das überarbeitete Fahrwerk der Ducati Multi­strada V4 S arbeitet nun vorausschauend und hievt die Italienerin je nach Einstellung auf ein neues Komfortlevel.

 

Das semiaktive Marzocchi-Fahrwerk Skyhook DSS EVO arbeitet an der neuen Multistrada V4 S dank einer neuen Regelstrategie, einem zusätzlichen Sensor in der Gabel und unter Einbezug der neuen DVO-Technik noch präziser, effizienter, ja gar vorausschauend. Wird an der Front nämlich eine Welle erkannt, passt das System die Hinterradfederung in Echtzeit an die auf sie zukommende Herausforderung an und sodass die Welle am Heck entsprechend geschluckt wird. Das funktionierte im Test beeindruckend und stellt nicht nur für den Passagier ein grosses Komfortplus dar. Gerade im Touring- oder dem neuen Wet-Fahrmodus schluckte das Heck Schläge fast schon mirakulös.

Neu können die Fahrwerksmodi unabhängig vom Fahrmodus auch während der Fahrt gewechselt werden.

 

Kombibremse ohne Einschränkungen

Der Stabilität zuträglich ist das neue Electronic Combined Braking System (eCBS). Bereits bei der bisherigen Multistrada V4 S wurde für zusätzliche Stabilität beim Betätigen der Vorderradbremse das Hinterrad mitverzögert. Neu wird aber auch beim Verzögern über die Fussbremse die Vorderradbremse betätigt.

 

Dieser Neuerung stand ich sehr skeptisch gegenüber und fürchtete schon, dass sie – wie bei der neuen BMW R 1300 GS – die Fahrdynamik für sportliche Fahrer, die sich bereits gewohnt sind, mit der Fussbremse das Motorrad zu stabilisieren, versauen könnte.
Tatsächlich wird dabei das Vorderrad aber abhängig von Parametern wie Geschwindigkeit, Gang, Drehzahl, Schräglage, Beladung etc., unterschiedlich stark mitverzögert. Dadurch störten mich die Eingriffe am Vorderrad auf unserer Testfahrt kaum. Selbst in Haarnadelkurven oder beim Wenden – Situationen, in denen ich das Motorrad stets mit der Fussbremse stabilisiere – versaute die Kombibremse die Dynamik nicht. Gerade im Zweipersonenbetrieb, wenn man bemüht ist, möglichst fein zu fahren, sehe ich mit der Neuerung natürlich auch die Vorteile.

 

In Spitzkehren oder bei unsicheren Gripverhältnissen bremse ich hinten gerne mit, was bei Kombibremssystemen, die über das Bremspedal auch die Vorderradbremse aktivieren, zu nicht beabsichtigten Reaktionen führen kann.

 

 

Was mich hingegen störte, war, dass der Druckpunkt am Bremshebel bei vorausgegangener Betätigung der Fussbremse weit nach vorne wandert, weil die Vorderradbremse über den ABS-Modulator ja bereits betätigt wird. Das beeinträchtigt die Transparenz und das Feedback am Bremshebel.

Danke: Kombibremsfunktion abschaltbar

Doch Ducati hat vorgesorgt, denn die Kombibremsfunktion von hinten nach vorn ist nur im ABS-Modus 3, der standardmässig dem Fahrmodus Touring zugeordnet ist, aktiv. Sie kann also durch die Wahl des ABS-Modus 2, in dem die Kombibremse nur von vorne nach hinten wirkt, deaktiviert werden. Der ABS-Modus 1 verfügt über keine Kombibrems-Funktion. Er ist standardmässig dem Enduro-Modus zugeordnet und verfügt über keine ABS-Regelung am Hinterrad.

Im Zuge des Brems-Updates kommt hinten neu statt einer 260er- einer 280er-Bremsscheibe zum Einsatz.

 

Änderungen im Detail

Im Rahmen des 2025er-Updates gab es noch zahlreiche weitere Anpassungen, etwa am Kurvenlicht oder dem Radarsystem, das neu auch über einen Kollisionswarner (abschaltbar) verfügt. Zu den wichtigsten Änderungen gehört für mich aber definitiv die Verfeinerung des bidirektionalen Quickshifters. Er arbeitet inzwischen fast komplett ruckfrei und lässt sogar das Hochschalten im Schiebebetrieb oder das Runterschalten unter Last anstandslos zu.

Verblüffende Offroadtauglichkeit

Beeindruckt hat mich auf der Testfahrt auch die Offroadtauglichkeit der Multistrada im anfangs erwähnten, teils tückischen Streckenteil abseits asphaltierter Strassen. Hier beeindruckten nicht nur das für eine Reiseenduro mit rund 250 kg überraschend flinke Handling.

 

Ducati Multi­strada V4 S

Die Ducati Multi­strada V4 S lässt sich für ihr Gewicht überraschend einfach und dynamisch im Gelände bewegen.

 

Der V4 ist im Enduro-Modus auch im Gelände sehr gut dosierbar. Die Offroad-Traktionskontrolle macht das Lenken mit dem ausbrechenden Hinterrad zum Kinderspiel. Und das Offroad-ABS vermittelt viel Vertrauen und löst die Bremse nie voreilig.

Patschnass, aber mit einem grossen Strahlen kam ich von der ausgedehnten Ausfahrt in Umbrien zurück.

 

Multi­strada V4 S 2025

Die Ducati Multi­strada V4 S gibts in drei Farbvarianten und unzähligen Konfigurationen.

 

Die neue Multistrada V4 S ist ab Ende August in Rot, Schwarz oder Weiss in insgesamt fünf Ausstattungsvarianten, mit oder ohne Radar, Seitenkoffer sowie mit Guss-, Schmiede- oder Drahtspeichenrädern erhältlich. Die neuen Speichenräder wurden total 3 kg leichter, die Schmiederäder sparen gegenüber den Gussrädern 2 kg ein. Ducati Multistrada V4 S gibt es ab Fr. 25 190.–. Die Paketpreise reichen Franken mit Radar, Griff- und Sitzheizung, Zentralständer, Speichenrädern und Alukoffern bis Fr. 30 220.– (Adventure Travel & Radar).

Weitere Infos und Preise gibts hier.

Überblick über die Überprüfung
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