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Der Grand Prix von Bern

1949 wurde in Bern zum ersten 125-ccm-WM-Lauf der Rennsporthistorie gestartet.

Beim Schweizer Grand Prix im Berner Bremgarten vor 70 Jahren hatten die 125er und die Gespanne ihre WM-Premiere. Aus diesen beiden Klassen kamen später die meisten Schweizer Weltmeister!

Die Schweiz war ein Motorsportland. Sogar eines der wichtigsten überhaupt. Nicht nur, dass nach dem Zweiten Weltkrieg die Motorrad-Europameisterschaft 1947 im Berner Bremgarten wiederbelebt wurde. Als zwei Jahre später die Motorrad-Weltmeisterschaft begann, fand der zweite Grand Prix auch gleich in unserer Bundeshauptstadt statt und feierte gleich zwei Premieren. Gingen bei der TT auf der Isle of Man zwei Wochen zuvor nur die 250er, 350er und 500er an den Start, war der GP der Schweiz der Auftakt für die 125er- und die Gespann-WM. Ganze 17 Fahrer fanden sich zur Premiere der kleinsten Grand-Prix-Klasse an diesem 3. Juli 1949 ein, die meisten davon auf italienischen Töff. Es waren dann auch alles Italiener, welche die Punkteränge abräumten. Nello Pagani gewann mit seiner Mondial vor Renato Magi auf Morini, Celeste Cavaciuti auf Mondial, Carlo Ubbiali auf MV Agusta und Umberto Masetti auf Morini.

1949 wurde in Bern zum ersten 125-ccm-WM-Lauf der Rennsporthistorie gestartet.

1949 wurde in Bern zum ersten 125-ccm-WM-Lauf der Rennsporthistorie gestartet.

Erste Frau eine Schweizerin

Dann folgten die Gespanne. Damals noch bis 600 ccm – wie heute wieder –, stellten sie ein spektakuläres Feld. Eric Oliver mit seinem Beifahrer Denis Jenkinson, der später als Copilot von Stirling Moss das Roadbook erfinden sollte, gewann auf Norton mit Watsonian-Beiwagen klar vor Ercole Frigerio und Lorenzo Dobelli in ihrem Gilera-Gespann. Hans Haldemann und Herbert Läderach sorgten mit ihrem dritten Platz im Norton-Gespann für den ersten Schweizer Podestplatz der WM-Geschichte. Bei Fritz Mühlemann sass seine Frau Marie im Boot, sie wurde auf dem guten siebten Platz die erste Frau, die in der Weltmeisterschaft eine Zielflagge sah. Und bei Hans Taveri sass sein kleiner Bruder Luigi im Beiwagen, von dem man später noch sehr viel hören sollte.

1949 fand in Bern-Bremgarten der erste Seitenwagen-WM-Lauf der Geschichte statt.

1949 fand in Bern-Bremgarten der erste Seitenwagen-WM-Lauf der Geschichte statt.

Die Sieger des GP Bern im Jahr 1949 wurden alle auch Weltmeister: Pagani bei den 125ern, Bruno Ruffo bei den 250ern, Freddie Frith bei den 350ern, Leslie Graham bei den 500ern und Oliver/Jenkinson bei den Gespannen. Und die beiden Klassen, die in Bern Premiere feierten, sollten die werden, aus denen die meisten Schweizer Weltmeister kommen.

1949 fand in Bern-Bremgarten der erste Seitenwagen-WM-Lauf der Geschichte statt.

1949 fand in Bern-Bremgarten der erste Seitenwagen-WM-Lauf der Geschichte statt.

Taveri und Lüthi

Luigi Taveri machte den Anfang, als er 1962 125er-Champion wurde. Er wiederholte dies 1964 und 1966 noch zweimal, zuletzt auf der legendären Fünfzylinder-Honda. Dazu wurde Taveri der einzige Fahrer der Geschichte, der in sechs Klassen WM-Punkte sammelte, inklusive der Gespanne, wo er 1954 mit Hans Haldemann in Bremgarten Sechster wurde. Nachdem Taveri Ende 1966 als ungeschlagener Weltmeister abtrat, sollten fast 40 lange Jahre ins Land gehen, ehe Tom Lüthi anno 2005 in dieser «kleinen» Klasse wieder Weltmeister wurde.

Biland/Waltisperg bleiben mit sieben WM-Titeln und 80 GP-Siegen ewige Sidecar-Champions.

Biland/Waltisperg bleiben mit sieben WM-Titeln und 80 GP-Siegen ewige Sidecar-Champions.

1966: Zwei Schweizer Weltmeister

Bei den Seitenwagen wurde Fritz Scheidegger 1965 mit John Robinson (GB) im BMW-Gespann Weltmeister und sorgte 1966 dafür, dass unter den fünf Weltmeistern zwei Schweizer waren! Nur ein halbes Jahr später verunglückte er in Mallory Park tödlich.

Adolf Hänni holte als Passagier drei WM-Titel für unser Land.

Adolf Hänni holte als Passagier drei WM-Titel für unser Land.

Rolf Biland

Rolf Biland wurde erstmals 1978 Weltmeister, und sein futuristisches BEO-Gespann sorgte dafür, dass die Gespann-Klasse 1979 zweigeteilt wurde. Die modernere B2B wurde zur reinen Schweizer Angelegenheit. Bruno Holzer/Charly Meierhans schlugen ihre Landsleute Rolf Biland und Kurt Waltisperg, die sich bei den konventionellen Dreirädern schadlos hielten. Rolf Biland sollte insgesamt sieben Titel einfahren, mit 80 WM-Lauf-Siegen ist er der erfolgreichste Gespannfahrer aller Zeiten.

Holzer/Meierhans wurden 1979 Weltmeister in der B2B-Wertung der zweigeteilten Sidecar-Klasse.

Holzer/Meierhans wurden 1979 Weltmeister in der B2B-Wertung der zweigeteilten Sidecar-Klasse.

Weltmeister mit 58 Jahren

Den letzten Titel für die Schweiz holte der unzerstörbare Adolf Hänni, der im Boot des Finnen Pekka Päivärinta dreimal Weltmeister wurde. Zuletzt 2013, mit sage und schreibe 58 Jahren – auch das ist eine Weltbestleistung.

 

Text: Imre Paulovits

Fotos: Archiv Maurice Büla

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