Blickführung: Wer falsch guckt, fährt schlecht
Für Motorradfahrer ist die Blickführung besonders wichtig. Das bedeutet: Da hinschauen, wo man hinfahren will, denn die Maschine fährt in der Regel dahin, wohin der Fahrer blickt. Anders gesagt: Wer falsch guckt, fährt auch schlecht.
Nur, wer als Töfffahrer die richtige Blickführung beherrscht, seine Augen also dorthin richtet, wo er hin will, wird auch dort ankommen. Diese „goldene Regel“ bringen Instruktoren den Teilnehmern von Sicherheits- bzw. Fahrertrainings immer wieder aufs Neue nahe.
Falsche Blickführung
Doch die Umsetzung fällt vielen, und vor allem unsicheren Motorradfahrern schwer, die ihren Blick meist auf bzw. vor das Vorderrad richten. Oder sie starren bei Kurvenfahrten auf den sich nähernden Rand der Strasse. Das ist gefährlicher als es klingt. Häufig passieren Motorradunfälle beim Kurvenfahren nicht, weil der Zweiradpilot zu schnell fährt oder die Ideallinie nicht sauber trifft. Schuld ist häufig die falsche Blickführung. Statt den Kurvenausgang anzuvisieren richtet der Fahrer sein Augenmerk stattdessen oft auf den Strassenrand oder den Gegenverkehr – und wird dort im Zweifelsfall auch im doppelten Sinne des Wortes landen.
Neulenker haben Mühe
Hinzu kommt, dass etlichen, insbesondere Neulingen auf dem Motorrad, dieses Prinzip nicht einleuchten will. Obwohl es eigentlich auch für das Autofahren gilt. Beim motorisierten Zweirad kommt aber hinzu, dass es nicht über zwei Räder gelenkt wird, sondern durch Schräglage gesteuert wird. Dabei gerät der Gleichgewichtssinn leicht aus der Balance und damit schnell auch das Motorrad. Denn wenn das menschliche Gehirn registriert, dass der Körper aus dem Gleichgewicht ist, wird dies mit Gefahr gleichgesetzt. Menschen reagieren dann tendenziell nicht mehr überlegt und gelassen, sondern geraten in eine Art Alarmstimmung.
Auf die Lücke fokussieren, nicht aufs Hindernis
Falsche Blickführung und die Folgen führen nicht nur beim Motorrad dazu, dass man sich zum Beispiel auf ein sich näherndes Hindernis fokussiert. Auf der Maschine ist das häufig der Punkt am Strassenrand, an dem man erwartet, aus der Fahrbahn geworfen zu werden, warnt das Goslar Institut für verbrauchergerechtes Versichern. (Das Phänomen, dass der Mensch zuerst das Hindernis anstarrt, ist oft auch zu beobachten, wenn weiter vorne ein Verkehrsteilnehmer abbiegt. Selbst, wenn zum Vorbeifahren genügend Platz ist, bleiben viele noch lange hinter dem Abbiegenden, bis sie die Lücke erkennen.)
Sensomotorischer Grundsatz
Hier greift der sensomotorische Grundsatz: Der Blick führt die Bewegung. Und ist der Blick auf den „Punkt des Abflugs“ fixiert, fährt man unweigerlich darauf zu. Im Umkehrschluss gilt deshalb: Je weiter man seinen Blick voraus richtet, desto sicherer kommt man ans Ziel.
Neulinge wollen Bodenbeschaffenheit und Hindernisse erkennen
Neulinge auf dem Bike versuchen, ihren zu kurzen Blick voraus damit zu erklären, dass sie wissen wollen, wie die Fahrbahn vor dem Vorderrad beschaffen ist, ob möglicherweise Gegenstände auf der Strasse liegen und ähnliches. Sie sollten sich aber bewusst sein, dass sie solche Informationen sogar noch deutlich früher erhalten, wenn sie im wahrsten Wortsinn „vorausschauender“ fahren. Das verschafft ihnen nämlich auch mehr Zeit, situationsangemessen zu reagieren.
Den Kopf möglichst aufrecht halten
Fahrlehrer vergleichen dieses Prinzip gern mit einer Person, die gefüllte Gläser auf einem Tablett trägt. Würde sie nur auf die Getränke schauen, wäre Verschütten vorprogrammiert. Auch der Blick über das Tablett kurz vor die eigenen Füsse kann Wackeln und Anecken nicht verhindern. Versiertes Bedienungspersonal hat daher immer den Tisch im Blick, zu dem die Getränke gebracht werden sollen. Beim Motorrad kommt hinzu, dass sich der Fahrer zum Steuern der Maschine in die Kurve legt. So kommt der „Horizont“ in Schieflage, das Gehirn signalisiert Gefahr. Deshalb empfehlen Fachleute, beim Kurvenfahren in Schräglage, den Kopf möglichst aufrecht zu halten.
Quelle: ampnet/jri
Nicht nur die Blickführung, sondern auch die Gedanken
Link: Denkst Du blöd – fährst Du blöd
Auch auf Rennstreckentrainings lernt man Blickführung – zum Beispiel auf unserem Leser-Trackday zusammen mit have-fun.ch: