Sultanat Oman
Harley-Entdeckerreise kreuz und quer durch den Wüstenstaat.
Es war einmal … So fangen Märchen an, auch die aus 1001 Nacht. Es sind die Geschichten von Sindbad dem Seefahrer, der vom Oman aus die Welt erkundete. Oder die von den Heiligen Drei Königen. Geheimnisvoll und exotisch ist das Land auf der Arabischen Halbinsel bis heute geblieben …Trotzdem will ich keine Märchen erzählen von einem Land, wie es einmal war … Von einem Seefahrer, der sich von Affen sein Schiff klauen lässt, und Königen, die – scheinbar vom Weihrauch bekifft – einem Stern hinterherlaufen. Ich möchte von einer Reise durch ein Land berichten, in dem man sich wie in einem Live-Märchen vorkommt. Von Menschen, die sich zwar als Sindbads Erben verstehen, aber lieber auf dem Highway Gas geben statt auf den Weltmeeren vor sich hinzuschippern. Und von traumhaften Nächten in der Wüste unter freiem Sternenhimmel.Fahren wir also los … Die Küstenstrasse zuseiten des Arabischen Meeres trägt weder eine Nummer noch einen Namen. Von Sur aus, der legendären Hafenstadt am Ende des Golf von Oman, sind wir auf unseren Harleys in Richtung Süden unterwegs, um dem Küstenverlauf zum östlichsten Punkt der Arabischen Halbinsel zu folgen. Die Landzunge Rash Al Hadd ist vor allem bekannt für die grossen Meeresschildkröten, die regelmässig in der Nacht an Land kommen, um hier am Strand ihre Eier abzulegen. Stetig fahren wir am tiefblauen Meer entlang. Wasser soweit das Auge reicht – bis nach Indien. Auf der anderen Seite der asphaltierten Strasse sieht es ähnlich endlos aus: nur Steine, Sand, ein paar Felsen und am Horizont die östlichen Ausläufer des Hadschar-Gebirges.An den Klippen von Al Khabbah kommen wir ins Grübeln, nur eine zerfurchte und mit dicken Steinen durchsetzte Sandpiste führt von der Strasse an den Klippenrand. Mit den Harleys wird das kein Vergnügen. Also entscheiden wir uns, den letzten Kilometer lieber zu Fuss zurückzulegen. Ein an der Zufahrt in seinem Pick-up wartender Omani zeigt Erbarmen und bietet sich als Shuttle-Service an. Dankbar nehmen wir das Angebot an. Der gute Mann wartet sogar so lange, bis wir unsere Erinnerungsfotos geschossen haben. Danach bringt er uns wieder zurück zu unseren Maschinen. Ein freundliches „sukran“, das arabische Wort für danke, reicht ihm als Belohnung. Ihm ein Trinkgeld anzubieten, käme einer Beleidigung gleich.Unsere Motorräder sind die Attraktion Derartige Begegnungen mit den Einheimischen haben wir immer wieder. Die Omanis sind ausgesprochen gastfreundlich und hilfsbereit. In einer Werkstatt, die wir wegen eines Umfallers aufsuchen müssen, schraubt der Mechaniker eine gute Stunde lang und wünscht uns danach „yaumun sa?¯ldun“, einen schönen Tag, ohne einen Rial, die Währung des Landes, von uns zu verlangen. Er könne ja einmal selbst in Not geraten, dann würden wir ihm auch helfen, erklärt er uns zum Abschied. Allerdings sollen wir noch ein Foto mit ihm und der Harley machen.Unsere Motorräder sind die Attraktion, egal ob vor dem Fünf-Sterne-Hotel oder vor dem einfachen Imbiss an der Strasse. Grosse Motorräder gibt es im Oman nur wenige, sie gehören meistens Ausländern, die im Land arbeiten. Der Harley-Dealer in Muscat, ein Engländer, der schon seit zwanzig Jahren hier lebt, ist der einzige im Oman. Rund 70 Harleys verkauft er jährlich. Weit verbreitet sind dagegen Mopeds und Leichtkrafträder, überwiegend Hondas Cub und die kleine CB125F.Eilig darf man es nicht haben Nach der Begrüssungsformel „as-sal-amu alaikum“ (guten Tag) und einem „alaikum salam“ als Antwort ist das Eis zwischen Touri und Omani schnell gebrochen. Viele Omanis sprechen etwas Englisch. Nachdem man sich und seine Begleiter vorgestellt hat, fragt man gegenseitig nach dem Wohlbefinden und was in der Welt so los ist. Damit ist der formale Teil der Begrüssung erledigt und man widmet sich schliesslich den Selfies mit Motorrad und Familie oder Fahrer, Motorrad und Handy-Besitzer oder in irgendeiner anderen Konstellation. Diese Begrüssungsrituale werfen jeden Zeitplan über den Haufen. Wenn das Gegenüber dann auch noch zu Kaffee und Datteln einlädt, wirds schwierig. Eine Ablehnung käme einem Schwerverbrechen gleich. Eilig darf man es im Oman halt nicht haben.Das gilt allerdings nicht im Strassenverkehr. Da werden die ansonsten so gelassenen Einheimischen zu Möchtegern-Rennfahrern mit dem Messer zwischen den Zähnen. Auf den gut ausgebauten, autobahnähnlichen Fernstrassen herrscht das Recht des PS-Stärkeren. Da flössen selbst unsere Big-Bore-Bikes keinen Respekt mehr ein: Cruisen wir gemütlich vor uns hin, werden wir von hinten zur Seite gehupt, nachdem sich der Omani unser Nummernschild zuvor aus einem Meter Entfernung näher angeschaut hat. Fahren wir mal schneller, wird trotzdem mit vollem Risiko überholt, während uns vom Beifahrersitz freundlich zugewinkt wird.Die grünen Berge Die Omanis haben offensichtlich Nachholbedarf. Vor 1970, als sich das Land dem Ausland öffnete, gab es ganze sieben (!) Kilometer asphaltierte Strasse vor dem Sultanspalast in Muscat (auch Maskat geschrieben), die restlichen Verbindungen bestanden aus staubigen Pisten. Die gibt es im wüstengleichen Landesinneren und im Hadschar-Gebirge immer noch jede Menge, seit damals werden aber alle Verbindungen zwischen grösseren Ortschaften asphaltiert – mit dem netten Nebeneffekt, dass die Strassen perfekt zum Motorradfahren sind. Das gilt besonders für die herrliche Nebenstrasse von Al-Kahburah am Golf von Oman nach Rustaq mitten durch die atemberaubende Gebirgslandschaft der Al Akhdar Berge, die Teil des Hadschar-Gebirges sind.Die „Grünen Berge“ machen hier ihrem Namen keine Ehre. Die kurvenreiche Strecke führt durch tiefe Schluchten aus nacktem Fels und über wüstenartige Plateaus. Nur vereinzelte Oasen mit Dattelpalmen und einige meist ausgetrocknete, wenig Wasser führende Wadis (ausgetrocknete Flussläufe, die nur nach starken Regenfällen Wasser führen) bieten einen erträglichen Lebensraum. So eine „Flussdurchfahrt“ muss natürlich bildlich festgehalten werden. Bis ein Einheimischer meint, wir würden ihn fotografieren. Deshalb fährt er mit seinem Allrad-Jeep gleich mehrfach durchs Motiv. Schliesslich reicht er uns auch noch sein Smartphone. „Photo?“Die Festungen „Grenzgebiet“ heisst der Name Rustaq übersetzt, der aus dem Persischen kommt. Die Perser herrschten hier um das 7. Jahrhundert herum. Wahrzeichen der ehemaligen Hauptstadt des Landes ist die Festung Qalaat al-Qesra, eine der imposantesten Burganlagen mit vier mächtigen Türmen, mehr als 20 Meter hoch. Von den aus Stein und Lehm erbauten Burgen gibt es im Oman reichlich. Die meisten verfallen, aber die bedeutendsten wurden in letzter Zeit renoviert. So auch die in Rustaq. Das Gewirr aus Gängen und Kammern, Bibliothek und Moschee bietet sich bestens an, märchenhafte Geschichten zu erzählen.Von Barka zu Sindbads Erben Das gilt ebenfalls für die Festung von Barka, der ehemals bedeutenden Hafenstadt. Wie Sindbad segelten von Barka aus die Schiffsleute mit ihren Zwei- oder Dreimast-Seglern, den Dhaus, los, um Datteln, Limonen und Weihrauch nach Indien und Ostafrika zu transportieren und Gewürze und Edelhölzer nach Arabien zurückzubringen. Den Hafen gibt es nicht mehr, nur noch eine kleine Anlegestelle für die lokalen Fischer, die allmorgendlich den frischen Fang aus ihren Holzbooten entladen und auf dem angrenzenden Fisch- und Gemüsemarkt verkaufen. Wir stellen unsere Harleys direkt neben den alten Kanonen vor der Burg ab und wollen die wenigen Meter zur Fischhalle zu Fuss gehen. Doch sogleich werden wir wieder in ein Begrüssungsritual verwickelt. Der gut gelaunte Mann mit der traditionellen Kumma auf dem Kopf, der runden Kappe und eingehüllt im braunen Gewand, dem Dishdasha, möchte sich unbedingt mit seinem Sohn auf der chromblitzenden Harley verewigt sehen. Der Kleine schaut zwar etwas unsicher drein, aber der Papa ist glücklich.Wer mehr über Sindbads Erben und deren Schiffe erfahren möchte, muss unbedingt nach Sur. Der Ruf der Dhau-Werften und ihrer Handwerker ist legendär. Seit Jahrhunderten werden die berühmten Segelkähne hier gefertigt. Von den einstmals sieben Werften existiert allerdings nur noch eine, die Dhaus baut.Wir cruisen auf der geschwungenen Hafenpromenade entlang der Lagune von Sur. Die Corniche wird sie genannt, und man kommt sich wirklich vor wie in Nizza an der Promenade des Anglais. Der Blick über die Bucht zum Leuchtturm ist herrlich. In der Lagune dümpeln einige Dhaus beschaulich vor sich hin. Am Strand spielen Jugendliche Fussball, während wir aufpassen, nicht wieder eine jener bordsteinhohen Bodenwellen zu übersehen, die den Geschwindigkeitsrausch der Omanis eindämmen sollen. Selbst in den allerkleinsten Käffern gibt es sie, speziell die Promenade von Sur ist gespickt mit den Schwellen.Holzmikado … oder die Werft von Khalid Deshalb hätten wir die Werft von Khalid Juma Al Hasoon fast übersehen. Durch ein kleines Eisentor kommt man in die Werkstatt unter freiem Himmel. Wir dürfen uns überall umsehen und über eine Leiter eines der halbfertigen Boote erklimmen. Neben der Dhau liegt das Baumaterial: Elastisches Zedernholz, hartes Teakholz sowie Bretter und Spanten. Drei Zimmerleute stehen davor und beratschlagen, welches Teil aus dem Holzmikado gerade gebraucht wird. Baupläne gibt es keine, nur das Wissen im Kopf, das vom Vater auf den Sohn vererbt wird. Das Holz wird wie zu alten Zeiten von Hand bearbeitet, elektrische Hilfsmittel wie eine Bohrmaschine kommen nur selten zum Einsatz.Khalids Vater, ein älterer Herr mit grauem Spitzbart, unterbricht seine Teepause und schliesst uns den kleinen Verkaufsraum mit kleinen und grossen Schiffsmodellen auf. Für den Sultan von Oman fertigt die Werft übrigens originalgetreue Mini-Dhaus an, die der Herrscher auf Auslandsreisen seinen Gastgebern als Staatsgeschenk überreicht. Garmisch-Partenkirchen, wo sich Sultan Qabus ibn Said häufiger aufhält, besitzt wahrscheinlich auch so ein Geschenk.Die gefährlichste Strasse Omans Mit der omanischen Obrigkeit hatten wir bisher wenig Kontakt. Lediglich einmal beim Grenzübertritt in Hatta von den Vereinigten Arabischen Emiraten in den Oman mussten wir bisher unsere Papiere vorzeigen (siehe Infos). Um allerdings auf das Sayq-Plateau fahren zu dürfen, kommen wir um eine Polizeikontrolle nicht herum. Die „gefährlichste Strasse des Oman“ wartet auf uns. Den sagenhaften Ruf verdankt die ehemalige Militärstrasse zahlreichen Unfällen der eher ans Geradeausfahren gewohnten Omanis. Von Birkat al Mawz, auf der südlichen Seite der Al Akhdar Berge gelegen, überwindet sie einen Höhenunterschied von mehr als 1500 Metern bis auf 2300 Meter Höhe. Es lohnt sich, den Strassenverlauf einmal auf Google Maps im Satellitenbild anzuschauen. Wie eine endlose Schlange windet sich die Strasse mit unzähligen Kurven und Kehren mal mehr, mal weniger steil über 37,7 km hinauf nach Sayq, dem Hauptort auf dem Plateau.Autos dürfen nur mit Allradantrieb die ehemalige Militärstrasse befahren. Für die Harleys haben wir eine Sondergenehmigung gebraucht. Früher mussten Motorradfahrer sogar eine spezielle Fahrprüfung vor den Augen der Kontrolleure ablegen.Vorbei am alten Fort von Birkat al Mawz führt die Strasse zunächst durch ein breites Wadi, an dessen Ende wir bereits die erste Steigung erkennen können. Fahrerisch stellt sie allerdings kein Problem dar. Dann kommt die Schranke. Der Kontrollpunkt ist ausgebaut wie eine Grenzstation, richtig Respekt einflössend. Zur Überraschung spricht einer der Beamten sogar Deutsch. Ich werde ins Wachhäuschen eingeladen, der Vorsteher lädt mich zum Kaffee ein und sein Untergebener rückt mir einen Sessel hin, damit ich beim Verspeisen der gereichten Datteln (sehr lecker) nicht stehen muss. So stelle ich mir das demnächst bei einer Polizeikontrolle hierzulande vor.Wie am Grand Canyon Die Fahrt aufs Plateau ist wirklich atemberaubend, wenn auch nicht ganz so extrem wie vorher erzählt wurde, etwa vergleichbar mit der Überquerung des Timmelsjochs. Wir völlig alleine. Leider gibt es nur wenige Parkplätze, um zwischendurch auch einmal die Aussicht geniessen zu können. Die ist bedauerlicherweise ziemlich verbaut, aus Sicherheitsgründen wird die Strasse von hohen Rampen gesäumt, so dass man sich – besonders bergab – wie auf einer riesigen Bobbahn mit überhängenden Kurven vorkommt.Auf dem Plateau angekommen, ist das Panorama eindrucksvoller. Aus rund 2000 Metern Höhe blickt man in eine Schlucht, die an den Grand Canyon erinnert. Auf der gegenüberliegenden Seite klammern sich die Bergdörfer Al Ayn und Al Aqr wie Adlerhorste an die Felswand. Aufgrund des milden Klimas wachsen hier in den terrassenförmig angelegten Gärten zwischen den steinigen Hängen Marillen-, Pfirsich-, Walnuss- und Granatapfelbäume. Wir fahren ans Ende der nun nur noch schmalen Strasse, wo etwas unterhalb des Plateaus das malerische Bergdorf Wadi Bani Habib liegt – ein Geisterdorf inmitten eines romantischen Hains mit alten Walnuss- und Obstbäumen, durch den ein Bächlein fliesst.Man kann sich gut vorstellen, dass an diesem schattigen Ort die Scheherazade, die Tochter des Wesirs, dem persischen König Schahrayar die Märchen aus 1001 Nacht vorgelesen hat.Ein Schauspiel am Nationalfeiertag Wadi Bani Khalid ist normalerweise ebenfalls ein Ort der Ruhe. Doch heute ist Nationalfeiertag. Da haben alle Omanis vier Tage frei, laden Sack und Pack in ihren Pick-up, um ans Meer zu fahren oder eines der wasserreichen Wadis zu besuchen. Neben dem Wadi Shab und dem Wadi Tiwi nahe der Küste ist das Wadi Bani Khalid mit mehreren Quellen die bekannteste und schönste Oase des Landes. Das Quellgebiet liegt mitten im Hadschar-Gebirge. Die Sackgasse führt über ein teilweise nur einspuriges, verschlungenes Asphaltband aus der ebenen Sandwüste gute 30 Kilometer immer leicht bergauf durch einsame, baumlose Täler mit bis zu 2000 Meter hohen Bergen ringsum.Dass wir diesmal nicht alleine unterwegs sind, erkennen wir am Ende der Strasse … ein Auto parkt neben dem anderen. Mit unseren Harleys sind wir dennoch ganz vorne dabei. Das Herz der Oase bildet ein riesiger, in der Sonne giftgrün leuchtender Teich, dessen Ufer von zahlreichen Palmen gesäumt werden. Wir kommen uns vor wie an einem Strand in der Karibik. Es herrscht reges Treiben rund um den Badeteich und die weiteren, etwas höher gelegenen Pools.Die Ausflügler haben ihren gesamten Hausstand mitgebracht. Auf offenen Feuern köchelt in überdimensionalen Töpfen das Essen, welches von den Frauen in ihrer bunten Sonntagskleidung überwacht wird, während die Männer rund um die Kanne mit dem süsslichen Tee palavern. Dieses unerwartete Schauspiel lässt uns nur Staunen und fast vergessen, dass wir eigentlich hergekommen sind, um uns im kühlenden Nass etwas zu erfrischen.Den Sternen so nah … Schliesslich steht eine Wüstenübernachtung auf dem Plan. Und Wasser soll dort bekanntlich knapp sein. Schon auf dem Weg zum Wadi Bani Khalid hatten wir von der Hauptstrasse aus am Horizont die Sanddünen der Ramalat al Wahiba ausgemacht. Neben der weltweit grössten Sandwüste, der weiter im Süden des Omans gelegenen Rub al-Khali, ist die mit einer Ausdehnung von 100 mal 200 km auch unter dem Namen Wahiba Sands bekannte Einöde ein eher kleinerer Sandkasten. Für unsere Harleys ist sie jedoch gross genug, mit den dicken Bikes kämen wir keine fünf Meter weit in dem feinen Sand.Deshalb fragen wir uns schon die ganze Zeit, wie wir unser mitten zwischen den Dünen gelegenes Camp erreichen sollen. Links und rechts der immer noch asphaltierten Strasse dösen ein paar Kamele vor sich. Des passenden Verkehrsschildes hätte es gar nicht bedurft. Dann ist die Strasse zu Ende, zum unterhalb der Sandberge errichteten Beduinen-Camp Al Areesh geht es nur noch über eine Piste weiter. Allerdings nicht für die Harleys. „No 4WD, wait here and call the number below“, lesen wir auf einem Hinweisschild. Aber man hat uns wohl schon erkannt, ein Shuttle ist bereits unterwegs.Wir haben die Wahl: Schlafen wir in der wärmeren Hütte oder richten wir unser Bett draussen im Freien ein? Die Warnung, die Temperaturen würden in der Nacht bis knapp an die fünf Grad fallen, nehmen wir nicht so ernst. Wann hat man schon einmal Gelegenheit, bei wolkenlosem Himmel Sterne ohne störende Lichtquellen zu betrachten. So liegen wir draussen auf der Matratze, wohlig in wärmende Decken gehüllt, und versuchen uns als Sternendeuter. Bei der Milchstrasse sind wir uns sicher, auch den grossen Wagen erkennen wir und die Sternschnuppe, die über uns hinwegrast. Einfache Dinge können so schön sein.In dem Moment wollen wir noch gar nicht an das Ende unserer Reise denken, wenn wir in Dubai unserer Motorräder wieder abgeben und in eine unwirkliche Welt zurückkehren, in der dem Gigantismus in Form von über 800 Meter hohen Wolkenkratzern gehuldigt wird oder Skihallen mitten in der Wüste gebaut werden. Märchenhaft ist anders.
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Reiseinfos Oman Allgemein: Das Sultanat Oman besteht überwiegend aus Wüsten. Touristisch gut erschlossen ist die Dünenlandschaft der Ramalat al Wahiba. Der Norden des Oman wird beherrscht vom Hadschar Gebirge mit bis zu 3000 Meter hohen Bergen. Der Süden mit dem Hauptort Salalah wird zu einem Touristenzentrum für Badeurlauber ausgebaut. Hier liegt auch das Zentrum der Weihrauchgewinnung. Haupteinnahmequellen sind aber weiterhin Erdöl und Gas.Der Sultan: Die Omanis nennen ihren Sultan Qaboos ibn Said ihren „Papa“. Der heute 76-jährige Sultan öffnete im Jahr 1970 den Oman der Welt. Das Land trat der UNO bei und der Arabischen Liga, wahrt aber seine Neutralität. Deshalb nennt man den Oman auch „die Schweiz Arabiens“. Der Sultan modernisierte das Land, führte die Schulpflicht sowie ein kostenloses Gesundheitssystem ein und bekämpfte die Armut. Es herrschen Religionsfreiheit und Gleichberechtigung. Inzwischen wurde an der Uni von Muscat sogar eine Männerquote eingeführt.Sicherheit: Der Oman gilt als sicheres Land. Kriminalität gibt es so gut wie keine. Ein islamistischer Fanatismus existiert genauso wenig. Der Islam ist Staatsreligion, aber er erfuhr dank des Sultans eine eigene Ausprägung, die Ibadiyah. Sie gilt als sehr liberal, demokratisch und friedfertig.Wetter: Die beste Reisezeit ist von November bis März. Dann liegen die Temperaturen zwischen angenehmen 25 und 30 Grad. In den Bergen und nachts in der Wüste kann es recht kühl werden mit Temperaturen um den Gefrierpunkt. In den restlichen Monaten ist es heiss mit Temperaturen über 40 Grad.Alkohol: Der Islam verbietet den Genuss von Alkohol. Deshalb gibt es ausser in einem in Muscat für Ausländer eingerichteten Laden weder Bier noch Wein einzukaufen – auch nicht im Restaurant. Lediglich in einigen grossen Hotels in touristischen Zentren wird Alkohol ausgeschenkt. Das gilt übrigens auch für die Vereinigten Arabischen Emirate.Wichtig: Auch das Mitführen von Alkohol im Auto oder auf dem Motorrad ist untersagt.Fotos: Nie ohne Erlaubnis Personen (besonders Frauen) ablichten. Betende sollte man grundsätzlich nicht fotografieren. Männer sind dagegen gerne bereit, sich in Positur zu werfen. Das magische Wort lautet „mumkin soorah“, darf ich ein Foto machen.Geld: Die Währung im Oman ist der Rial. Ein Rial entspricht etwa 2,50 Euro. Der Oman ist ein günstiges Reiseland. So kostet das Benzin etwa 30 Cent. Kreditkarten werden nicht überall akzeptiert.Essen & Trinken: Es herrschen strenge Hygiene-Vorschriften, weshalb selbst im letzten Dorf auf dem Lande der Café-Besitzer seine Getränke mit Gummihandschuhen serviert. Das Leitungswasser kann man beruhigt als Trinkwasser nutzen. Für eine Hauptspeise in einem der zahlreichen Imbisse und lokalen Restaurants zahlt man ab ein Rial für Speis und Trank.Motorrad: Im Oman gibt es (noch) keine Harleys zu mieten. Der einzige Harley-Dealer im Oman hat sein Geschäft in Muscat (oman.hdbws.com/contact-us). Miet-Motorräder ab Dubai bietet seit Kurzem das US-Unternehmen Eagle Rider an (www.eaglerider.ae). Neben einer Haftpflichtversicherung benötigt man für den Oman eine Zusatzversicherung, die man am besten beim Vermieter abschliesst.Organisiert: Eine viertägige Töff-Rundreise u.a. inkl. Flug, Miet-Harley, Versicherungen, Übernachtung und Begleitfahrzeug bietet der deutsche Motorrad-Reiseveranstalter rm-reiseteam (www.rm-motorradreisen.de) jeweils im März und November an.Sehenswert: Neben den Forts und Palästen gibt es viele weitere Highlights. Nicht versäumen sollte man in Muscat die überwältigende Sultan Qaboos sowie die Altstadt mit dem Sultanspalast, den Suk und die alte Passstrasse nach Ruwi. Nizwa ist berühmt für seinen Silber- und Ziegen-Suk sowie die prächtige Burganlage. Als schönste Wohn-Festung im Land gilt der märchenhafte Jabrin-Palast zwischen Nizwa und Al Ain. Ein fahrerisches Vergnügen ist die kurvenreiche Auffahrt auf den Jabal Hafeet mit fantastischen Aussichten. Nicht verpassen sollte man zudem den Kamelmarkt in Al Ain. |